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350 Jahre Merck: Technologie für die Zukunft

Die Darmstädter Merck AG hat ihre 23. ordentliche Hauptversammlung abgehalten. Diese stand ganz im Zeichen des Konzernjubiläums „350 Jahre Merck“. Die Dividende soll um fünf Cent auf 1,25 Euro pro Aktie angehoben werden.

Die 23. ordentliche Hauptversammlung der Merck AG stand ganz im Zeichen des 350. Jubiläumsjahres. Stefan Oschmann, CEO und Vorsitzender der Geschäftsleitung, ging vor rund 1.300 Merck-Aktionären auf den Geschäftsverlauf sowie strategische Weichenstellungen des Jahres 2017 ein und stellte seinen Ausblick vor: „2017 war ein ordentliches Jahr für Merck. Wir haben in einem anspruchsvollen Marktumfeld alle Finanzziele erreicht, die wir uns gesteckt hatten.“ Dass dies trotz des zunehmenden Wettbewerbs im Flüssigkristall-Geschäft und der Stärke des Euro gegenüber dem US-Dollar möglich war, sei der Neugier, der Tatkraft und dem Engagement der fast 53.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verdanken: „Natürlich profitieren unsere Aktionäre vom Geschäftsergebnis 2017. Deshalb schlagen wir der Hauptversammlung eine Erhöhung der Dividende auf 1,25 Euro pro Aktie vor.“

Im Jahr 2017 erzielte Merck wie bereits berichtet einen Umsatz von 15,3 Milliarden Euro, was einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 2,0 Prozent entspricht. Hierfür war vor allem die starke organische Entwicklung der Unternehmensbereiche Healthcare und Life Science verantwortlich. Das EBITDA pre, die wichtigste Ertragskennzahl des Unternehmens, ging um –1,7 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zurück, wozu neben dem schwierigen Währungsumfeld auch der Anpassungsprozess im Geschäft mit Flüssigkristallen beitrug. Das Konzernergebnis stieg 2017 um fast 60 Prozent auf die Rekordhöhe von 2,6 Milliarden Euro. Seine Nettofinanzverbindlichkeiten aus der Sigma-Aldrich-Akquisition senkte Merck zum Ende des Geschäftsjahrs 2017 um fast zwölf Prozent auf 10,1 Milliarden Euro.

Im Unternehmensbereich Healthcare erzielte Merck 2017 mit der Zulassung der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) für das Krebsmittel Bavencio zur Behandlung des metastasierten Merkelzellkarzinoms einen echten Durchbruch. Dabei handelt es sich um einen seltenen und aggressiven Hautkrebs. Es folgten weitere Zulassungen für Bavencio in dieser Indikation unter anderem in der EU. Darüber hinaus wurde Bavencio von der FDA auch zur Behandlung von Blasenkrebs zugelassen. Neben Bavencio gab es 2017 einen zweiten großen Erfolg im Pharma-Geschäft. Im August 2017 erhielt Merck die europäische Zulassung für das Medikament Mavenclad zur Behandlung von schubförmiger Multipler Sklerose bei Patienten mit hoher Krankheitsaktivität. Ende 2017 hat sich Merck zudem entschieden, dieses Jahr für Mavenclad auch eine Zulassung in den Vereinigten Staaten zu beantragen.

Das Jahr 2017 war für den Unternehmensbereich Healthcare ein Jahr strategischer Weichenstellungen. In seiner Strategie für das Pharmageschäft hat Merck das klare Ziel formuliert, ein global aufgestellter Anbieter von innovativen Spezialprodukten zu werden. Parallel zur Weiterentwicklung der Pipeline richtet Merck daher sein Geschäftsportfolio entsprechend dieser Strategie aus. So wurde im August 2017 das Biosimilars-Geschäft an Fresenius verkauft. Im September gab Merck dann bekannt, strategische Optionen für sein Consumer-Health-Geschäft zu prüfen. Am 19. April 2018 hat Merck eine Vereinbarung zum Verkauf von Consumer Health an Procter & Gamble (P&G) für rund 3,4 Milliarden Euro in bar unterzeichnet. Der Vollzug der Transaktion wird zum Ende des vierten Quartals 2018 erwartet, vorbehaltlich der Zustimmung relevanter Aufsichtsbehörden sowie bestimmter weiterer üblicher Abschlussbedingungen.

Der Unternehmensbereich Life Science, der Produkte und Lösungen für Labore, biotechnologische Unternehmen und Arzneimittelhersteller anbietet, erzielte auch 2017 wieder ein sehr solides Wachstum. Es wurde von allen Geschäftseinheiten getragen, besonders jedoch vom Geschäft mit Produkten für die chemische und biotechnologische Arzneimittelproduktion. Merck erhielt 2017 wichtige Patente im Bereich Life Science. So hat das Europäische Patentamt Merck das Patent für seine CRISPR-Technologie zum Einsatz in einem Genomintegrationsverfahren für eukaryotische Zellen erteilt. Weitere ähnliche Patente hat Merck im Laufe des Jahres von zuständigen Behörden in Australien, Kanada und Singapur erhalten. Im April 2018 wurde auch das entsprechende Patent in China erteilt. CRISPR erleichtert es, die Funktionen einzelner Gene und deren Zusammenspiel in der Zelle zu verstehen. Mit entsprechenden Experimenten kann daraufhin die Ursache einer Krankheit ermittelt werden – eine der vielversprechendsten Technologien im Bereich Life Science.

