Margret Suckale, Aufsichtsrätin bei den Dax-Konzernen HeidelbergCement und Deutsche Telekom.



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Frauen haben das erste Wort: Margret Suckale

Margret Suckale war im Vorstand der BASF und der Deutschen Bahn. Heute ist sie unter anderem Mitglied in den Aufsichtsräten von HeidelbergCement und der Deutschen Telekom. Frauen, fordert sie, sollten nicht ständig zum Thema Diversität befragt werden, sondern viel öfter zu den Megatrends der Zukunft und Unternehmensthemen.

Guten Morgen Margret Suckale, wie war Ihr Wochenende?

Vielen Dank, sehr schön! Nach Monaten großer Vorsicht waren wir zum ersten Mal wieder unter Menschen und haben in einem Biergarten zu Abend gegessen. Ein herrliches Gefühl und das Bier schmeckt auch viel besser...

Wenn Sie in Ihren Kalender schauen: Steht in diesen Tagen ein  Termin an, bei dem das Thema Diversität eine Rolle spielen könnte?

Das Thema spielt immer eine Rolle. Ich bin viel ehrenamtlich unterwegs, sitze in Aufsichtsräten, bin Vorsitzende des Universitätsrates Mannheim....überall habe ich es mit Menschen zu tun, die sich durch so viel mehr als die klassischen Diversitätskriterien unterscheiden. Die Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten, die verschiedenste Perspektiven und Meinungen entwickeln, das bringt uns voran und macht großen Spaß!

Als ehemaliger Vorstand bei BASF und der Deutschen Bahn und  mehrfache Aufsichtsrätin in Konzernen: Wie entwickelt sich das Thema Diversität in den vergangenen Jahren?

In den Firmen, die ich näher kenne, sehr gut, weil Personalentwicklung bzw. Nachfolgeplanung dort eines der allerwichtigsten Themen und damit „Chefsache“ ist. Auch in Sachen Internationalität und Alter ist das Spektrum viel größer geworden. Bei den Vorständen, die ich als Aufsichtsrätin mit bestellen durfte, waren interne und externe Kandidatinnen und Kandidaten aus sehr unterschiedlichen Unternehmenskulturen und Industrien und mit sehr unähnlichen Lebensläufen vertreten.

Gibt es etwas, was Sie bei diesem Thema nervt?


Oh ja, danke für die Steilvorlage: Mich nervt, dass Frauen häufig nur zu bestimmten Themen befragt werden. 9 von 10 Anfragen sind gefühlt zum Thema Vereinbarkeit Beruf und Familie, Quoten und Frauen in Führungspositionen. Frauen sind aber kein „One Trick Pony“. Ich würde gerne mehr Frauen zu anderen Megatrends wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und Themen wie Forschung und Entwicklung, Logistik und Finanzierung hören.

Unterstützen Sie die Regelungen zu einer eine Frauenquote in Unternehmen und Institutionen?


Staatliche Regulierung ist ein Eingriff in die unternehmerische Freiheit und kann daher nur ultima ratio sein. In der Wirtschaft bewegt sich viel, weil die Unternehmen schon lange selbst zu der Überzeugung gekommen sind, dass ihnen Vielfalt guttut. Wenn ich aber sehe, dass Frauen in den Top-Jobs der öffentlichen Verwaltung und den Ministerien unterrepräsentiert sind, dann sollte sich der Gesetzgeber darauf stärker konzentrieren.

Zum Schluss ein Wort an die Männer . . . .

Zuerst einmal Danke an alle Männer, die mich auf meinem Weg unterstützt haben und mich auch in schwierigen Situationen - und von denen gab es genug - nicht im Regen haben stehen lassen.

Und eine Bitte an alle Interviewer, Mann oder Frau: Fragt viel mehr Männer zu Diversität und viel mehr Frauen zu den anderen Megatrends und Unternehmensthemen.

Das Gespräch führte Oliver Stock

07.06.2021 | 09:39

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