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BASF vor BMW: Börse München zieht Bilanz

Die Börse München hat sich ganz auf die Bedürfnisse von Privatanlegern eingestellt: Qualität bei der Kursfeststellung, reichlich Informationen auf der Webseite, keine Hochfrequenzhändler, die Anlegern kleinerer Tranchen günstige Preise „wegschnappen“. Nun zieht Pressechef Ulrich Kirstein für das erste Halbjahr 2015 Bilanz.

Die Börse München hat sich ganz auf die Bedürfnisse von Privatanlegern eingestellt: Qualität bei der Kursfeststellung, reichlich Informationen auf der Webseite, keine Hochfrequenzhändler, die Anlegern kleinerer Tranchen günstige Preise „wegschnappen“. Nun zieht Pressechef Ulrich Kirstein für das erste Halbjahr 2015 Bilanz.

Über die Börse München können aktuell 18.327 Wertpapiere gehandelt werden, darunter 4.588 Aktien. Nur ein kleinerer Teil – 540 – stammen von inländischen Gesellschaften, der Großteil von 4.048 speist sich von Unternehmen aus insgesamt etwa sechzig Nationen. Doch nutzen die Anleger diese Vielfalt überhaupt und was sind eigentliche ihre heimlichen Favoriten? Bei sommerlichen Temperaturen haben wir unsere Datenbanken zum Glühen gebracht und daraus Erkenntnisse gezogen, die wir gerne – in regelmäßigen Abständen quartalsweise – veröffentlichen.

Die Sorgen um Griechenland dominierten das erste Halbjahr, trotzdem zeigten viele Indizes vor allem im ersten Quartal nach oben. Aber der Dax lag Ende der ersten Jahreshälfte bei fast 11.000 Punkten, ins Jahr gestartete war er bei um die 9.750 Punkten. Der Dow-Jones war bei über 17.800 Punkten ins neue Jahr gestartet und landete, nach allerdings größeren Ausschlägen nach oben (bis über 18.300 Punkten) und nach unten (unter 17.150 Punkten) dann bei etwa 17.600 Punkten. Doch interessierten sich Anleger der Börse München überhaupt für ausländische Aktien? Sind sie nicht eher konservativ und dem Home Bias, der Treue zur Heimat, verfallen?

Apple unter den ersten zehn

Tatsächlich investieren unsere Anleger im ersten halben Jahr mehrheitlich in deutsche Titel, knapp 55 Prozent des gehandelten Aktienvolumens stammt von deutschen Unternehmen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber, dass immerhin 45 Prozent des Volumens auf ausländische Titel gerichtet war – und das ist für das Durchschnittsdepot eines Deutschen ein sehr guter Wert. Bei einer Auswertung von 600.000 Depots durch die DAB Bank im Auftrag der Wirtschaftswoche zum 25jährigen Jubiläum des Dax, das 2013 stattfand, waren die zehn „Lieblingsaktien“ der Deutschen tatsächlich ausschließlich Dax-Aktien.

Dieser Trend hält unvermittelt an und spiegelt sich auch an der Börse München wider. Unter den zehn am meisten gehandelten Aktien (immer nach Handelsvolumen, nicht nach Zahl der Trades) finden sich im ersten Halbjahr neun deutsche Titel und acht Dax-Werte: BASF, Daimler und die Allianz führen das Feld an, gefolgt von der Deutschen Bank. Auf Platz fünf folgt dann der einzige ausländische Wert: Apple. Die Münchner Rück nimmt Position sechs ein,  auf sieben steht Siemens und hereingeschoben unter die ersten zehn „Großen“ hat sich auf Platz acht die Umweltbank aus Nürnberg, Platz neun und zehn nehmen Volkswagen (VZO) und Bayer ein. 

Die „Tops“ des ersten Halbjahres 2015 in Sachen Performance waren im Übrigen K+S, Lanxess, Fresenius, Infineon und Deutsche Börse, bei unseren Anlegern kam nur K+S mit Platz zwölf unter die beliebtesten zwanzig, stattdessen folgten auf den Plätzen 11 bis 20 Commerzbank, K+S, BMW, Deutsche Telekom, Deutsche Post, Continental, Nestle, Berkshire Hathaway, E.ON und Lufthansa.

USA auf starkem zweiten Platz

Nach Deutschland blicken unseren Anleger vor allem über den großen Teich nach Amerika, mit immerhin einem Anteil von knapp 21 Prozent liegen die USA an zweiter Position. Mit Abstand kommen dann die Schweiz (4,15 Prozent), Großbritannien (3,06 Prozent), Frankreich 2,29 Prozent), Niederlande (2,21 Prozent), Kanada 82,04 Prozent), Österreich (1,08 Prozent), Norwegen (0,96 Prozent) und Japan (0,91 Prozent) – 8,59 Prozent verteilten sich auf den Rest der über 60 Länder.

Die meistgehandelten Aktien nach Volumen der fünf Lieblingsländer sind Apple, Nestle, Royal Dutch Shell und Total. Und, immerhin werden von den 4.500 gelisteten Aktien insgesamt etwa 3.900 Aktien im ersten Halbjahr auch wirklich gehandelt. Gerade bei US-Aktien handeln die Anleger über die Börse München über 800 ganz unterschiedliche Titel. Hier greift offensichtlich das Referenzmarktprinzip der Börse München: in München Aktien zum Kurs mindestens so gut wie am liquidesten Markt – hier also etwa NYSE oder NASDAQ – zu bekommen.

Chemie noch vor Auto

Doch unsere Anleger präferieren nicht nur Länder, sie interessieren sich auch für bestimmte Branchen mehr als für andere. So zählen zu den beliebtesten Branchen Chemie und Pharma, IT & Telekom sowie Banken und Versicherungen. Erst an vierter Stelle folgen Industrieunternehmen. Nur auf die deutschen Aktien bezogen liegt sogar die Finanzbranche an erster Stelle, während Chemie und Pharma die zweite Position innehat und – selbstverständlich – Auto auf Rang drei steht. Bei US-Aktien hat IT & Telekom die Nase vorn – denn neben Apple gehören auch Google (Position drei), Microsoft (Rang fünf) und Facebook (Rang 17) zu den häufig gehandelten Papieren. Auf dem zweiten Platz hinter Apple liegt im Übrigen Warren Buffetts Berkshire Hathaway, dann folgen Procter & Gamble und eben Microsoft.

In der Schweiz führt Chemie & Pharma das Branchen-Ranking an, immerhin nehmen BB Biotech, Novartis und Roche die Plätze zwei bis vier der meistgehandelten Schweizer Unternehmen ein. In Großbritannien wie auch in Frankreich liegt die Energiebranche an erster Stelle, hier spielen die Energiekonzerne Royal Dutch Shell und BP sowie Total eine zentrale Rolle. Griechische Werte, wir handeln an der Börse München insgesamt nur zwölf davon, spielten im ersten Halbjahr 2015 übrigens kaum eine Rolle. Knapp 0,5 Prozent des gesamten gehandelten Volumens resultierte aus griechischen Aktien.

So sind wir von der Börse München, zusammenfassend gesagt, durchaus gespannt, ob die zweite Jahreshälfte Veränderungen im Beliebtheitsranking der Aktien bringt, ob sich weitere ausländische Titel unter die Top-10 mischen und ob Apple, schwer gebeutelt in den vergangenen Wochen, auch längerfristig abrutscht.

15.08.2015 | 12:00

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