Bezahlbarer Wohnraum und Mobilität sorgt Menschen am meisten
Hat Deutschland smarte Städte, die den Wandel der urbanen Gesellschaft intelligent fördern? Dieser Frage ging jetzt eine Studie des Institute for Management Development (IMD) auf den Grund. Das IMD mit Sitz in Lausanne hat zum zweiten Mal seinen Smart City Index veröffentlicht - ein Indikator für den Wandel der städtischen Lebens in über 100 Städten weltweit.
Deutsche Städte schafften es nicht unter die Top 10. Die bayerische Metropole München kam aber immerhin auf Platz 11, dicht gefolgt von Düsseldorf auf Platz 13. Die Hauptstadt Berlin hingegen landete nur im Mittelfeld auf Platz 38. Hamburg ist auf Rang 22, Hannover auf Platz 33.
Spitzenreiter auf internationaler Ebene ist Singapur, gefolgt von Helsinki, Zürich, Auckland, Oslo, Kopenhagen, Genf, Taipei, Amsterdam und New York. Im Spitzenfeld sind insgesamt fünf europäische Städte, jedoch nicht die großen, international bekanntesten Metropolen wie Paris oder London. „Für historisch über sehr lange Zeit gewachsene Metropolen ist es oft schwerer, ihre Infrastruktur in kurzer Zeit auf die neuen Anforderungen auszurichten. Deshalb überholen flexiblere, kleinere Städte ihre großen Schwestern auf der Smart-City-Skala“, erklärt José Caballero, Chef-Volkswirt am IMD.
Der IMD Smart City Index untersucht den Einfluss von „smarter“ Technologie und Infrastruktur auf die wahrgenommene Lebensqualität. Die Studie zeigt insgesamt einen Trend zu mittleren Städten - sogenannten „Second Cities“ – bei denen es sich häufig nicht um die Hautstadt des Landes handelt.
Befragungskriterien sind Gesundheit & Sicherheit, Mobilität, Aktivitäten, beispielsweise Sport und Kultur, Chancen für Bildung & Arbeit sowie die Regulierung durch die Stadtregierung.
Die Stärken der deutschen Städte liegen im Bereich der medizinischen Services, eine gute Organisation von Recycling Services und im Bereich des kulturellen Angebotes. Im Bereich Chancen für Bildung & Arbeit überzeugt München seine Bürgerinnen und Bürger besser als beispielsweise Berlin. Sorgen macht der Stadtgesellschaft aber in fast allen untersuchten deutschen Städten die Frage des bezahlbaren Wohnraums. In Düsseldorf und Hannover wird das noch weniger als Problem gesehen als in München, Hamburg und Berlin. Zugleich finden viele der befragten Bürgerinnen und Bürger in deutschen Städten den Umgang mit der Verkehrsbelastung nicht überzeugend. Städte wie Zürich und Helsinki schneiden hingegen bei der Bewertung des Öffentlichen Transports besser ab.
Ein wichtiges Kriterium für die Menschen in den Städten ist auch die Hilfestellung beim Finden von Arbeit und Bildung. Hier sammeln etwa Zürich und Kopenhagen durch intelligente Online-Angebote gute Punkte bei den Bewohnern. Einer der großen Pluspunkte des Spitzenreiters Singapur liegt in einem schnellen und verlässlichen Internet.
Die Untersuchung wurde – auf der Höhe der erste Corona-Welle im April und Mai diesen Jahres – in 109 Städten durchgeführt. Pro Stadt wurden ca. 120 Bürger befragt. „Smart City“ wird in diesem Zusammenhang definiert als urbaner Lebensraum, in dem Vorteile des städtischen Lebens über Technologie besser zugänglich gemacht werden. Der Index ist der einzige seiner Art, der misst, inwieweit der Einsatz von Technologie die wahrgenommene Lebensqualität beeinflusst. Er wird vom IMD World Competiveness Center in Zusammenarbeit mit der Singapore University for Technology and Design (SUTD) erstellt.
Kornelia Kneissl
18.09.2020 | 12:07