Treiber der Energiewende
Förderbanken
Die KfW und die regionalen Institute wie LfA, L-Bank oder NRW.Bank spielen mittlerweile eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Energieeffizienzprojekten. Doch erschwert der Dschungel von Programmen den Durchblick.
Die Förderbanken des Bundes und der Länder haben sich im Windschatten der derzeit eher fruchtlosen politischen Auseinandersetzungen über den „richtigen Weg“ in die Zukunft der deutschen Energielandschaft zu erfolgreichen Treibern der „Energiewende“ entwickelt: Mit zinsverbilligten Darlehen und Zuschüssen in Milliardenhöhe beteiligen sich diese staatlichen Institute an der Verbesserung der Energieeffizienz von Wohnungen sowie Betrieben und helfen Kommunen bei der energetischen Sanierung von Gebäuden und Infrastruktur. Allerdings: Ein Wildwuchs von sehr verschiedenen, häufigen Veränderungen unterworfenen Förderprogrammen und gelegentlich auch das Konkurrenzverhältnis unter Förder- und Hausbanken erschweren den potenziellen Antragstellern den Durchblick.
Allein die KfW Bank will im Fünf-Jahres-Zeitraum 2013 bis 2017 rund 100 Mrd. Euro an Darlehen und Zuschüssen für die Verbesserung der Energieeffizienz bereitstellen. „Bei der Umsetzung des Jahrhundertprojekts Energiewende sieht sich auch die KfW in der Verantwortung“, so begründet der KfW-Vorstandsvorsitzende Ulrich Schröder dieses ambitionierte Ziel. Bereits im Vorjahr, 2012, hat die KfW rund 10 Mrd. Euro an Darlehen und Zuschüssen für Projekte der energetischen Verbesserung vergeben – Tendenz 2013 deutlich steigend.
Auch das gute Dutzend von Förderinstituten der Bundesländer – von der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt im Norden bis zur LfA Förderbank Bayern im Süden, der Saarländischen Investitionskreditbank im Westen bis zur Sächsischen Aufbaubank im Osten – hat bereits eine Vielzahl von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz entwickelt. Und diese in der Regel nur in den jeweiligen Bundesländern angebotenen Förderprogramme stoßen ebenfalls auf eine rege Nachfrage.
Freude bei den Förderbanken-Chefs
So hat etwa die L-Bank, die Förderbank des Landes Baden-Württemberg, im Rahmen ihrer 2012 neu kreierten Energieeffizienz-Förderprogramme bereits im Startjahr 12000 Darlehen im Gesamtvolumen von mehr als 1 Mrd. Euro vergeben. Der Vorstandsvorsitzende der L-Bank, Christian Brand, freut sich über diese Bestätigung: „Unsere Energieeffizienz-Angebote wurden sowohl von Privatleuten beim Bau und bei der Sanierung von Wohnungen als auch von Mittelständlern für die Modernisierung ihrer Betriebe sofort stark nachge-fragt.“ Beim größten Landesförderinstitut, der NRW.Bank, habe der „Förderschub für die Energiewende in Nordrhein-Westfalen“ 2012 sogar 3,9 Mrd. Euro, gut 40% des gesamten Vorjahres-Fördervolumens von 9,5 Mrd. Euro betragen, wie der NRW.Bank-Chef Dietmar Binkowska nicht ohne Stolz berichtet.
Mehr als 50 Programme haben die deutschen Förderinstitute inzwischen im Angebot, die sich auch oder ausschließlich der Verbesserung der Energieeffizienz widmen. Dabei sind die Konzepte und Zielgruppen zum Teil durchaus unterschiedlich: So konzentriert etwa die LfA Förderbank Bayern ihre Energieeffizienz-Programme auf mittelständische Unternehmen und Kommunen. Ein Beispiel: Betriebe, die durch die Anschaffung neuer Maschinen und Anlagen mindestens 30% des durch die bisherigen Anlagen verbrauchten Stroms einsparen, können bis zu 80% der Modernisierungskosten über einen zinsverbilligten „Investivkredit Energie“ der Förderbank Bayern finanzieren.