Ein wichtiges Ereignis war 2017 für Life Science zudem die Eröffnung des neuen Life-Science-Zentrums in Burlington, Massachusetts in den USA. Hierdurch hat Merck seine Präsenz im Großraum Boston, dem weltweiten Zentrum für Biotechnologie, weiter ausgebaut und ein attraktives Arbeitsumfeld geschaffen, das mit Blick auf Talente und Experten sehr wettbewerbsfähig ist. Die neue Einrichtung dient als regionales Zentrum für wissenschaftlichen Fortschritt und die Zusammenarbeit mit Kunden von Merck.

Der Unternehmensbereich Performance Materials, der Spezialchemikalien und Hightech-Materialien anbietet, war auch 2017 das profitabelste Geschäft von Merck. Dennoch sah sich Performance Materials besonders in China zunehmendem Wettbewerb im Geschäft mit Flüssigkristallen ausgesetzt. Dagegen entwickelten sich die anderen Geschäftseinheiten des Unternehmensbereichs besser und erzielten teils starkes organisches Wachstum, so zum Beispiel das Geschäft mit Halbleitermaterialien. Im November eröffnete Merck im niederländischen Veldhoven eine Produktionsanlage für Flüssigkristallfenster-Module. Mit der Investition von rund 15 Millionen Euro setzte Merck den Weg fort, sein Knowhow als Markt- und Technologieführer bei Flüssigkristallen für Displays auf andere Anwendungen jenseits von Fernsehern, Laptops, Smartphones und Tablet-PCs zu übertragen. Im September gab Merck mit einem eigenen Messestand sein Debüt auf der IAA in Frankfurt, der wichtigsten Automesse Europas. Im Mittelpunkt standen dabei Hightech-Materialien von Merck für Beleuchtung, Antennen, Displays und Oberflächen, die im Automobil der Zukunft eingesetzt werden.

Eine personelle Veränderung in der Geschäftsleitung gab es zum 1. September, als Kai Beckmann die Leitung des Unternehmensbereichs Performance Materials übernahm. Um seinen Fokus 2018 noch stärker auf die Bedürfnisse von Kunden und Märkten auszurichten, hat Merck im Dezember 2017 angekündigt, das Knowhow des Unternehmensbereichs Performance Materials in drei neu gestalteten Geschäftseinheiten zu bündeln, die nach Zielmärkten aufgestellt sind: Display Solutions, Semiconductor Solutions und Surface Solutions.

Merck misst seinen Erfolg nicht nur in Finanzkennzahlen. Der heute veröffentlichte Corporate-Responsibility (CR)-Bericht 2017 zeigt, was verantwortungsvolles Handeln für das Unternehmen bedeutet. Dabei legt Merck einen Schwerpunkt der konzernweiten Anstrengungen zu Nachhaltigkeit darauf, den Zugang zur Gesundheitsversorgung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen in Ländern niedrigen und mittleren Einkommens zu erleichtern. Das 2017 gegründete Merck Global Health Institute konzentriert sich auf Infektionskrankheiten und antimikrobielle Resistenzen. Im Weiteren will Merck die Vielfalt im Unternehmen kontinuierlich stärken: Ziel ist es, Frauen in Führungspositionen zu fördern und deren Anteil stabil bei 30 Prozent zu halten, ein internationales Arbeitsumfeld zu schaffen und Teams mit einer ausgeglichenen Altersstruktur zu bilden. Mit dem diesjährigen aktuellen CR-Bericht erfüllt Merck die Anforderungen an einen zusammengefassten gesonderten nichtfinanziellen Bericht im Sinne des 2017 in Kraft getretenen CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes. Der CR-Bericht dokumentiert ebenso die Fortschritte bei der Umsetzung der Richtlinien des Global Compact der Vereinten Nationen.

Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2018 warnte Merck-CEO Stefan Oschmann vor den Risiken durch den Brexit und wieder erstarkenden Protektionismus. Er erläuterte zudem den Ausblick, den Merck bei seiner Bilanzpressekonferenz am 8. März 2018 gegeben hatte. Für den Konzern erwartet Merck im Geschäftsjahr 2018 ein moderates organisches Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr. Beim EBITDA pre rechnet Merck auf währungsbereinigter Basis für den Konzern für 2018 mit einem leichten prozentualen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Darüber hinaus ist mit einer Währungsbelastung des EBITDA pre von etwa –4 bis –6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu rechnen, die sich in allen drei Unternehmensbereichen niederschlagen wird. Einen quantitativen Ausblick wird Merck am 15. Mai 2018 mit der Vorlage der Zahlen für das 1. Quartal 2018 bekannt geben.

Oschmann blickte vor den Aktionären auch über 2018 hinaus: „2018 ist für uns bei Merck ein anspruchsvolles Jahr. Wir investieren in unsere Zukunft. Diese Anstrengungen werden sich auszahlen. Ab 2019 sollten wir wieder in allen wichtigen Kennzahlen zulegen: beim Umsatz, beim EBITDA pre und bei der EBITDA-pre-Marge. Denn dann rechnen wir mit deutlichen Erträgen aus unseren neuen Medikamenten. Unser Laborgeschäft sollte weiter schneller wachsen als der Markt. All das sollte die Talsohle, die wir 2019 für Performance Materials erwarten, mehr als ausgleichen.“

27.04.2018 | 21:27

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