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Nicht schon wieder!

Heftige Unwetterkatastrophen werden sich immer wieder ereignen, einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Jedoch gibt es eine Reihe von Ansatzpunkten, um Hochwasserschäden zu minimieren.

Sich dabei auf Einzelaspekte wie Renaturierung, Deiche, Deichrückverlegung, Frühwarnsysteme oder Versicherungspolicen zu verlassen, wird jedoch nicht ausreichen. Nur ein Bündel von Maßnahmen kann die Risiken effektiv mindern. Staat, Bürger und Versicherungswirtschaft müssen sie gemeinsam tragen und adäquat aufteilen.

Eine Ursache für Hochwasserkatastrophen ist das Auftreten einer bestimmten Wetterlage: Feuchtwarme Luft wird vom Mittelmeer östlich um die Alpen herumgeführt und trifft über Mitteleuropa auf kalte Luft aus dem Norden und Westen. Niederschläge mit sehr hohen Mengen sind die Folge. Sie werden durch den Anstau an der Nordseite der Alpen und den östlichen Mittelgebirgen zusätzlich verstärkt: Solche Konstellationen traten in den vergangenen 20 Jahren verstärkt auf und führten im Juni 2013 zu einer erneuten verheerenden Hochwasserkatastrophe im Süden und Osten Deutschlands.

Wichtige Faktoren für die Schadenminimierung sind die optimale Vorbereitung auf Katastrophensituationen und ein professionelles Katastrophenmanagement. Dazu gehören vor allem Frühwarnsysteme und eine funktionierende Einsatzplanung – beides Aufgaben des Staates. Entscheidend dabei ist vor allem, das Risikobewusstsein auf allen Ebenen aufrechtzuerhalten. Hier übernimmt die Versicherungswirtschaft mit transparenten Risikoeinschätzungen eine wichtige Rolle.

Die Betroffenen selbst können zur Schadenprävention beitragen, indem sie angepasst bauen, ihre Werteexponierung steuern, sich auf den Notfall vorbereiten und bei einer Katastrophe frühzeitig aktiv werden. Noch nie zuvor verfügten die Menschen über so großen und wertvollen Besitz wie heute. Wo früher Holz, Kohle und Vorräte lagerten, findet man heutzutage gut ausgestattete Hobbyräume, Hausbars, Wellnessbereiche oder elektronisch gesteuerte Heizanlagen mit ihren dazugehörigen Öltanks. In größeren Wohnanlagen oder gewerblichen Gebäuden befinden sich im Untergeschoss oft Steuerungsanlagen der Gebäudetechnik, Warenlager oder Rechenzentren. Permanente und temporäre bauliche Maßnahmen sowie richtiges Verhalten bei Überschwemmungsgefahr können diese Werte vor Schäden schützen.

Ein Restrisiko wird immer bleiben. Für dieses Restrisiko können die Versicherer einstehen. Fast 99 % aller Gebäude in Deutschland lassen sich unproblematisch versichern. Selbst für die Fälle in den am stärksten gefährdeten Zonen lässt sich über Selbstbehalte und Schutzmaßnahmen manchmal eine Lösung finden. Die Eigenvorsorge bleibt, auch wenn man eine Police in Händen hält, der entscheidende Faktor bei der Schadenminimierung.

Immer auf der Hut

Doch selbst wenn alle Vorkehrungen getroffen wurden, darf man die Gefahr nicht aus dem Bewusstsein streichen und nachlässig werden. Wir müssen mit Hochwasserereignissen leben, doch wir können ihre katastrophalen Auswirkungen durch geeignete Risikovorsorge, die von der Entstehung des Hochwassers bis zur finanziellen Vorsorge mittels einer Versicherung geht, erheblich mindern.

Dr.-Ing. Wolfgang Kron, Head of Research, Hydrological Hazards in Geo Risks Research von Munich Re

09.12.2013 | 09:50

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