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Deutschlands Benzinpreise sind im Weltvergleich extrem hoch

Die deutsche Politik diskutiert Benzinpreis-Bremsen. Dabei hat sie selbst den Preis-Schock durch die starke Besteuerung mit verursacht. Ein globaler Vergleich zeigt, dass deutsche Benzinpreise extrem hoch sind.

Die deutschen Preise für Benzin und Diesel erreichen immer neue Rekorde. An grenznahen polnischen, dänischen, österreichischen und auch luxemburgischen Tankstellen herrscht Hochbetrieb mit deutscher Kundschaft. Zehntausende von deutschen Autofahrern nutzen die niedrigeren Preise im Nachbarland und betätigen sich als Tanktouristen. Selbst in der Schweiz und Frankreich lässt es sich günstiger tanken. Eine aktuelle Übersicht des Informationsdienstes GlobalPetrolPrices (das Institut ermittelt die Kraftstoffpreise in 150 Ländern und über 250 Städten weltweit) zeigt, dass Deutschland seinen Bürgern Extrempreise an den Tankstellen abverlangt.

Der internationale Vergleich zeigt, wieviel die Deutschen für Benzin zahlen: Mit rund 1,21 Euro pro Liter liegt der globale Durchschnitt um 88 Cent unter dem deutschen Durchschnittspreis. Hierzulande werden derzeit 2,09 Euro pro Liter verlangt. Das ist fast ein voller Euro mehr als Autofahrer etwa in den USA oder in der Türkei zu zahlen haben. Dort liegt der Preis derzeit bei nur 1,11 Euro pro Liter. Auch in China liegt der Benzinpreis weit unter dem deutschen Niveau. Dort zahlen Autofahrer jetzt 1,33 Euro pro Liter. Auf genau diesem Preisniveau liegen auch die Preise in Brasilien. In Japan, das ähnlich wie Deutschland weitreichend von Ölimporten abhängig ist, liegt der Benzinpreis an den Tankstellen derzeit bei 1,20 Euro, in Indien werden 1,22 Euro verlangt.

Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind extrem und vor allem die Besteuerung für Benzin zurückzuführen. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums nimmt der deutsche Staat pro Liter Benzin 65,45 Cent Energiesteuer ein, dazu kommen 7,06 Cent für CO2-Preis, 0,27 Cent für die „Erdölbevorratungsabgabe“ und natürlich 19 Prozent Mehrwertsteuer vom Netto-Verkaufspreis. Insgesamt landen damit beim Benzin circa 48 Prozent der Tankrechnung als Steuern beim Staat,

Aber auch in europäischen Hochsteuerländern ist das Tanken häufig billiger als in Deutschland. Bei den Nachbarn in  Luxemburg tankt man um 40 Cent günstiger als in Deutschland. In Österreich liegen die Spritpreise um 35 Cent untrer den deutschen. In Polen kann man sogar um 65 Cent pro Liter günstiger tanken. In Belgien liegen die Preise derzeit bei 1,75 Euro, in Spanien bei 1,79 Euro, In Frankreich bei 1,94. Es gibt nur ganz wenige Staaten auf der Welt, die das deutsche Preisniveau noch übertreffen, etwa Monaco (2,26 Euro) und Hongkong (2,61 Euro).

Aus Sicht des ADAC hat die Politik ein erhebliches Potenzial für Preissenkungen in eigene Händen. „Kurzfristig sollte die Bundesregierung eine befristete Mehrwertsteuersenkung auf Kraftstoffe und Heizöl prüfen. Diese könnten unmittelbar wirken und eine breite Entlastungswirkung erzielen“, empfiehlt ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand. Eine vorübergehende Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent würde Benzin und Diesel aktuell um rund 21 Cent je Liter verbilligen.
                                                                                                                                                       Wolfram Weimer

24.03.2022 | 11:52

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