Prof. Dr. Frank Walthes ist seit 2012 Vorsitzender des Vorstands des Konzerns Versicherungskammer und Honorarprofessor für strategische Transformation in der Finanzdienstleistung an der Universität der Bundeswehr München. (Foto: Konzern Versicherungskammer)



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Bildung, Chancengleichheit und Innovation für die Zukunft Deutschlands

Franz Josef Strauß hat Bildung einmal als den wichtigsten Rohstoff bezeichnet, den wir für die Zukunft unseres Landes brauchen. Deutschland befindet sich nun schon seit drei Jahren in einer lähmenden Melange aus Stagnation, Rezession und Inflation. Zudem ist schwer zu entscheiden, ob unsere Infrastruktur mehr erodiert oder unsere Sozialsysteme. 

Schon in den späten 90er-Jahren ging es uns so, Deutschland war bereits als „kranker Mann Europas“ abgeschrieben. Mit seiner Ruck-Rede forderte der damalige Bundespräsident Roman Herzog daher eindrücklich Innovation, Veränderungsbereitschaft und Eigenverantwortung und sah Bildung dabei als entscheidenden Schlüssel. 

In der Folge stellte sich Deutschland damals den vielen Herausforderungen. Die unpopulären Hartz-Reformen der Schröder-Regierung legten die Basis für mehr Arbeit und Innovation. Als Industrienation profitierte Deutschland dabei sowohl von günstiger fossiler russischer Energie als auch vom jungen Euro und einer multilateralen Freihandelswelt. Unser Land wurde so zum Motor und auch Gewinner der Globalisierung und überstand selbst 9/11, die ­platzende Dotcom-Blase, die Subprime- und die Euro-Krise sehr robust. 

Diese günstigen Rahmenbedingungen haben sich inzwischen nahezu aufgelöst. Mit dem jüngst verabschiedeten Sondervermögen besteht die Hoffnung auf eine mittelfristige Runderneuerung unserer Sicherheitsarchitektur und Infra­struktur. Dennoch braucht Deutschland insgesamt ein neues Geschäftsmodell und Reformen. Insofern stellt sich die Frage von Herzog – „Was ist los in unserem Land?“ – erneut und mit unverändert hoher Dringlichkeit. 

Auch heute liegt die Lösung der meisten Herausforderungen in möglichst breiter Bildung möglichst vieler Menschen. Folgerichtig hat Ludwig Erhard als Vater des deutschen Wirtschaftswunders Bildung einmal als „Grundlage für die Freiheit des Einzelnen und für den Wohlstand der Gesellschaft“ bezeichnet, ist Bildung doch der Schlüssel zu Innovation und gesellschaftlichem Fortschritt. Dazu nun fünf Thesen: 

Duales Bildungssystem: Angesichts digitaler Transformation und Fachkräftemangels müssen wir unser duales ­Bildungssystem weiterentwickeln. Dazu braucht es neue Ausbildungsberufe und flexible Bildungswege ebenso wie eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis.

Bildung als Wirtschaftsfaktor: Unternehmen sollten konsequent in Bildung, Forschung und digitale Kompetenzen ­investieren.

Digitalisierung: Stärkere Integration digitaler Innovationen im Bildungsbereich, besonders mittels Förderung digitaler Lernplattformen, KI-gestützter Angebote samt früher digitaler Grundausbildung.

Werteorientierte Bildung: Die Vermittlung sozialer und ethischer Werte sollte gestärkt werden. Nachhaltigkeit, Resilienz und unternehmerisches ­Denken sollten fest in den Lehrplänen verankert werden.

Gerechtigkeit und Chancengleichheit: Bildung muss für alle zugänglich und fair gestaltet werden, unabhängig von sozialer Herkunft. Erhards alte Forderung nach „Wohlstand für alle“ wird am besten erreicht durch „Bildung für alle“! 


Bildung ist der Rohstoff für die Zukunft unseres Landes, Bildung und Chancengleichheit sind entscheidend für eine stabile, innovative und prosperierende Gesellschaft. Durch mehr Bildungszugang für alle können wir eine Zukunft schaffen, in der jeder sein Potenzial entfalten kann. Insofern ist Chancengleichheit im Bildungsbereich nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch Basis für ­eine florierende ­Gesellschaft. 

 
Prof. Dr. Frank Walthes ist seit 2012 Vorsitzender des Vorstands des Konzerns Versicherungskammer und Honorarprofessor für strategische Transformation in der Finanzdienstleistung an der Universität der Bundeswehr München.

Gastbeitrag von Prof. Dr. Frank Walthes

30.04.2025 | 20:41

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