
Popstar Katy Perry – hier bei den MTV Video Music Awards – zählt zu den prominentesten Teilnehmerinnen des ersten rein weiblichen Raumflugs von Blue Origin. Die Mission verbindet Popkultur mit Pioniergeist in der kommerziellen Raumfahrt. (Foto: shutterstock)
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Blue Origin startet ersten rein weiblichen Raumflug – mit prominenter Besetzung
Am 15. April 2024 schreibt Blue Origin Raumfahrtgeschichte: Um 15:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit soll in der texanischen Wüste bei Van Horn die "New Shepard"-Rakete mit einer rein weiblichen Besatzung starten – ein Novum in der jungen Geschichte des kommerziellen Weltraumtourismus. Angeführt wird die sechsköpfige Crew von Popstar Katy Perry, flankiert von Frauen aus Medien, Wissenschaft und Wirtschaft.
Kommerzielle Raumfahrt als Bühne: Blue Origin und das Konzept "New Shepard"
Das von Amazon-Gründer Jeff Bezos initiierte Raumfahrtunternehmen Blue Origin gehört – neben SpaceX und Virgin Galactic – zu den Pionieren im kommerziellen Raumfluggeschäft. Seit 2021 ermöglicht das "New Shepard"-Programm suborbitale Flüge für zahlungskräftige Passagiere. Die vollautomatisierte Rakete überquert kurzzeitig die Kármán-Linie in rund 100 Kilometern Höhe – allgemein als Grenze zum Weltraum anerkannt – und kehrt nach rund elf Minuten zurück zur Erde.
Das Angebot: ein kurzer Moment der Schwerelosigkeit, ein exklusives Erlebnis – und ein Platz in der Raumfahrtgeschichte. Insgesamt wurden bislang zehn bemannte Flüge absolviert, 52 Menschen erreichten mit Blue Origin den Rand des Alls. Die aktuelle Mission steht dennoch unter besonderen Vorzeichen.
Die Crew: Ikonen, Ingenieurinnen und eine Botschaft
Neben Katy Perry umfasst die Besatzung:
- Lauren Sánchez, Pilotin, Medienunternehmerin und Verlobte von Jeff Bezos
- Gayle King, renommierte US-Journalistin
- Aisha Bowe, Raumfahrtingenieurin und ehemalige NASA-Mitarbeiterin
- Amanda Nguyen, Bürgerrechtlerin und Genetikforscherin
- Kerianne Flynn, Filmproduzentin
Die Kombination aus Prominenz, Expertise und gesellschaftlichem Engagement verleiht dem Flug hohe Symbolkraft. Es ist der erste rein weiblich besetzte Raumflug seit Valentina Tereshkovas Solo-Mission 1963 – ein kulturhistorischer Kontrapunkt in einer bislang männlich dominierten Raumfahrttradition.
Maßgeschneiderte Symbolik: Mode und Funktion in der Schwerelosigkeit
Bemerkenswert ist auch die Gestaltung der Raumanzüge: Die maßgeschneiderten blauen Overalls wurden unter Mitwirkung von Modedesignern und auf Initiative von Lauren Sánchez entwickelt. "Normalerweise werden solche Anzüge für Männer entworfen – und dann für Frauen angepasst", so Sánchez in der New York Times. Ihr Ziel: funktionale Kleidung, die zugleich Selbstbewusstsein und Individualität ausstrahlt. Selbst die Unterwäsche wurde kuratiert – sie stammt aus dem Sortiment von Kim Kardashians Marke Skims.
Vorbereitung mit Tiefgang: Katy Perry zwischen Popkultur und Physik
Katy Perry nutzt die Mission nicht nur zur Selbsterfahrung, sondern auch zur Bildung. In Interviews berichtet sie von ihrer intensiven Vorbereitung – physisch wie intellektuell. Sie lese Carl Sagan, interessiere sich für die Ingenieurwissenschaften hinter dem Flug und wolle insbesondere junge Frauen für MINT-Fächer begeistern: „Ich sage mir jeden Tag: Du machst das für die nächste Generation.“
Bedeutung für die Raumfahrt – und darüber hinaus
Die rein weibliche Crew ist mehr als eine PR-Geste: Sie setzt ein Zeichen für Inklusion in einer Branche, die technologische Innovation oft schneller vorantreibt als strukturelle Diversität. Gleichzeitig wirft sie grundlegende Fragen auf: Wer bekommt Zugang zum All? Und zu welchem Preis – finanziell, ökologisch, gesellschaftlich? Während Unternehmen wie Blue Origin neue Märkte erschließen, bleibt die Debatte über Nachhaltigkeit, Regulierung und Gerechtigkeit virulent.
Der Weltraumtourismus bietet enorme Wachstumschancen – nicht nur für Luft- und Raumfahrtkonzerne, sondern auch für angrenzende Branchen wie KI, Materialforschung oder Telekommunikation. Doch er verlangt auch nach neuen politischen und ethischen Rahmenbedingungen.
Historischer Kontext: Von der Staatsdomäne zum Privatabenteuer
Bereits in den 1960er Jahren spielte die Idee des Weltraumtourismus in der öffentlichen Fantasie eine Rolle. Pan Am bot Reservierungen für künftige "Moon Flights" an. Doch erst mit Dennis Tito, der 2001 als erster Tourist zur ISS flog, nahm die private Raumfahrt konkrete Form an. Mit dem Ansari X-Prize 2004 und dem Aufstieg von Firmen wie SpaceX, Virgin Galactic und Blue Origin wurde sie zur wirtschaftlichen Realität.
Der Durchbruch kam 2021: bemannte Flüge in den suborbitalen Raum, orbitale Missionen mit Zivilisten – eine neue Ära begann. Doch der Fortschritt ist ambivalent: Er eröffnet Chancen, schafft aber auch neue Ungleichheiten und Umweltfragen.
Der kommerzielle Raumflug ist Ausdruck eines uralten Menschheitstraums – der Expansion ins Unbekannte. Gleichzeitig ist er ein Symbol unserer Zeit: Luxuskonsum, Inszenierung, technologische Hybris. Dass Prominente für wenige Minuten Schwerelosigkeit Millionen investieren, während auf der Erde existentielle Probleme ungelöst bleiben, wirft moralische Fragen auf. So ist also der Blue-Origin-Flug mit Katy Perry mehr als ein mediales Spektakel. Er steht exemplarisch für die Schnittstelle von Technologie, Gesellschaft und Markt.
13.04.2025 | 18:38