von Wolfram Hatz ist Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.
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Deutschland und China: Konkurrenten im globalen Markt
Exportduell der Giganten: Deutschlands Vorsprung schmilzt.
Die Lage der Weltwirtschaft hat sich stark verändert. Während die USA mehr auf wirtschaftliche Abschottung setzen und Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt mit tiefgreifenden strukturellen Herausforderungen kämpft, gelang China der Aufstieg zur zweitgrößten Volkswirtschaft weltweit. Die Konkurrenz für die deutsche Exportwirtschaft ist gewaltig. Die Studie, die wir als vbw dazu in Auftrag gegeben haben, beleuchtet das Konkurrenzverhältnis zwischen dem deutschen und dem chinesischen Exportsektor.
Zwar gelang es Deutschland, seinen Weltexportanteil in den vergangenen zehn Jahren bei rund acht Prozent stabil zu halten, jedoch steigerte China seinen Anteil deutlich und beliefert den Weltmarkt mittlerweile mit doppelt so vielen Waren wie die Bundesrepublik. China steht inzwischen für 16 Prozente aller Weltmarktexporte. Bei der Betrachtung ausgewählter Schlüsselbranchen wie Maschinenbau, elektrische Ausrüstungen, Metallerzeugnisse oder Kraftwagenbau hält Deutschland lediglich bei letzterem einen höheren Weltmarktanteil. Im Zukunftsfeld der Elektroautos führt Deutschland zwar noch mit 28 Prozent Gesamtexportanteil, China hat aber innerhalb von zehn Jahren den Abstand von 18 Prozentpunkte auf vier Prozentpunkte verringert. Lediglich beim Luft- und Raumfahrzeugbau liegt China noch auf Distanz. Fakt ist: Die chinesischen Unternehmen holen mit beachtlicher Geschwindigkeit auf.
Deutschland verfügt lediglich in Europa über eine deutlich stärkere Marktpräsenz als China. Die Volksrepublik hat mit 26 bis zu 35 Prozent einen besonders hohen Marktanteil auf den asiatischen Absatzmärkten, in der Region Subsahara-Afrika sowie in Australien und Ozeanien. In Russland und Zentralasien sind es 48 Prozent. Die chinesischen Unternehmen profitieren hier vom Rückzug der westlichen Firmen. Deutschland konnte hingegen in den vergangenen zehn Jahren seine Marktanteile nur in Nordafrika um einen Prozentpunkt steigern. Spannend ist der Blick in die USA: Wegen der geopolitischen Konflikte zwischen den USA und China reduzierte sich der chinesische Marktanteil vom 2021 erreichten Höchststand von 19 auf 16 Prozent.
Wir müssen uns künftig auf eine noch stärkere Konkurrenz aus China einstellen. Das liegt an zwei Entwicklungen: Einerseits legt die chinesische Wirtschaft weiterhin ein rasantes Aufhol- und Innovationstempo hin. Andererseits wird die Abkehr der USA vom Freihandel dazu führen, dass die US-amerikanische Importnachfrage sinken und China versuchen wird, seine Waren in anderen Märkten abzusetzen. Der Wettbewerbsdruck wird somit steigen.
Faire Wettbewerbsbedingungen einfordern
Unsere Studie zeigt aber auch, dass sich der deutsche Exportsektor in einigen Absatzregionen – vor allem Europa, Nord- und Südamerika – in einer guten Ausgangsposition befindet, um sich auch künftig gegenüber chinesischen Unternehmen behaupten zu können. Hier gilt es, den Marktzugang durch neue oder vertiefte Freihandelsabkommen zu verbessern. Ferner zeigt die Studie, dass unsere Unternehmen in solchen Branchen und Potenzialfeldern die höchsten Marktanteile haben, in denen sie technologisch führende, qualitativ hochwertige Produkte anbieten. Die Politik muss daher die Rahmenbedingungen für einen innovationsfreundlichen Standort stärken. Gleichzeitig müssen wir insgesamt wettbewerbsfähiger werden. Das haben wir beziehungsweise hat die Politik in unserem Land selbst in der Hand. Die Kostenlast für unsere Unternehmen muss auf ein international vergleichbares Maß gesenkt werden, damit sie ihre Gewinne auch künftig in Forschung und Entwicklung investieren können. Nicht zuletzt müssen wir von der chinesischen Regierung faire Wettbewerbsbedingungen einfordern.
Wenn uns das gelingt, bin ich überzeugt: Dann bleiben wir auch in Zukunft eine starke Exportwirtschaft, die sich gegenüber China erfolgreich behaupten kann.
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06.10.2025 | 13:51
