
Der Boykott US-amerikanischer Produkte in Europa zeigt erste wirtschaftliche Auswirkungen, Konsumenten schauen genaue hin (Foto: shutterstock)
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Europäischer Boykott von US-Produkten: Zwischen Symbolik und wirtschaftlicher Wirkung
In deutschen Supermärkten tauchen vermehrt umgedrehte Pringles-Dosen auf - ein ungewöhnlicher Anblick, der symptomatisch für eine wachsende Bewegung in Europa steht. Unter dem Motto "Buy from EU" haben sich über 200.000 Menschen in Online-Foren zusammengeschlossen, um gezielt auf den Kauf von US-Produkten zu verzichten. Diese Entwicklung ist eine direkte Reaktion auf die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump, der mit Strafzöllen und protektionistischen Maßnahmen den transatlantischen Handel belastet.
Vom Online-Forum zur Supermarktkennzeichnung
Was als Graswurzelbewegung im Internet begann, hat mittlerweile konkrete Auswirkungen im Einzelhandel. In Dänemark haben große Supermarktketten wie Føtex, Netto und Bilka reagiert und kennzeichnen nun Waren aus Europa mit einem Stern auf dem Preisschild. Laut einer Sprecherin wurde dieses System "ausschließlich auf Wunsch der Kundschaft" eingeführt. Auch in Deutschland zeigt sich ein ähnlicher Trend: Eine repräsentative YouGov-Umfrage ergab, dass 77 Prozent der Befragten eine Kennzeichnung von Produkten aus Europa befürworten.
Wirtschaftliche Auswirkungen und Unternehmensreaktionen
Die Boykottbewegung zeigt bereits erste messbare Effekte. Besonders betroffen ist der Elektroautohersteller Tesla. Im letzten Quartal verzeichnete das Unternehmen einen Rückgang der Verkaufszahlen um 13 Prozent. Der Aktienkurs brach in der Folge um 30 Prozent ein, was zu erheblichen Vermögensverlusten für CEO Elon Musk führte.
Andere Unternehmen reagieren proaktiv auf die veränderte Stimmung. Der deutsche Süßwarenhersteller Katjes wirbt bereits offensiv mit dem Slogan "Made in Germany". Die großen Einzelhandelskonzerne in Deutschland zeigen sich hingegen zurückhaltender. Eine Sprecherin der Rewe-Gruppe erklärt: "Boykotte oder Sonderkennzeichnungen lehnen wir ab, da sie ungewollt unbeteiligte Erzeuger und Betriebe treffen."
Kontroverse um Wirksamkeit und Nebenwirkungen
Experten sind geteilter Meinung über die Effektivität und mögliche Nebenwirkungen des Boykotts. Der Handelsexperte Gerrit Heinemann sieht durchaus Potenzial: "Das Importvolumen aus den USA ist enorm groß, und wenn das durch die Verweigerung von Käufen nach unten geht, dann gehen automatisch die Verkäufe von EU-Produkten nach oben."
Samina Sultan, Volkswirtin am Institut der Deutschen Wirtschaft, warnt hingegen vor unbeabsichtigten Konsequenzen: "Es ist so, dass wir in einer sehr vernetzten und globalen Welt leben. Das heißt, Waren werden in der Regel aus verschiedenen Vorprodukten, die aus verschiedenen Ländern kommen, hergestellt. Wenn man also ein gezieltes Endprodukt boykottiert, trifft man damit sicherlich nicht nur ein Land."
Auch der Außenhandelsverband BGA äußert Bedenken. BGA-Chef Dirk Jandura betont: "Viele der vermeintlich amerikanischen Produkte werden zum Teil oder ganz hier in Deutschland produziert. Da trifft man dann letztendlich deutsche Unternehmer und Arbeitnehmer."
10.04.2025 | 09:09