
Dr. Remo Gujer ist Geschäftsführer von Bristol Myers Squibb in Deutschland. (© Bristol Myers Squibb)
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Pharma als Schlüsselindustrie: Wie forschende Unternehmen Deutschlands Zukunft sichern
Wie definiert man eine Schlüsselindustrie? Eine Branche, deren Produkte gesellschaftlich relevant sind, weil sie unser Leben verändern können und hochinnovativ sind? Die eine hohe Wertschöpfung erzeugt und idealerweise mehr Wachstum generiert als der Durchschnitt? Die hochqualifizierte Arbeitsplätze schafft, neue Technologien treibt und damit für Wohlstand sorgt?
Angesichts der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind Schlüsselindustrien von herausragender Bedeutung für Deutschland. Die industrielle Gesundheitswirtschaft im Allgemeinen, die forschende Pharmaindustrie im Besonderen, ist so eine Branche.
Gesundes Altern auf die politische Agenda
Mit der Nationalen Pharmastrategie, von der damaligen Regierungskoalition Ende 2023 auf den Weg gebracht, wurden wesentliche Grundlagen hierzu in der Politik verankert. „Die pharmazeutische Industrie ist ein Schlüsselsektor und eine Leitindustrie der deutschen Volkswirtschaft“, heißt es dort. „Eine langfristig starke pharmazeutische Industrie ist für die Gesundheitsversorgung und den Wirtschaftsstandort von großer Bedeutung.“ Jetzt ist es wichtig, diese Strategie konsequent weiter umzusetzen.
Es wird die Stärken Deutschlands stützen. Als Forschungsstandort hat das Land einen hervorragenden Ruf: Sein Netzwerk an Universitätskliniken und Forschungsinstitutionen ist inspirierend. Mit den forschenden Unternehmen aus Pharma, Medizintechnik und zunehmend Health-IT verfügen wir hierzulande über ein medizinisch-technisches Innovationsökosystem, das zu großen Leistungen fähig ist. Die Pandemie hat das belegt.
Aber zur Wahrheit gehört auch: Das Land darf international den Anschluss nicht verlieren. Allzu oft bremst die Bürokratie den Fortschritt aus – etwa mit komplizierten Genehmigungsverfahren für klinische Studien. Auch die Digitalisierung des Gesundheitssystems kommt nur langsam voran. Dabei steckt in der datengetriebenen Medizin großes Potenzial für Deutschland.
Das ist ein wesentlicher wirtschaftspolitischer Auftrag an die neue Bundesregierung: Sie muss die Bremsen lösen, die uns daran hindern, pharmazeutische Forschung und Innovation voranzutreiben. Denn das ist die Grundlage, dass wir schwere Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer zukünftig immer besser behandeln und beherrschen können. Es geht dabei auch darum, ein Land, dessen Babyboomer-Generation sich in den kommenden Jahren aus der Arbeitswelt verabschiedet, funktionstüchtig zu halten. Schon aus volkswirtschaftlichen Erwägungen heraus macht es Sinn, das Thema Gesundes Altern ganz oben auf die politische Agenda zu schreiben. Es geht hier auch um ein Stück Zukunftsfähigkeit des Landes.
Sicherheit und Planbarkeit
Um medizinische Innovationen für Patientinnen und Patienten bestmöglich verfügbar machen zu können, benötigen forschende Pharmafirmen vor allem stabile Rahmenbedingungen. Deshalb muss das deutsche Gesundheitssystem fit für die Zukunft gemacht und Ineffizienzen abgebaut werden. Insbesondere die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung müssen auf ein solides Fundament gestellt werden, um langfristige Sicherheit und Planbarkeit zu gewährleisten. Vorschläge, wie dies gelingen kann, liegen bereits auf dem Tisch. Nun geht es darum, sie im Dialog mit allen beteiligten Akteuren weiterzuentwickeln und umzusetzen.
Die Transformation der deutschen Wirtschaft ist im vollen Gange. Als Schlüsselindustrie können die forschenden Pharmafirmen einen Beitrag leisten, um sie nachhaltig zum Erfolg zu führen. Denn eine starke Pharmaindustrie ist wichtig für ein starkes Deutschland – und für die Menschen, die hier leben.
Dr. Remo Gujer ist Geschäftsführer von Bristol Myers Squibb in Deutschland.
25.04.2025 | 09:02