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Schluck aus dem Bierfass – wieviel Promille für Anleger?

Heineken dürfte bald der zweitgrößte Brauereikonzern der Welt sein. Nicht, weil das jüngste Quartalsergebnis die Markterwartungen übertraf, sondern weil die beiden schärfsten Konkurrenten der Niederländer zur Mega-Fusion ansetzen, indem sie ein 103-Milliarden-Dollar-Bierfass über den weltweiten Brauereihof rollen.

Eigentlich könnte man sich bei Heineken freuen. Die Niederländer haben im ersten Halbjahr 2016 ihr operatives Ergebnis vor Sondereffekten um knapp 13 Prozent gesteigert, mit einem Resultat von 1,71 Milliarden Euro. Gut elf Prozent beträgt das Plus beim endgültigen Gewinn von 977 Millionen Euro. Auch der Umsatz kletterte um zwei Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Dennoch plagen Heineken mehrere Sorgen. Da ist einmal der negative Einfluss von Währungseffekten, der das operative Ergebnis im Gesamtjahr um etwa 200 Millionen Euro reduzieren könnte - das ist doppelt so viel wie erwartet. Entsprechend begaben sich die Heineken-Aktien am Montag erst einmal auf Talfahrt. An der Börse in Amsterdam fiel das Papier um 3,3 Prozent auf 81,65 Euro. 

Ein weiterer Grund dürfte die Nachricht sein, dass die Konkurrenz eine der größten Konzernfusionen der Geschichte unter Dach und Fach gebracht hat. Der belgische Weltmarktführer Anheuser-Busch InBev, mit einem Quartalsumsatz von zuletzt 10,81 Milliarden US-Dollar, steht demnächst gemeinsam mit der Nummer zwei am Ausschank. Die britische Brauerei SABMiller rückt für schlappe 103 Milliarden US-Dollar ins Sortiment von AB InBev. Grund für die Übernahme ist unter anderem, dass das Geschäft der Belgier auf dem afrikanischen Kontinent rückständig ist, SABMiller ist dort der Platzhirsch. Doch auch die Briten mussten zuletzt einen Umsatzrückgang von vier Prozent hinnehmen - Schuld sind ausgerechnet Konjunkturschwächen und Konkurrenzkämpfe auf dem afrikanischen Kontinent. Anheuser-Busch InBev zieht die Übernahme dennoch durch, wie Ende Juli bekannt wurde. 

Brexit zwingt AB InBev zu neuem Angebot

Unter teils harten Auflagen dürfen die Belgier SABMiller für 45 Pfund je Aktie übernehmen. Das Angebot musste in Folge des Brexit-Votums und der damit verbunden Schwäche des Pfunds erhöht werden. Der Chef der Briten, Jan du Plessis, sprach von einer schwierigen Entscheidung und verortete das Angebot „am unteren Ende“ des Spektrums der empfehlenswerten Werte, wie „Spiegel Online“ berichtet. Voraussetzung für die Fusion ist unter anderem, dass Anheuser-Busch InBev das US-Geschäft von SABMiller verkauft. Gleiches gilt in China, wo in China Resources Beer bereits ein Käufer für die Anteile der Briten an CR Snow gefunden wurde. Dennoch wird die Übernahme einen Brauerei-Giganten hervorbringen, der weltweit mehr als jedes dritte Bier abfüllt. 

Der Biermarkt steht damit auf dem vorläufigen Höhepunkt eines Übernahme- und Konsolidierungswettlaufs. 2014 war SABMiller seinerseits daran gescheitert, sich Heineken einzuverleiben. Die Geschäftsführung lehnte mit der Begründung ab, dass man „das Erbe und die Identität von Heineken als unabhängiges Unternehmen bewahren“ wolle. Das ist bis heute gelungen, doch der Druck auf Heineken wächst durch die Übernahme. Ob Beck’s, Pilsner Urquell oder Desperados: So ziemlich jedes Bier der Welt stammt aus den Hallen der drei größten Brauereikonzerne. Auf Platz vier liegen abgeschlagen die Dänen von Carlsberg, Platz fünf gehörte zuletzt einem Joint Venture von China Resources Enterprise und SABMiller. 

Chancen für Anleger

Die Branche ist durch etliche Beteiligungen extrem unübersichtlich geworden. Heineken beispielsweise gehören auch knapp die Hälfte der Anteile an der deutschen Brau Holding International, die Marken wie Hacker-Pschorr oder Paulaner im Tragerl hat. An der Börse war das Bild hingegen heute klar: Während SABMiller-Aktien fast auf der Stelle traten, begeben sich die Papiere von AB InBev auf eine kleine Talfahrt und verlieren an der paneuropäischen Börse „Euronext“ knapp 1,8 Prozent. Die Fusion zum Riesenfass dürfte erhebliche Konsequenzen für die Brauereibranche haben. Ergeben sich die erhofften Synergien, könnte es für Heineken schwer werden, überhaupt Schritt zu halten. Weitere Übernahmen sind daher nicht ausgeschlossen. Anleger sollten die Entwicklung der nächsten Monate genauestens im Blick behalten: Läuft bei der Mega-Fusion alles glatt, kann man womöglich schon bald frische Gewinne abzapfen.

Marius Mestermann

11.08.2016 | 14:19

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