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Comeback beim Goldpreis?

Edelmetall Gold

Drei Jahre lang ist der Goldpreis gefallen. Nun wird das Edelmetall wieder gesucht. Doch Analysten warnen vor überzogenen Erwartungen. Die Ukraine-Krise, der Bürgerkrieg im Irak, Streiks in Südafrika – mit jeder schlechten Nachricht wird Gold für Anleger wieder interessanter. Das Edelmetall gilt als sicherer Hafen und Krisenanlage.

Und so erreichte sein Kurs auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise vor drei Jahren Rekordwerte von mehr als 1 900 US-Dollar je Feinunze. Doch seither geht es fast dauerhaft bergab. Erst jetzt zeichnet sich ab, dass Gold bei der Marke von 1 250 US-Dollar offenbar Boden gefunden hat. „Die Volatilität hat stark abgenommen, die Wetten auf künftige Preisentwicklungen sind so gering wie seit anderthalb Jahren nicht mehr“, stellt ein Rohstoffhändler fest. Sein Fazit: „Damit kommt die Baisse zu ihrem Ende. Der Markt ist wieder sauber.“

Goldpreisoptimisten raten daher langsam wieder zu einem Einstieg. Nach der Preiskorrektur könnten schon kleinere Krisennachrichten – etwa aus dem irakischen Bürgerkrieg – wieder ausreichen, um den Kurs nach oben in Bewegung zu setzen. Die großen institutionellen Fonds hätten ihre Bestände stark reduziert. Der Markt sei überverkauft. Analystin Barbara Lambrecht von der Commerzbank weist außerdem darauf hin, dass die asiatischen Schwellenländer-Riesen China und Indien sich zu treibenden Kräften am Goldmarkt entwickelt hätten. Eben deshalb ist sie optimistisch: „In der zweiten Jahreshälfte dürfte der Goldpreis dank einer Belebung der Nachfrage in Indien und China sowie der Investmentnachfrage im Westen wieder zulegen.“

Neue Zweifel am Finanzsystem

Außerdem habe die Entscheidung der Notenbanken, das globale Finanzsystem abermals mit billigem Geld zu fluten, wieder Zweifel genährt, ob das Geldgefüge dauerhaft stabil sei. Vorsichtige Investoren hätten zwar keine akute Sorge vor einem Inflationsschub, aber die Angst vor einem Vertrauensschock in das Geldsystem werde wieder größer.

Viele Analysten warnen allerdings vor überzogenen Erwartungen an ein neues Comeback. Die einen verweisen auf Chinas derzeit schwache Nachfrage nach Gold, andere auf die Vorteile kon­kurrierender Anlageklassen. Vor allem der Aktienmarkt bindet derzeit die Aufmerksamkeit der Anleger. Daher sollte es mit einer Preiserholung beim gelben Edelmetall schwierig werden, solange es nicht zu einer großen Verschlechterung der Lage in der Ukraine kommt. Laut Thorsten Proettl von der LBBW überwiegen für Gold vorerst die belastenden Faktoren: „Hierzu gehört die durch die Geldschwemme befeuerte Hausse am Aktienmarkt.“ Ole Hansen von der Saxo Bank pflichtet bei: „Gold zeigt zwar schon Anzeichen des Überverkaufs, doch es könnte noch weiter nach unten gehen.“ Mit dem Wiedererstarken der US-Wirtschaft dürfte das Edelmetall weiter an Attraktivität verlieren. Martin Siegel vom Edelmetall-Fondsanbieter Stabilitas sagt: „Am Ende kommt es drauf an, wie groß das Interesse der Zentralbanken und der Großbanken an einem niedrigen Preis ist.“ In der Research-Abteilung der DZ Bank erwartet man in den nächsten zwölf Monaten vom aktuellen Preisniveau aus sogar einen weiteren signifikanten Goldpreisverfall von rund 15 %. Damit befindet man sich am unteren Ende der Konsensschätzungen.

Und auch von der Angebotsseite gibt es Nachrichten, die eher preisdämpfend wirken dürften. Vor allem China meldet eine lebhafte Förderung des Edelmetalls. Seit jetzt sieben Jahren ist China nun der größte Goldproduzent der Welt. 2013 lag der Ausstoß bei 430 Tonnen. Jüngste Zahlen der Regierung deuten nun darauf hin, dass es ausreichende Ressourcen gibt, um die Spitzenposition auf absehbare Zeit zu halten. Nach einem Bericht von Asia First haben die Behörden mitgeteilt, dass die durch Exploration entdeckten Vorkommen schneller gestiegen sind als abgebaut wird. Die Goldressourcen Chinas werden offiziell mit 8 200 Tonnen – das entspricht 263,6 Mio. Unzen – angegeben. Nur Südafrika verfügt mit 31 000 Tonnen oder fast 1 Mrd. Unzen über höhere bekannte Ressourcen. Derzeit fördert China ungefähr 65 % mehr Gold pro Jahr als die weltweite Nummer zwei Australien – und fast 140 % mehr als Südafrika zurzeit produziert. Das Land am Kap hatte den Großteil des vergangenen Jahrhunderts die globale Goldproduktion dominiert.

19.07.2014 | 14:41

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