Ambiente 2025: Die wichtigste Konsumgütermesse – Trends, Innovationen & Networking
Neue Energie für die Konsumgüterbranche
von Thorsten Giersch
Die Aufgabenfelder eines Messebetreibers sind deutlich umfangreicher als Quadratmeter zu verkaufen und morgens die Hallen aufzuschließen. Aber wenn das Gesamtpaket stimmt, lockt das auch Aussteller und Besucher an. 4660 Aussteller und Menschen aus 170 Nationen haben die internationalen Leitmessen Ambiente, Christmasworld und Creativeworld vom 7. bis 11. Februar besucht. Mit 148.000 Besucherinnen und Besichern verzeichnete das Trio ein dickes Plus. Gemessen an der Fläche gehört das Trio damit zu den größten Messen hierzulande. „Die wirtschaftliche Weltordnung verändert sich und fordert alle Marktteilnehmer enorm heraus“, sagt Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt. Inflation, neue Konsumgewohnheiten und Marktkonsolidierungen setzen Handel und Hersteller gleichermaßen unter Druck. „Die drei Messen bilden die größte internationale Plattform der gesamten Konsumgüterindustrie und werden somit Chancenlieferant in herausfordernden Zeiten und Transformationstreiber für Wachstumsthemen wie Hospitality, Design und Nachhaltigkeit“, erklärt Braun.
Stilvol leben und arbeiten
Auf der Ambiente dreht sich alles um Dining, Living, Giving und Working – von stilvollen Tischarrangements und modernen Lösungen für Küche und Haushalt über zukunftsweisende Interior-Konzepte und schöne Geschenkideen bis hin zu smarten Arbeitswelten. Die aufwendigen Stände lohnten sich, sagen die Aussteller. „Wir haben Kunden aus der ganzen Welt, von Australien über die USA, Asien, China – alle hier. So können wir in wenigen Tagen unsere Neuheiten der gesamten Welt vorstellen“, sagt Andreas Schönfelder, Director Gobal Sales von Villeroy und Boch. Denen zeigt man auf dem großen Messestand die neuen Kollektionen und erklärt, welcher mehrstufige Prozess dahintersteckt. „Wir beobachten sozioökonomische Trends, demografische Trends. Trends im Bereich von Farben, auch Kleidung“, erklärt Schönfelder. „Designer aus aller Welt kommen dann mit ihren Vorschlägen. Und dann ist die Herausforderung, das Ganze natürlich in Hightechproduktion umzuwandeln.“
Die Christmasworld zeigt festliche Dekoration nicht nur für den Handel, sondern auch für Innenstädte, Geschäfte und Hotels. Einer Studie der DHBW Heilbronn zusammen mit den deutschen und europäischen Spitzenverbänden für City Marketing und Shopping Places zufolge halten 93 Prozent die Weihnachtsdekoration für das Kundenerlebnis als sehr wichtig. Die Creativeworld treibt mit DIY-Trends das wachsende Segment des kreativen Selbermachens voran. Es ist die weltweit größte Fachmesse für den Hobby-, Bastel- und Künstlerbedarf.
Das Messetrio ist Teil des Conzoom Circle, dem globalen Netzwerk der Messe Frankfurt für den Konsumgütermarkt. Mit jährlich rund 30 Branchenevents weltweit hat die Messe Frankfurt der Branche eine Plattform gebaut, um sich zu vernetzen, Innovationen zu entdecken und neue Geschäftsfelder zu erschließen. „Wer die Zukunft mitgestalten will, muss sich jetzt vernetzen. Denn nur mit resilienten Netzwerken sind die Herausforderungen der Zukunft zu meistern“, sagt Messe-Chef Braun. Jedes Jahr vertrauen fast 17.000 Aussteller und mehr als 720.000 Besucherinnen und Besucher diesem Netzwerk – von den Leitmessen in Frankfurt über Veranstaltungen in China, Japan, Indien, dem Nahen Osten bis Südafrika – und künftig auch in Südamerika.
Teil des Programms ist auch der Bereich Future of Work, in dem es um neue Arbeitswelten geht. Und zwar nicht nur im Büro, sondern auch zu Hause, eine Kombination von Homeoffice und Office. „Was hier gezeigt wird, soll Architekten und Interior Designer inspirieren. Aber natürlich auch den Handel, neue Produkte aufzunehmen, um die dann an Endkonsumenten weiterzugeben“, sagt Julia Uherek, Vice President Consumer Goods Fair bei der Messe Frankfurt.
Mit der Wahl ihres Ambiente Designers 2025 will die Messe ein Zeichen für zukunftsweisendes Interior Design setzen. In diesem Jahr übernimmt der mehrfach ausgezeichnete Freigeist Fabian Freytag diese Rolle und präsentiert mit seiner visionären Interpretation von „The Lounge – Shades of Space“ ein Konzept, das die Zukunft von Gastlichkeit und Hospitality neu denkt. „Auch die Hospitality-Branche durchläuft eine tiefgreifende Transformation. Identität ist alles. Gäste erwarten keine neutralen Räume mehr, sondern Orte mit Charakter, die überraschen, provozieren und im Gedächtnis bleiben“, sagt Freytag. „Mit Shades of Space setze ich ein Statement gegen Austauschbarkeit. Hospitality sollte theatral, sinnlich und mutig sein – und vor allem Spaß machen.“ Künstliche Intelligenz spielt dabei eine Schlüsselrolle – nicht als Effizienz-Tool, sondern als kreativer Verstärker, der unkonventionelle Materialkombinationen und kühne Designkonzepte ermöglicht. „Die Ambiente ist sehr stark ausgerichtet auf den Handel, aber immer mehr auch auf den gewerblichen Endabnehmer, also zum Beispiel Restaurants oder Hotels“, sagt Uherek. „Und wie solche öffentlichen Räume gestaltet sein können, zeigen wir mit The Lounge.“
Zudem feierte das Messetrio den zehnjährigen Geburtstag des Programms Ethical Style, an dem in diesem Jahr 354 Aussteller teilnahmen. „Als wir mit dem Projekt vor zehn Jahren begannen, waren wir ziemlich progressiv, besonders im Konsumgüterbereich“, sagt Uherek. Dekorationen und Lifestyleprodukte galten damals nicht als besonders nachhaltig. „Wir wollten eine neue Perspektive und Orientierung geben für Händler, weil es zu diesem Zeitpunkt keine Siegel oder Ähnliches gab.“ Die Messe rief eine Jury ins Leben, die die Produkte der Aussteller kuratiert und gemäß ihrer Nachhaltigkeit bewertet.
Ganz neu auf der Ambiente ist der Bereich Interior Looks. Dort haben sich Möbelhersteller zusammengeschlossen, um geballt aufzutreten. „Wir wollen die große Möbelkompetenz, die wir in Deutschland haben, zeigen“, sagt Alexander Haas, Chef von Rodam. „Hier sieht uns nicht nur unser normaler Absatzmarkt, der Möbelhandel, sondern auch potenzielle Neukunden aus der Hotellerie und Gastronomie.“
20.03.2025 | 09:40