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Flughafen Frankfurt trotzt der entschlossenen Konkurrenz – ein bisschen

Am Frankfurter Flughafen sollen im Oktober die Bagger für den Bau des neuen Terminals 3 anrollen. Das ist auf den ersten Blick eine gute Nachricht, und sie kommt gerade recht, um die Kakophonie zu übertönen, die die Übernahme von 14 griechischen Regionalflughäfen begleitet. Bekommt Fraport die hellenischen Flughäfen oder nicht? Und wann wird der Beschluss, falls wirksam und gültig, umgesetzt?

Ähnliches Ungemach könnte sich am heimischen Standort ergeben. Einen genauen Termin für den ersten Spatenstich gibt es noch nicht, räumte ein Sprecher des Flughafenbetreibers ein, doch er bestätigte einen „Fortschritt" bei dem ehrgeizigen Bauvorhaben: „Wir finalisieren gerade mit Hochdruck die technischen Planungen für den Rohbau und werden im Herbst mit der Baugrube beginnen.“

Nach dem im April vorgelegten Zeitplan soll der Tiefbau bis zum dritten Quartal 2016 abgeschlossen sein, ab dem vierten Quartal geht es dann oberirdisch weiter. Fraport will das neue Gebäude an Deutschlands größtem Flughafen im Jahr 2022 in Betrieb nehmen. Noch im Januar hatte Fraport-Chef Stefan Schulte mit einem Baubeginn in diesem Sommer gerechnet.

Politischer Gegenwind und Bedenken von Bürgerinitiativen bremsten das Milliardenprojekt: Um die Ausbaupläne gibt es seit langem Streit. Die Luftfahrtbranche fordert einhellig den Bau des neuen Abfertigungsgebäudes. Kritiker befürchten, dass größere Kapazitäten des Airports zu mehr Verkehr und damit zu mehr Lärm führen werden. Außerdem bezweifeln sie die Notwendigkeit eines weiteren Terminals. Fraport begründet den Bau mit Kapazitätsengpässen an den bestehenden Abfertigungsgebäuden und der erwarteten Zunahme des Luftverkehrs.

Es ist von erheblicher Bedeutung für die Entwicklung der Gesamtwirtschaft in der Region Rhein-Main, wie sich das Drehkreuz des europäischen Luftverkehrs vor den Toren der Mainmetropole entwickelt. Die größte Herausforderung bilden dabei aber nicht einmal die hartnäckigen hessischen und pfälzischen Umweltaktivisten, sondern die internationale Konkurrenz: Istanbul schickt sich aktuell an, den größten Flughafen der Welt zu bauen. Vom Reißbrett, wo er schon lange Form angenommen hat, soll er für umgerechnet sieben Milliarden Euro an die Schwarzmeerküste, rund 35 Kilometer nördlich des Stadtzentrums der einstigen byzantinischen Hauptstadt, gebaut werden.

Sechs Startbahnen soll Yeni Havalimani, so der Arbeitsname, erhalten. Bereits 2018 soll die gesamte Anlage fertiggestellt sein, und sie wurde ausdrücklich dafür konzipiert, um die Flughäfen von Wien, Rom, London und eben Frankfurt in den Schatten zu stellen, wie der CEO von Turkish Airlines, Temel Kotil, ausdrücklich mitteilt. Ob die deutsche Ordnungspolitik dem Großmachtstreben des türkischen Machthabers Erdogan, denn dessen quasi-osmanischer Machtanspruch steckt hinter dem Projekt, standhalten kann? Wohl kaum – wenn nicht schnell und zügig gehandelt wird. Die Bürgerinitiativen rund um Frankfurt müssen gut abwägen, was sie tun. Von den eingefleischten politischen Gegnern des Frankfurter Flughafen ist indes nicht einmal dies zu erwarten. Handelsblatt/dpa/sig

19.08.2015 | 09:21

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