Die Tesla-Fabrik in Grünheide. Gebaut von Goldbeck. (Foto: Picture Alliance / Christoph Soeder)



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Diese Transformatoren revolutionieren den Bau

„Titanen“, „Transformatoren“ und „Pioniere“ heißen die Kategorien, in denen der Mittelstandspreis der Medien verliehen wird, an dem auch Focus online beteiligt ist. Ausgezeichnet wurden an diesem Wochenende Unternehmen, die sich in der Krise als besonders widerstandsfähig erwiesen haben. Wir stellen in einer dreiteiligen Serie die Gewinner vor. Hier kommt der „Transformator“.

Von Thorsten Giersch

Schnelligkeit dürfte für Elon Musk nicht das wesentliche Merkmal sein, das er mit Deutschland verbindet. Zumindest nicht mit hiesigen Behörden. Mit dem deutschen Mittelstand hat der Tesla-Chef dagegen gute Erfahrungen gemacht. Im Rekordtempo errichtete Goldbeck die neue Tesla-Fabrik bei Berlin. Es ist eines der vielen Referenzprojekte des Bau- und Dienstleistungsunternehmens. Die Gebrüder Goldbeck haben das Bielefelder Unternehmen von ihrem Vater übernommen und zu einem Marktführer für schnelles und nachhaltiges Bauen entwickelt. Goldbeck erhält des deswegen den Preis als „Transformator“. Zu dieser Kategory zählen laut Jury des Mittelstandspreises Unternehmen, „die sich radikal verändert haben, ohne ihre DNA aufzugeben“.

Die Bielefelder sind nicht nur das größte Bauunternehmen in deutscher Hand, sondern auch eines der modernsten weltweit: Entscheidend sind neben der Systembauweise mit vorgefertigten Elementen die digitalen Tools, mit denen Bauprojekte angegangen werden. Frühzeitig mit einem Hub im Silicon Valley an der US-Westküste präsent sorgen künstliche Intelligenz & Co. für Tempo und Präzision.

„Unser Unternehmen ist seit seiner Gründung 1969 gewachsen“, sagt Jörg-Uwe Goldbeck, der das Familienunternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Jan-Hendrik als geschäftsführender Gesellschafter leitet. Und auch in der kriegsbedingten Rezession sendet Goldbeck noch gute Botschaften: Der Mittelständler beschäftigt nun mehr als 10.000 Menschen an mehr als 100 Standorten. Und er schließt das Geschäftsjahr 2021/22 mit einem Rekordumsatz von mehr als fünf Milliarden Euro ab.

Wie praktisch die gesamte Branche leiden die Ostwestfalen unter Materialmangel und gestiegenen Preisen. Goldbeck konnte das aber durch seine Bauweise weitgehend ausgleichen: Weil das Unternehmen alle wesentlichen Systembauteile in eigenen Werken vorfertigt, ordert es die nötigen Rohstoffe über langfristige Partnerschaften weit im Voraus und in großen Mengen. „Unser Ansatz des Bauens mit System hat sich auch in dieser herausfordernden Zeit als vorteilhaft erwiesen“, sagt Jörg-Uwe Goldbeck. Man sei auch zuversichtlich für die kommenden Monate.

Das nächste große Thema des Unternehmens lautet Nachhaltigkeit. „Ab Mitte 2023 möchten wir als Unternehmen netto CO2-neutral agieren“, sagt Goldbeck. Zur Nachhaltigkeit gehören auch soziale Faktoren: „Wir setzen Vertrauen vor Kontrolle, Verantwortung vor Bevormundung und regionale Präsenz vor Zentralismus“, so Goldbeck. Damit schaffe man Freiräume für effizientes, kreatives und unternehmerisches Arbeiten – und damit für Innovationskraft. „Im Kontext der Nachhaltigkeit gibt es noch viele offene Fragen, auf die wir geeignete Goldbeck-Antworten finden, und Hebel, die wir in Bewegung setzen müssen.“

Aber solche Aufgaben zeichnen das Unternehmen aus. „Tüfteln ist seit jeher Teil unserer DNA“, sagt der Co-Chef. Schon der Vater der beiden Goldbecks wollte nicht die Schlosserei der Familie übernehmen, sondern als junger Ingenieur eigene Visionen verwirklichen. Aus seinem Erfinder- und Unternehmergeist heraus und nach dem Vorbild der Automobilindustrie entstand die Idee des „elementierten Bauens mit System“. Eine Revolution im Gewerbebau, von der Goldbeck bis heute profitiert.



30.10.2022 | 14:49

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