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Macherin der Woche: Tina Müller

Tina Müller kehrt nach krankheitsbedingter Auszeit wieder an ihren Schreibtisch zurück. Dem WirtschaftsKurier erklärt sie, was sie sich vorgenommen hat.

Nächste Woche kommt sie zurück: Tina Müller, 51, Chefin der Parfümerie-Kette Douglas, bis 2017 verantwortlich für die einzige Marken-Kampagne, die von Opel in den vergangenen Jahrzehnten hängengeblieben ist: „Umparken im Kopf“. Sie ist Autorin von Büchern wie „Zum Jungbleiben ist es nie zu spät“, wird in Magazinen gehandelt als erste weibliche Managerin eines Dax-Konzerns, nur weiß niemand von welchem. Klar dagegen ist, dass sie eine ausgewiesen Expertise in der Beauty-Branche hat: Henkel mit einer Marke wie Schwarzkopf, Wella und L’Oréal finden sich als Arbeitsstätten in ihrem Lebenslauf. Beobachter nennen sie gern die „Powerfrau“.

Ausgerechnet sie, die keinen Social Media-Kanal auslässt, um sich, ihre Marke und ihr Unternehmen von der schönsten Seite zu präsentieren, wird im Mai durch eine plötzliche schwere Krankheit mit Notoperation und anschließender Reha-behandlung aus dem galoppierenden Berufsleben gerissen. Weil die Gesundheit nicht mitspielt, muss sie aussteigen aus einem dicht getakteten beruflichen Stundenplan, der durch die Corona-Krise bei Einzelhändlern wie Douglas, die ihre Filialen zusperren mussten, noch einmal an nervenaufreibender Dynamik gewonnen hat.

Und ausgerechnet sie, die, wo sie auch war, bewiesen hat, dass sie es kann, kommt nach sechs langen Wochen von Krankheit und Genesung nicht allein zurück an die Spitze. Sondern sie findet an ihrer Seite einen Mann, der als Spezialist für schwierige Fälle gilt: Michael Keppel. Keppels Beruf ist Sanierungsexperte für notleidende Firmen, er bezeichnet sich selbst als Krisenmanager, ist in der Szene der Insolvenzverwalter bestens verdrahtet, und wird vom Douglas Aufsichtsratschef Henning Kreke, dem Vertreter der Gründerfamilie, als Beauftragter für die Restrukturierung vorgestellt.

Im Gespräch mit dem WirtschaftsKurier sieht Tina Müller den Vorgang pragmatisch: „Die Sache muss gemacht werden“, sagt sie, da seien sich Management, Aufsichtsrat und Investoren einig, wobei als Eigentümer und Geldgeber bei Douglas neben Kreke der Finanzinvestor CVC Capital mit 85 Prozent beteiligt ist. Es ist kein Geheimnis, dass CVC den Verkauf anstrebt, die Coronakrise hat aber auch diese Pläne erstmal auf die Intensivstation geschickt.

Mit „die Sache“ ist das Filialnetz der Parfümeriekette gemeint: 2400 Geschäfte führt Douglas in Europa. Fast alle waren in der Krise dicht, während der Online-Handel blühte. 70 hatte Müller europaweit seit Amtsantritt geschlossen. Gemeinsam mit Restrukturierer Keppel soll jetzt jede Filiale auf ihre Wirtschaftlichkeit überprüft werden, im Spätsommer soll es ein Zukunftskonzept geben. Wie das aussehen wird? Müller wird einsilbig – nur soviel sagt sie: „Wir betrachten die aktuelle Entwicklung aber natürlich auch das zukünftige Potenzial jeder einzelnen Filiale. Klar ist: Die Filiale bleibt eine wesentliche Säule unserer Omnichannel-Strategie und an der Eröffnung Flagshipstores wie in München und anderen deutschen und europäischen Metropolen halten wir fest.“

Lieber spricht sie über den weiteren Ausbau des Onlinehandels. Stark auf E-Commerce zu setzen – das ist ihr Konzept, mit dem sie bei Douglas angetreten ist. Ein Drittel ihrer Umsätze macht die Parfümeriekette in Deutschland bereits im Netz. In der Krise, als alles zu war, ist der Onlinehandel um 50 Prozent in die Höhe geschnellt. Jetzt strebt Müller an, dass Douglas seine Online-Plattform weiter öffnet, neue  Marken, andere Branchen sollen die Plattform nutzen können. So wurde bereits ein großes Sortiment an Naturkosmetik auf die Plattform gebracht, aber auch andere Kategorien wie Schmuck. „Es muss eben zu unseren Kundinnen und Kunden passen“, sagt sie. Douglas will sie zum Tech-Unternehmen rund um eine Beauty-Plattform weiterentwickeln.

Die Herausforderung werde dabei sein, zwei unterschiedliche Kulturen unter einem Dach zu vereinen: die der Verkäuferin oder des Verkäufers aus der Filiale, für sie geht es darum, Eingeübtes zu verändern, mit Gewohntem zu brechen. „Umparken im Kopf“ wäre ein passender Slogan, für das was diese Menschen im Unternehmen leisten müssen. Und auf der anderen Seite gibt es die Kultur der IT-Entwickler, Startup-Unternehmer und Kreativen, die für Douglas den nötigen Schub im E-Commerce erzeugen sollen. Beides zusammenzuhalten ist Müllers Aufgabe. Ihr Ziel ist, dass sich beide Kulturen gegenseitig befruchten. „Hauptsache Douglas“ heißt deswegen das Motto, dem sie sich verschrieben hat.

Oliver Stock

25.06.2020 | 16:09

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