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BMW-Aktie: Neuer Antrieb

Die vielen Negativnachrichten von China-Abschwung bis Abgasskandal wirkten sich auch belastend auf die BMW-Aktie aus. Doch inzwischen hat sich das Papier wieder gefangen und ist auf die Überholspur zurückgekehrt. Langfristig neue Impulse erhoffen sich die Münchner durch ihre Vorreiterrolle in der Elektromobilität. Druck bekommt BMW indes von Mercedes-Benz. Die Stuttgarter wollen den Bayern die Krone als führenden Premium-Anbieter in der Automobilbranche streitig machen. 

Wer in den vergangenen Wochen und Monaten die Presse hinsichtlich der hiesigen Automobilbranche verfolgte, könnte den Eindruck gewonnen haben, das Herzstück der deutschen Wirtschaft erleide einen Totalschaden. Von einer besorgniserregenden Wirtschaftsflaute in China bis zu Abgasskandalen reichte die Palette von schlechten Nachrichten. Man hätte also durchaus meinen können, deutsche Autos seien inzwischen in etwa so beliebt wie Kuschelsongs auf einer Halloween-Party. Dass dem vermeintlich erstaunlicherweise nicht so ist, zeigt insbesondere der bayerische Premiumanbieter BMW. Der global agierende Konzern befindet sich bei seiner Absatzentwicklung trotz aller eingangs genannter Widrigkeiten auf Rekordkurs. 

Die jüngsten Zahlen vom September zeigen, dass das 1916 gegründete Unternehmen weiter Vollgas gibt. So legten die Auslieferungen im neunten Monat des Jahres insgesamt um 7,8 Prozent auf 215.413 Einheiten zu, während die Kernmarke auf eine Absatzsteigerung von 7,7 Prozent auf 180.475 Autos zurückblickt. „Trotz des nach wie vor schwierigen Umfelds in einigen Märkten wächst der Absatz der BMW Group weiterhin stabil", freut sich Vertriebsvorstand Ian Robertson, der seinen Konzern „auf Kurs für ein weiteres Rekordjahr“ sieht.

Börse: Zyklische Werte wieder attraktiv

Ähnlich vielversprechend entwickelt sich aktuell die Lage für das BMW-Papier an der Börse. Zwar sind die Münchner vom im März verzeichneten Jahreshöchststand von 122,60 Euro noch meilenweit entfernt. Doch die Trendwende ist inzwischen deutlich erkennbar eingeleitet. Nach einer gruseligen Talfahrt wurde bei der Stammaktie seit August nahe der 80-Euro-Marke eine w-förmige Bodenbildung eingeleitet, die mit einem Ausbruch über 90 Euro vollendet werden konnte. Dennoch ist die Aktie für ein Papier aus dem Premiumsegment mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis der Stammaktie von neun in 2016 weiterhin sehr günstig bewertet. 

Die Rendite der nächsten Dividende beträgt unterdessen 3,9 Prozent. Entsprechend positiv bewertet eine Vielzahl von Analysten das BMW-Wertpapier. Die britische Investmentbank Barclays hat die Einstufung für BMW auf "Overweight" belassen. Zyklische Werte erschienen mittlerweile wieder attraktiv, schrieben die Analysten in einer Studie zur Kapitalmarktstrategie für Europa. Auto-Aktien sehen die Experten als unterbewertet an. Sie nahmen das Papier von BMW in ihr Portfolio der empfehlenswerten europäischen Aktien auf. In dieselbe Kerbe schlägt auch das Analysehaus Warburg Research. Da Analyst Marc-Rene Tonn von einer Umsatzsteigerung im dritten Quartal von 14 Prozent ausgeht, hält er ein Kursziel von 105 Euro für realistisch.

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Langfristige Impulse für den Aktienkurs erhofft sich BMW vor allem durch die Elektromobilität, bei der die Münchner unter den deutschen Anbietern klar führend sind. Wenngleich dieser Markt reichlich Zukunftsphantasien wach werden lässt, döst selbiger aktuell schlummernd vor sich hin. Von Januar bis September dieses Jahres konnte BMW gerade einmal ernüchternde 16.600 BMW i3-Modelle sowie 4.000 BMW i8-Autos an den Mann bringen. Angesichts der horrenden Kosten in dieser Sparte kommen solche Absatzzahlen einer klaren Enttäuschung gleich. Dennoch bleibt man in der bayerischen Landeshauptstadt optimistisch und pocht auf einen langen Atem. 

Vom langfristigen Erfolg ist BMW nach wie vor felsenfest überzeugt. „Wir sollten uns da nicht blenden lassen von der aktuellen Entwicklung, vor allem getrieben durch die aktuellen Ölpreise“, erklärt Finanzchef Friedrich Eichiner. Allerdings räumt er zugleich ein, welch große Herausforderung der Heimatmarkt darstelle. „In Deutschland reden die Leute bloß viel über Ökologie, gekauft wird am Ende anders“, so Fröhlich. Besser sieht es diesbezüglich in Norwegen, England oder den Niederlanden aus, da in diesen Ländern eine rigorosere CO2-Besteuerung sowie Elektroauto-Förderungen den Bayern in die Karten spielen.

Kampf um Platz eins wird in China ausgefochten

Richtig Druck im Kampf um die Position des weltweit größten Automobilherstellers bekommt BMW indes von Daimlers PKW-Sparte Mercedes-Benz. Die Marke mit dem Stern saust derzeit in atemberaubenden Tempo über die Überholspor der Branche. An Audi, der bisherigen Nummer zwei, sind die Stuttgarter vor kurzem bereits vorbeigezogen. Nun wackelt Mercedes-Benz mit aller Macht am Thron von BMW und ist gierig auf die Krone. Während BMW von Januar bis September dank einer Steigerung von 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum 1,395 Millionen Fahrzeuge verkaufen konnte, brachte es Mercedes auf 1,376 Millionen Autos. 

Pikanterweise entspricht letzteres Ergebnis einer gewaltigen Steigerung von 15 Prozent, es stellt das Wachstum bei BMW deutlich in den Schatten. Bei Audi stotterte der Motor mit einem Zuwachs von 3,8 Prozent auf 1,35 Millionen Fahrzeuge. Aufpassen muss BMW vor allem in China. Hier legte das von Harald Krüger geleitete Unternehmen im dritten Quartal lediglich um zwei Prozent zu. Trotz der kriselnden Konjunktur fuhr die Marke mit dem Stern im Reich der Mitte ein beeindruckendes Plus von 31 Prozent ein.

Allerdings hat BMW, das zusammen mit der Marke Mini auf 343.000 verkaufte Autos zurückblickt, noch die Nase vorn, da es Mercedes in dieser Statistik auf eine Zahl von gut 266.000 veräußerten Fahrzeugen brachte. Experten sind sich darüber einig, dass die Vormachtstellung im Premium-Segment der Automobilbranche auf dem chinesischen Markt ausgefochten wird. BMW ist also gewarnt. WIM

03.11.2015 | 10:08

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