Teuerster Einsitzer der Welt: Mercedes-Rennwagen erzielt 51 Mio. Euro bei Auktion in Stuttgart
Mit Gebrauchtwagen ist das so eine Sache. Oft sehen sie gut aus, unter der Haube und in den Radkästen verbergen sich aber die Probleme, die das Schnäppchen dann nachträglich sehr, sehr teuer werden lassen. Direkt beim Hersteller zu kaufen, hilft da meist, etwa bei Mercedes-Benz. Vor allem, wenn das Fahrzeug von 1954 stammt und zu den wichtigsten Rennwagen der Geschichte gehört.
Im Angebot war ein W 196 R mit Stromlinienkarosserie, wobei „Angebot“ relativ ist. Billig war das silbern glänzende Fahrzeug nicht. Wer immer es kaufte, musste 51,155 Millionen Euro zahlen. Andererseits hat Mercedes nur vier Fahrzeuge in dieser Form gebaut. Insofern ist es schon ein Schnäppchen, dass der Wagen überhaupt zum Verkauf stand. Denn drei der vier Wagen gehören Mercedes.
Das Auto mit der Fahrgestellnummer 00009/54 parkte bisher im Indianapolis Motor Speedway Museum in den USA, das mit dem Erlös sein Stiftungskapital aufbessern will. Mercedes hatte dem Museum das Fahrzeug 1965 geschenkt. Auch wenn der Zustand des Wagens als „Scheckheftgepflegt“ durchgehen kann, wird die neue Eigentümerin oder der neue Eigentümer nicht sofort losfahren können. Seit 70 Jahren hat niemand den Acht-Zylinder-Motor – beim Bau an der Grenze dessen, was technisch möglich war – angelassen.
„Wir haben entschieden, das Fahrzeug nicht in Gang zu bringen“, sagte Peter Haynes vom Auktionshaus RM Sothebys, das den W196 versteigert hat. „Aber theoretisch können Sie es durchchecken, Sprit einfüllen und versuchen, es zu starten. Aber dann kann alles passieren.“ Ein gründlicher Fahrzeug-Check in der Werkstatt scheint also angezeigt. Mercedes-Experten können jedenfalls den Rennwagen wieder fahrtauglich machen, sollte der Käufer oder die Käuferin das wünschen.
Simon Kidston, Analyst und Spezialist für historische Fahrzeuge, sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg, er schätze, es dauere zwei Jahre, bis der Wagen einsatzfähig sei. „Offensichtlich ist das Fahrzeug nicht für Menschen mit schwachem Herzen oder Geldbeutel.“ Auch sonst ist es wenig alltagstauglich. Das fängt damit an, dass es nur einen Sitz gibt. Die Rennwagen-Ausstattung sah keine Mitfahrer vor. Der W196 ist damit der teuerste Einsitzer aller Zeiten. Kofferraum, Ablageflächen, Handschuhfach? Fehlanzeige. Aber dafür haben zwei der größten Formel-1-Rennfahrer aller Zeiten das Auto gesteuert: Juan Manuel Fangio und Stirling Moss.
Der W196 ist nur das zweitteuerste Auto. Auf Platz 1 liegt mit Abstand ebenfalls ein Mercedes: ein 300 SLR Uhlenhaut Coupé von 1955. Der Wagen, von dem nur zwei gebaut wurden, brachte vor zweieinhalb Jahren 135 Millionen Euro. Er hat immerhin zwei Sitze und ein Dach. Auch dieses Coupé hatte RM Sothebys versteigert, ebenfalls im Stuttgarter Museum. Platz 3 der teuersten Wagen der Welt hält ein Ferrari 250 GTO von 1962.
erschienen im Wirtschaftskurier 1. Quartal 2025
07.04.2025 | 12:31