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Das meiste Geld verdienen in Deutschland nicht Deutsche, sondern…

...Inder. Deren mittleres Einkommen liegt deutlich über dem Vergleichswert der Deutschen, womit viele zu den absoluten Top-Verdienern im Land zählen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft.

Unter allen in Deutschland lebenden Ausländern haben Inder das höchste mittlere Einkommen. Und auch im Vergleich zu den Deutschen selbst, sind ihre Löhne bedeutend höher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), das sich in seiner Auswertung auf Daten der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit aus dem Dezember 2020 stützt. „Unter allen Vollzeitbschäftigten in Deutschland liegen Inder mit einem Bruttomedianlohn von über 4.800 Euro auf Platz Eins“, heißt es in der dazugehörigen Pressemitteilung.

Knapp dahinter folgen Skandinavier und Österreicher. Und auch die Briten, Iren, Schweizer und US-Amerikaner liegen bei über 4.000 Euro. Damit schlagen sie alle miteinander das mittlere Bruttogehalt der vollzeitbeschäftigten Deutschen, das bei rund 3.500 Euro im Monat liegt.

Insgesamt verdienen Ausländer mit einem Medianlohn von 2.600 Euro im Mittel aber immer noch deutlich weniger, als Deutsche. Am niedrigsten ist das Medieneinkommen bei Syrern, Rumänen und Bulgaren.

Entscheidend für die hohen Medianlöhne bei Einwanderern aus den eingangs aufgezählten Ländern sind also die ebenfalls hohen Qualifikationen der Beschäftigten. Dass vor allem Inder im Mittel so viel verdienen, liegt am deutschen Fachkräftemangel in den akademischen MINT-Berufen. Es fehlen Informatiker, Ingenieure und Naturwissenschaftler. Dieser Fachkräftemangel verschärft sich Jahr um Jahr. Gleichzeitig ziehen immer mehr sehr gut ausgebildete Arbeitskräfte aus Indien nach Deutschland, die noch dazu nach erfolgreichem Studienabschluss überdurchschnittlich oft in MINT-Bereichen arbeiten. Dort wiederum sind die Löhne hoch. Nicht nur, weil es grundsätzlich an passend ausgebildeten Fachkräften mangelt, auch weil die Digitalisierung gerade im Informatik-Bereich massenweise neue, hochqualifizierte Jobs schafft.

Zahl der Inder in MINT-Berufen in Deutschland hat sich seit 2012 verfünffacht

Erstaunlicherweise ein Trend, der an vielen Deutschen Arbeitskräften vorüberzieht, weil sie nicht die entsprechenden Bildungswege einschlagen. Seit 2012, schreibt das IW, „hat sich die Zahl der Ausländer aus allen Drittstaaten in diesen Berufen fast verdreifacht, die der Inder sogar fast verfünffacht“. Überdies bemerkenswert: „Mit über 36 Prozent liegt der Beschäftigtenanteil von Indern im Alter zwischen 25 und 44 Jahren in akademischen MINT-Berufen weit höher als der entsprechende Anteil von Deutschen mit nur sieben Prozent.“ Der Monatsmedianlohn liegt bei Indern in dieser Altersgruppe mit 5.300 Euro ebenfalls leicht höher, als bei deutschen Fachkräften (5.200 Euro).

„Die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften aus Drittstaaten in den akademischen MINT-Berufen trägt stark zur Fachkräftesicherung und Innovationskraft in Deutschland bei und hat den mittleren Bruttolohn einiger Ausländergruppen erheblich gesteigert“, begründet IW-Experte Axel Plünnecke die Studienergebnisse. Ein weiteres Fazit lautet aber wohl auch: Deutschland muss mehr in die Ausbildung von Fachkräften im MINT-Bereich investieren, um nicht vollständig den Anschluss zu verlieren. Was, wenn die Inder plötzlich nicht mehr in Deutschland, sondern anderswo arbeiten?

Oliver Götz

09.11.2021 | 11:40

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