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Sparkassen-Institut streicht die Segel: Knapp 2,5 Millionen Deutsche verlieren ihre Kreditkartenbank

Bisher haben Kunden von Amazon und dem ADAC eine Kreditkarte erhalten können, die in Zusammenarbeit mit der Landesbank Berlin abgewickelt wurde. Jetzt zieht sich die Bank aus dem Geschäft zurück. Was bedeutet das für die betroffenen Besitzer einer Visa-Kreditkarte in Deutschland?

Knapp 2,5 Millionen Besitzer von Kreditkarten in Deutschland werden demnächst Post von ihrem Kreditkarten-Anbieter bekommen. Der Inhalt: Leider ist die Bank, die hinter der Kartenabwicklung steht, abhandengekommen. Möglicherweise können die Anbieter bereits eine neue Bankverbindung bekanntgeben. Das allerdings ist bislang nur eine Hoffnung.

Es geht um knapp 1,5 Millionen Besitzer sogenannter ADAC-Kreditkarten und um eine Million deutsche Amazon-Kunden. Sie alle haben sich zu vergleichsweise günstigen Konditionen Visa-Karten vom ADAC oder von Amazon ausstellen lassen. Im Hintergrund hat diese Karten die Landesbank Berlin (LBB) betreut, die den Sparkassen gehört. Sie will sich jetzt, so ist in einigen Finanzblogs zu lesen, die in der Bankenszene kursieren, aus dem Geschäft zurückziehen. Eine offizielle Bestätigung dazu ist derzeit bei allen drei Beteiligten nicht zu bekommen, was angesichts der großen Zahl der betroffenen Kunden schwer nachvollziehbar ist. Allerdings widerspricht auch niemand der Aussage, dass die Trennung beschlossene Sache sei. „Zu laufenden Kunden- und Vertragsbeziehungen äußern wir uns grundsätzlich nicht“, sagt der ansonsten stets um seine Mitglieder bemühte ADAC. Nur so viel gibt der Automobilclub preis, um die Gemüter zu beruhigen: „Wir werden an dem ADAC Kreditkartenprogramm als einem der führenden Co-Branding-Programme festhalten und die dazugehörigen Produkte und Services auch weiterhin an den Bedürfnissen unserer Mitglieder ausrichten.“ Offenbar ist der Münchner Verein bemüht, Ersatz für die LBB zu finden.

Die Beziehung zu den Mitgliedern des ADAC soll ebenso wie die Beziehung zu den Kunden bei Amazon aus Sicht der Anbieter möglichst unberührt bleiben von dem Bankenwechsel. Allerdings sollten Betroffene beim Wechsel aufpassen, denn die Herausgeber legen stets die Konditionen für die Karte fest und entscheiden etwa über Kooperationen mit Partnern, bei den Kunden dann Rabatte erhalten können. Der Anbieter, in diesem Fall Visa, hat auf die Konditionen einer Karte keinen Einfluss. Er stellt der Bank oder dem Kreditinstitut das Zahlungssystem zur Verfügung. Die Bank schnürt dann daraus ein Paket und gibt es an ihre Kunden weiter, oder wie im Fall der LBB, sie bietet sogenannte „White Label-Lösungen“ Dritten an, die dann wiederum ihre Kunden damit locken. Ändern sich Konditionen wie Jahresgebühren, Zinsen, Rabatte und Versicherungen gravierend, dürfte für Kunden ein Sonderkündigungsrecht bestehen.

Hintergrund der Trennung zwischen Landesbank Berlin auf der einen Seite, sowie ADAC und Amazon auf der anderen, ist eine Schrumpfkur bei der Landesbank, zu der bisher drei Geschäftsfelder gehörten: die Berliner Sparkasse, eben das Kreditkartengeschäft, mit dem derzeit auch noch Werbung gemacht wird, und der Immobilienfinanzierer Berlin Hyp. In einem Brief, aus dem verschiedene Experten-Blogs zitieren, schrieb der Vorstand kürzlich jedoch an seine Mitarbeiter: „Künftig werden wir uns ausschließlich auf unser Kerngeschäft als Hauptstadtsparkasse konzentrieren. Im Jahr 2025 wird die Berliner Sparkasse eine eigenständige und nachhaltig profitable Kundensparkasse sein – viel weniger komplex, im besten Sinne einfach, mit um ein Drittel niedrigeren Kosten und höheren Erträgen im Kundengeschäft.“ Damit ist das Aus für das Kreditkartengeschäft besiegelt. Mit Amazon, so räumte der Vorstand ein, ist spätestens Ende nächsten Jahres Schluss, mit dem ADAC 2023. Allerdings könnte es auch schneller gehen. Auch das Immobiliengeschäft wird abgestoßen. Aus der Landesbank wird damit eine schlichte Sparkasse, und ADAC sowie Amazon müssen sich nach einem neuen Betreiber umschauen.

Nach Informationen von Focus online und WirtschaftsKurier ist der ADAC auf der Suche nach einem neuen Partner und auch Amazon hat schon die Fühler ausgestreckt. Allerdings geht es bei dem sich abzeichnenden Geschäft um die Übertragung von rund 2,5 Millionen Kundendaten, was stets heikel ist, weil dabei Fehler passieren können. Dennoch kann der Deal interessant sein und auch junge Banken anlocken. Die Solarisbank,

Railsbank oder Starling werden als Interessenten gehandelt, ohne dass es jemand bestätigt.
Sie alle könnten von der Strahlkraft eines solchen Deals profitieren. Als das amerikanische Klarna-Pendant Affirm jüngst eine „Buy now, pay later“-Kooperation mit Amazon verkündete, schoss der Börsenkurs des noch jungen Finanzdienstleisters in die Höhe. Ein einfacher Kunde ist Amazon allerdings nicht, die Amerikaner würden die Margen hart verhandelt, heißt es in der Finanzszene – eine Erfahrung, die die LBB möglicherweise zum Rückzug aus dem Geschäft gezwungen hat.

Oliver Stock

05.10.2021 | 17:35

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