(Bild: Strom)



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Bei Strom und Gas lohnt sich wieder die Schnäppchen-Jagd

Energie wird wieder billiger. Und das spüren nicht nur die Unternehmen als Großkunden, sondern jetzt auch die Endverbraucher: Es sind wieder günstige Anbieter auf dem Markt. W er jetzt zu ihnen wechselt kann bei Strom und Gas insgesamt mehr als 1000 Euro im Jahr sparen.

Es gibt Nachrichten, die lösen bei zehn Menschen zehn unterschiedliche Gefühle aus. Und es gibt solche, da sagen praktisch alle dasselbe. Bei dieser Meldung dürfte eine überwältigende Mehrheit der Deutschen denken: Na endlich – wurde auch Zeit! Seit langem sinken die Preise an den Energiebörsen, wo Strom und Gas gehandelt werden. Jetzt kommt diese Dynamik nach unten endlich auch bei den Strom- und Gaskunden der örtlichen Grundversorger an.

Das Vergleichsportal Verivox hat errechnet, dass im Mai, Juni und Juli insgesamt 91 Strom- und 80 Gasfirmen ihre Tarife senken werden. Strom wird demnach im Schnitt um rund 14 Prozent günstiger, Gas um 23 Prozent. Zur Einordnung: Laut Statistischem Bundesamt verteuerte sich Haushaltsenergie im Vergleich zu Anfang 2022 um 36,5 Prozent. Verbraucherinnen und Verbraucher mussten vor allem für Erdgas mehr zahlen: 52 Prozent. Leichtes Heizöl verteuerte sich um 31 Prozent. Strom kostete 26 Prozent mehr, trotz Strompreisbremse und Wegfall der EEG-Umlage.

Verivox hat für seine Auswertung die verfügbaren veröffentlichungspflichtigen Gas- und Strompreise für Bestandskunden der rund 700 örtlichen Gas-Grundversorger und der rund 800 örtlichen Strom-Grundversorger in Deutschland ausgewertet und mit den jeweils günstigsten verfügbaren Angeboten mit empfehlenswerten Bedingungen verglichen. Als Grundversorger gelten die Energieversorger, die in einem Netzgebiet die meisten Haushalte mit Strom und/oder Gas beliefern. Im bundesweiten Durchschnitt liegen die Stromkosten für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh im örtlichen Grundversorgungstarif bei 1970 Euro.

Die allermeisten liegen immer noch über der Preisbremse

Die Rekordpreise der Energiekrise seien vorbei, insgesamt jedoch „bleibt das Preisniveau hoch", heißt es in der Verivox-Analyse. So liegen noch immer knapp 80 Prozent aller Strom- und fast 90 Prozent aller Gastarife in der Grundversorgung über den Preisbremsen, die seit Januar gelten und die Bürger bei den Energiekosten entlasten sollen. Für Strom beträgt dieser Preisdeckel 40 Cent je Kilowattstunde, bei Gas 12 Cent. Zahlen Kunden höhere Preise, übernimmt der Staat die Mehrkosten.

Überraschend kommt der Rückgang nicht, er war bereits im Februar angesichts der Großhandelspreise anzusehen.  Gründe waren die saisonal abnehmende Stromnachfrage, eine vorhergesagte geringere Gasverstromung bei konstanten Gaspreisen sowie eine erwartete Zunahme von Solarstrom-Einspeisung. Zudem sei die Lage bei den französischen Kernkraftwerken derzeit entspannt, so dass absehbar keine Engpässe drohten. Auch beim Gaspreis gelten die Verhältnisse als stabilisiert: Der Winter ist vorbei, die Gasspeicher überdurchschnittlich gut gefüllt und die Gefahr einer Gasmangellage zunächst gebannt. Auch die Versorgungslage mit Flüssigerdgas in Europa sei aufgrund von Angebotsausweitungen in den USA und einer noch zurückhaltenden Gasnachfrage in Asien momentan recht gut.

Wo Sparpotenzial liegt

Der Arbeitspreis des Grundversorgungstarifs liegt im Schnitt bei 45,78 Cent/kWh, der jährliche Grundpreis beträgt 138,99 Euro. Damit liegt der Preis pro Kilowattstunde immer noch deutlich über dem Deckelbetrag der Strompreisbremse von 40 Cent/kWh. Werden die staatlichen Subventionen aus der Strompreisbremse berücksichtigt, liegen die durchschnittlichen Gesamtkosten im örtlichen Grundversorgungstarif bei gleichbleibendem Verbrauch bei 1.785 Euro.

Sparen könnten vor allem Haushalte, die in der Grundversorgung beliefert werden. 2022 war das oft die günstigste Alternative, doch mittlerweile gibt es wieder deutlich bessere Angebote. Der örtliche Grundversorgungstarif kann mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden. Das günstigste verfügbare Angebot mit empfehlenswerten Bedingungen liegt bei 31,77 Cent/kWh (inklusive Grundpreis), was bei 4000 kWh jährlichen Gesamtkosten von 1272 Euro entspricht. „Durch einen Wechsel aus der Grundversorgung kann ein Haushalt über 500 Euro an Stromkosten einsparen – und muss darüber hinaus keine staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. „Darum raten wir zum Vergleich der aktuellen Tarife und zu einem Anbieterwechsel. Der Wechsel aus dem örtlichen Grundversorgungstarif ist jederzeit möglich, der neue Anbieter übernimmt die Kündigung."

Gasanbieterwechsel spart über 600 Euro

Der örtliche Gas-Grundversorgungstarif sinkt im Mai, Juni und Juli in 80 Fällen um durchschnittlich 23 Prozent. Ein Haushalt im Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh bezahlt im örtlichen Grundversorgungstarif im bundesweiten Durchschnitt 3267 Euro. Der Kilowattstundenpreis im Grundversorgungstarif beträgt im Bundesschnitt 15,57 Cent/kWh, der jährliche Grundpreis liegt bei 152,83 Euro. Der Deckelbetrag von 12 Cent/kWh der Gaspreisbremse wird so deutlich überschritten. Wird die Gaspreisbremse bei gleichbleibendem Verbrauch berücksichtigt, liegen die durchschnittlichen Gaskosten im Grundversorgungstarif bei 2696 Euro.

Der günstigste verfügbare Gastarif mit empfehlenswerten Bedingungen für Neukunden hat derzeit einen durchschnittlichen Kilowattstundenpreis von 10,28 Cent/kWh (inklusive Grundpreis), ein Verbrauch von 20.000 kWh kostet 2055 Euro. Ein Anbieterwechsel aus der örtlichen Grundversorgung spart also trotz Gaspreisbremse über 600 Euro pro Jahr.

Thorsten Giersch

22.05.2023 | 15:56

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