(Bild: LOXXESS)



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Frauen haben das erste Wort: Christina Thurner

Im Interview mit dem WirtschaftsKurier spricht das Mitglied der Geschäftsleitung von Loxxess über Klischees in der Logistikbranche, wie diese aufgebrochen werden können und erklärt, warum sie gegen eine bundesweite Frauenquote ist.

Guten Morgen Frau Thurner, wie war Ihr Wochenende?

Vielen Dank, mein Wochenende war sehr entspannt. Wir konnten das schöne Wetter mit unseren Kindern genießen, haben die Kirschblüte im Olympiapark bewundert und unsere Tochter hat dieses Wochenende das Fahrradfahren gelernt.
 
Wenn Sie diese Woche auf Ihren Terminkalender schauen – gibt es einen Eintrag, der sie besonders reizt?

Im positiven oder im negativen Sinn? (lacht) Im positiven Sinn gibt es einige. Am Freitag habe ich einen monatlichen Videotermin mit Experten aus verschiedensten Pharmalogistikunternehmen zum Status der Impfstofflogistik. Jeder hat einen anderen Blickwinkel auf das Geschehen. Aber wir sind uns alle einig, dass man auch die Logistik der Impfstoffe weitaus besser hätte planen können.
 
Sie sind in der Logistik-Branche – alles harte Burschen da?

Diese Frage beweist leider, dass dieses Klischee immer noch in vielen Köpfen existiert. Der Wirtschaftsbereich Logistik – übrigens mit 268 Mrd. Euro Umsatz und rund 3,2 Mio. Beschäftigten der Drittgrößte in Deutschland – bietet eine große Bandbreite an Tätigkeiten, von operativer Mitarbeit im Lager zur IT-Systementwicklung, Prozessmanagement und Marketing. Und das Beste – diese Aufgaben sind unisex! Das spiegelt zum Beispiel der Frauenanteil im Loxxess-Team wider: Mittlerweile sind wir bei rund 50%.
 
Sind Sie für die Frauenquote?
 
Nein. Weil ich glaube, dass die Quote allein nicht hilft. Es ist vielmehr ein Thema unserer Gesellschaft. Wir müssen Aufklärungsarbeit leisten, neue role models kommunizieren und Beispiele geben. Und es muss Kindern schon vom Kindergartenalter an nahegelegt werden, sich für möglichst verschiedene Themen zu interessieren – nur so gelangen auch mehr junge Frauen in MINT-Studiengänge und -Berufe.

Ändern sich in ihrer Branche die Rollenbilder?
 
Sicher! Auch hier stelle ich manchmal mit Bedauern fest, dass wir eigentlich schon weiter sind, als es öffentlich wahrgenommen wird. Umso wichtiger ist es mir, mich für eine gesteigerte Wahrnehmung der Logistik und auch der vielen tollen Frauen, die schon jetzt in Führungspositionen sind und die Entwicklung vorantreiben, einzusetzen. Mein Engagement als Vorständin der Bundesvereinigung Logistik (BVL) und deren Initiative „Ladies in Logistics“ gehört ebenso dazu wie meine eigenen Aktivitäten als Führungskraft. Wir unterstützen außerdem die übergreifende Initiative „Die Wirtschaftsmacher“, die das Bild der Logistik in der Öffentlichkeit verändern hilft. In deren Kampagne „Logistik ist da, wo ich bin“ gibt es tolle Beispiele von Frauen – von der Managerin bis zur Gabestaplerfahrerin.

Wie ändert sich Ihr Unternehmen dadurch?

Diversität ist für Unternehmen bereichernd, davon sind wir bei Loxxess überzeugt. Deshalb setzen wir viel daran, den Anteil der Frauen im Team und auch bei den Führungskräften zu erhöhen. Aber zur Diversität gehört eben nicht nur das Geschlecht, auch die Herkunft, das Alter etc. Je diverser die Teams, desto kreativer der Austausch und desto respektvoller und offener der Umgang miteinander – und letztendlich auch umso mehr Spaß in der Zusammenarbeit!
 
Zum Schluss ein Rat an die Männer...

... und Frauen: Das Potenzial in Deutschland ist riesig, nicht nur im Hinblick auf das hohe Qualifikationslevel der Frauen unter 45 Jahren. Schafft für eure Töchter (natürlich auch für eure Söhne) ein Umfeld, wo sie ihren Interessen folgen können. Und hört euren Töchtern zu, vielleicht wollen sie nicht Prinzessin werden, sondern CEO.

Das Gespräch führte Oliver Stock

19.04.2021 | 07:53

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