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Das deutsche Auto-Wunder

Weltweit setzte die deutsche Autoindustrie im vorigen Jahr 385,5 Mrd. Euro um – ein Plus von knapp 7 % und ein neuer Bestwert. Hierzulande wurden 133 Mrd. Euro erwirtschaftet. Die zunehmende Internationalisierung der Branche gewinnt damit an Dynamik.

Das außereuropäische Ausland ist für die deutschen Autohersteller und -zulieferer so wichtig wie noch nie. Fast die Hälfte des Umsatzes wird inzwischen außerhalb der Eurozone erzielt. Immerhin legen aber auch die Umsätze der deutschen Hersteller auf den lange schwächelnden Automärkten vieler Euroländer wieder deutlich zu. 2014 wuchsen die Erlöse der Autobauer im gemeinsamen Währungsraum um 9 % auf 65 Mrd. Euro.

Auch Zulieferer profitierten von dem Branchenwachstum, wenn auch nicht im gleichen Maß wie die Hersteller selbst – ihre Umsätze wuchsen zuletzt schwächer als diejenigen der Autobauer. Trotz der zunehmenden Bedeutung der außereuropäischen Märkte ist es bisher nicht zu Personalabbau in Deutschland gekommen. Die Zahl der Beschäftigten der Branche hierzulande erreicht mit 775 000 Menschen (plus 2,5 %) einen neuen Höchststand.

Analysten verweisen darauf, dass die Branche ihre klare Positionierung im Premium-Segment mit hohem technischem Standard derzeit im globalen Maßstab ausbaue. Der enorme Wettbewerbsdruck im eigenen Land hilft dabei den Unternehmen, denn er zwingt zu permanenter Optimierung und Qualität. Neben den motortechnischen Leistungen haben deutsche Hersteller inzwischen auch bei der Gestaltung des Innenraums eine führende Position – von der exakten Verarbeitung bis zur Qualität des Materials, der Bezüge und Oberflächen.

Die Aussichten für 2015 werden als positiv beurteilt, da die automobilen Weltmärkte sprunghafte Zuwachsraten erwarten lassen und China weiterhin boomt. ­China ist schon heute der größte Automarkt der Welt, doch das Nachholpotenzial – insbesondere für deutsche Premiumhersteller – ist nach wie vor gewaltig.

Mittelschicht in China ist statusbewusst

Durch den steigenden Wohlstand wächst in China eine statusbewusste Mittelschicht heran, die sich etwas leisten kann und deutsche Automarken extrem schätzt. Im vergangenen Jahr verkauften die deutschen Autobauer EU-weit 4,66 Mio. und in China 4,44 Mio. Pkw. Ein unterstelltes Plus von mindestens 10 % für China und 3 % für die EU dürfte das Reich der Mitte mit 4,88 Mio. Pkw 2015 erstmals in Führung bringen.

Zu den Stärken der deutschen Anbieter zählt ihre Innovationskraft. Doppelkupplungsgetriebe, Aluminiumleichtbau, ESP, Carbonfasern – die deutsche Autoindustrie ist führend bei der Entwicklung neuer Techniken. Auch die hohe Qualität der deutschen Zulieferindustrie sorgt für einen permanenten Innovationsschub in verschiedenen Kategorien – Antriebstechnologie, Vernetzung, Sicherheitssysteme, Innenausstattung. Dabei profitiert der deutsche Auto-Cluster auch von seiner langfristigen Stabilität.

Anders als im quartalsfixierten US-Aktienmarkt setzt die deutsche Autobranche stärker auf langfristiges Wachstum. Dabei helfen stabile Aktionärsstrukturen und langfristige Strategien, bei denen auch Dellen in der Gewinnentwicklung bei Investitionsoffensiven von den Eignern mitgetragen werden. In der Wirtschaftskrise 2009 beispielsweise blieben die Investitionen in Produkte und Anlagen trotz Verlusten hoch.

Da ein Glück selten allein kommt, wird die ohnedies boomende Branche im laufenden Jahr 2015 auch noch von zwei Sondereffekten beflügelt. Zum einen sorgt der niedrige Ölpreis dafür, dass Autoverkäufe, insbesondere höherwertige Fahrzeuge, erleichtert werden. Zum anderen führt der extrem niedrige Eurokurs dazu, dass die Margen der deutschen Autoexporteure kräftig wachsen. Kurzum: Die automobile Welt Deutschland ist auf glänzendem Globalisierungskurs unterwegs.

GN

24.04.2015 | 07:59

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