Seit fast einem Jahrzehnt Unternehmenssprecherin bei Procter & Gamble: Gabriele Hässig (Bild: Procter & Gamble).



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Frauen haben das erste Wort: Gabriele Hässig

Als Geschäftsführerin Kommunikation und Nachhaltigkeit verantwortet Gabriele Hässig einen großen wie unentbehrlichen Bereich bei Procter & Gamble. Beim Weltkonzern mit Hauptsitz in Cincinnati spricht Hässig für das Unternehmen mit den höchsten Werbeausgaben in Deutschland. Doch auch beim Thema Frauen in Führungspositionen gehört der Konzern zur Weltspitze. Nahazu 50 Prozent der Führungskräfte weltweit sind Frauen. Im Montagsinterview mit dem WirtschaftsKurier spricht die passionierte Zuhörerin über die Chancen von Diversität, die Positionierung von Marken wie Always und Gilette in einer modernen Gesellschaft und ihre Vorfreude auf das Weihnachtsfest. 

WirtschaftsKurier: Guten Morgen Frau Hässig, wie war ihr Wochenende?

Gabriele Hässig: Die Tage sind derzeit geprägt vom Jahresendspurt, das geht sicher vielen so. Gleichzeitig genieße ich die Weihnachtsvorbereitungen. Der Advent ist für mich eine ganz besondere Zeit im Jahr. Vor fünf Minuten habe ich noch Weihnachtskarten geschrieben. Es werden mehr als im letzten Jahr, denn ich finde, grade jetzt ist es wichtig, Kontakt zu halten.

Im Zeitalter von Social Media und dauerhafter Beobachtung der Öffentlichkeit: Haben Sie als Unternehmenssprecherin überhaupt freie Wochenenden?

Das ist in der Tat selten, aber das gehört nun einmal dazu. Und wenn mir mein Job keine Freude machen würde, müsste ich mir etwas anderes suchen.

Sprechen Sie lieber oder hören Sie lieber zu?

Zuhören ist sehr wichtig. Nach zwei Jahren Pandemie umso mehr. Offenheit ist für mich der Beginn jeder neuen Idee, die dann zu neuen Impulsen und Perspektiven führt. Austausch ist aber auch wichtig. Und klare Standpunkte zu relevanten Themen ebenso.

Wie wichtig sind Ihnen medienfreie Pausen?

Das hängt davon ab, worauf Sie mit der Frage abzielen. Beim Essen kommt das Mobiltelefon zur Seite. Und wenn ich einen kurzen Spaziergang abends mache auch. Aber ich denke, Sie meinen etwas anderes. Die Welt der Medien ist oft sehr aufgeregt und behandelt manche Themen dabei leider nicht immer mit der nötigen Tiefe. Auch hier ist es wichtig, immer wieder andere Perspektiven einzuholen.

Niemand steckt mehr Geld in Deutschlands Medien als Procter & Gamble. Ist das Influencer-Marketing auf Plattformen wie Instagram und Tik Tok mittlerweile wichtiger als alles andere?

Nein. Wir wollen überall da präsent sein, wo die Menschen mit uns in Kontakt treten wollen und wir wollen alle erreichen – mit relevanten und nutzwertigen Inhalten. Und wir wollen breite Aufmerksamkeit schaffen für Vielfalt, Chancengleichheit und Integration.

Traditionelle Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit haben ausgedient. Wie schwer ist die Positionierung von Marken wie Always und Gillette?

Nicht so schwierig, wenn man den Wert von Vielfalt schätzt. Hinzu kommen ja auch allein physisch unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse. Bei Always wenden wir uns an alle, die menstruieren, egal wie sie sich selbst sehen. Wir stellen uns mit unseren Marken und ihren herausragenden Produkten in den Dienst der Menschen. Die Welt ist bunt und wir bilden diese Vielfalt ab.

45 Prozent der Führungskräfte in Ihrem Unternehmen weltweit sind Frauen. Das liegt weit über dem Durchschnitt. Was können Dax-Konzerne von Ihnen lernen?

Das stimmt, wir liegen nahezu bei 50:50 und haben in Diversität in allen ihren Facetten schon sehr lange große Chance gesehen. Denn nur, wenn alle ihr ganzes Selbst mitbringen und individuelle Potenziale vollständig einbringen können, entstehen die besten Ideen. Nur dann werden Spitzenleistungen als starkes Team möglich. Unsere Kundschaft ist mehrheitlich weiblich. Vielfalt ist richtig und gut für das Geschäft.

Ist es Zeit für eine Weihnachtsfrau?

Also bei uns zuhause kommt das Christkind. Aber im Ernst, allen Menschen eine Stimme zu geben ist grundlegend, um die großen Transformationen, vor denen wir als Gesellschaft stehen, leisten zu können. Inklusion und Teilhabe aller ermöglicht gemeinsamen Fortschritt. Wenn die Weihnachtsfrau dafür steht: Warum nicht. Aber lassen wir das Wortspiel einmal beiseite: Wollen wir die Zukunft chancenreich gestalten, müssen wir Barrieren überwinden und dürfen uns nicht an alten Gewissheiten festklammern.

Das Gespräch führte Florian Spichalsky

13.12.2021 | 09:53

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