Gratis-Förderung für ganz Schlaue
Andere Förderbanken – etwa die L-Bank und die NRW.Bank, aber auch die bundesweit tätige KfW – unterstützen, neben energetischen Verbesserungen in Betrieben und Kommunen, auch den Bau besonders energieeffizienter Wohnungen und die energetische Modernisierung des Wohnungsbestands. Dabei können die Interessenten – für energetisch besonders ambitionierte Projekte – nicht nur zinsgünstige, bis zu 30 Jahren laufende Darlehen, sondern auch nicht rückzahlbare Zuschüsse erhalten. Im Programm „Energetische Sanierung“ der KfW können beispielsweise bis zu 25% der Kosten, gedeckelt bei 18750 Euro pro Wohneinheit, als Zuschuss ausgezahlt werden. Neben den Klassikern der energetischen Modernisierung – Wärmedämmung, Heizungserneuerung, neue Gerätschaften und Photovoltaik – kommen auch ständig neue „Fördertatbestände“ in die Programmkataloge. Letzte Nachricht: Seit dem 1. Mai subventioniert die KfW auch die Installation von Batterien als Speicher für Solarstrom.
Eine Art „Förderprogramm-Tuning“ hat die L-Bank im wohlhabenden Baden-Württemberg entwickelt: „Wir gestalten Programme der KfW durch zusätzliche Mittel des Landes und der Bank noch attraktiver“, beschreibt Pressesprecherin Ute Faath die Programmveredelung à la L-Bank. Das Ergebnis: Die Kundschaft erhält die Darlehen zu noch günstigeren Konditionen als anderswo. Apropos: Die Konditionen sind auch bei den meisten Energieeffizienz-Förderprogrammen nicht starr. Die Entwicklung der Kreditmärkte, aber auch die Einschätzung der Bonität der Antragsteller und der Risiken der Förderprojekte haben Einfluss auf das Zinsniveau. So haben einige Förderprogramme eine Bandbreite des Zinssatzes von unter 1% bis auf über 5%.
Eine entscheidende Lotsenrolle kommt bei der Anbahnung und der Abwicklung fast aller Förderprogramme der Hausbank des Antragstellers zu. Diese Rolle gilt freilich als „nicht immer ganz frei von Zielkonflikten“, wie ein Förderprogramm-Experte der Industrie- und Handelskammer Stuttgart das gelegentlich entstehende Spannungsverhältnis zwischen Förder- und Hausbanken in der Konkurrenz um die Kreditvergabe an besonders solvente Kundschaft umschreibt. Und weiter: „Hausbanken können versucht sein, lieber mit eigenen Krediten auszuhelfen, ohne eine Förderbank ins Boot zu holen.“
Vor dem Hintergrund der Vielfalt an möglichen Programmen und der nicht immer zu garantierenden Objektivität der beteiligten Banken ist die Hinzuziehung unabhängiger Navigationshelfer sehr anzuraten. Doch wo können potenzielle Antragsteller solche Lotsen finden? Wer den Bau, Kauf oder die Sanierung einer Wohnung plant, kann in einem freien Energieberater einen kompetenten Ratgeber auch beim Vergleich von Förderprogrammen finden. Größere Architektenbüros kennen sich mit diesen Finanzierungsmöglichkeiten häufig ebenfalls ganz gut aus. Unternehmen können sich bei Kammern und Branchenverbänden, jedoch auch bei Ingenieur- und Planungsbüros ihres Vertrauens Rat einholen. Jedoch kann auch der beste Rat dem Bauherrn und Modernisierer nicht die Verantwortung und die zumeist ja über viele Jahre nachwirkenden Folgelasten einer derartigen Darlehensaufnahme abnehmen. Bei Adam Riese gibt es keinen Rabatt – auch keinen Öko-Nachlass.
21.06.2013 | 14:03