(Bild: MaWa GmbH)



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Frauen haben das erste Wort: Michaela Schenk

Kleiderbügel aus Deutschland? Ein Low-Cost-Produkt aus einem High-Tech-Land – kann das funktionieren? Michaela Schenk macht es vor. Die studierte Betriebswirtin hat 2007 das Traditionsunternehmen MAWA aus der Insolvenz übernommen. Und MAWA macht nichts als Kleiderbügel, aus allen Materialien und in allen denkbaren Formen. Inzwischen ist Mawa Weltmarktführer. Im Montagsinterview spricht Michaela Schenk über Gleichberechtigung, die Frauenquote und darüber, wie mit ausländischer Konkurrenz umgegangen werden kann.

Guten Morgen Frau Schenk, wie war das Wochenende?

Ich gehe in meiner Freizeit gerne wandern und war auch an diesem Wochenende in den Bergen unterwegs. Dort verbringe ich momentan am liebsten einen Großteil meiner freien Zeit.

Ihr Betrieb Mawa stellt Kleiderbügel her. Wie lässt sich so etwas in Deutschland angesichts preisgünstiger ausländischer Konkurrenz eigentlich noch darstellen?

Wir haben einen hohen Automatisierungsgrad, so können wir auch gegen die günstige Konkurrenz beispielsweise aus China ankommen. Wir fertigen auch ganz individuelle Kleiderbügel: für Männer, für Frauen, aber auch an kulturelle Unterschiede angepasst. In Japan punkten wir beispielsweise mit dem weltweit dünnsten Kleiderbügel mit drehbarem Haken, denn ein Standardschrank ist dort gerade einmal 1,20 breit. Ein solches Angebot können viele andere Hersteller nicht bieten. Darüber hinaus stehen MAWA Kleiderbügel für Qualität made in Germany. Wir überzeugen nicht nur durch innovative Produkte, sondern auch in Bezug auf Nachhaltigkeit – ein Thema, das zu Recht immer mehr an Relevanz gewinnt. So haben wir beispielsweise gerade einen Kleiderbügel aus nachwachsenden Rohstoffen und recycelten Textilfasern entwickelt und haben uns der Agenda 2030 der Vereinten Nationen angeschlossen. Wir verfolgen also das Ziel, bis zum Jahr 2030 CO2-neutral zu produzieren. Aber ich bin sicher, dass wir das sogar schon früher schaffen werden. Unsere Qualität und unser Engagement schätzen unsere Kunden. Übrigens auch in Fernost. Unsere chinesischen Kunden legen großen Wert auf Original-MAWA-Kleiderbügel. Deshalb betreiben wir hier einen großen Verpackungsaufwand mit Spezialverschweißung jedes einzelnen Bügels und Zertifikat.

Wie finden Sie eigentlich die Drahtbügel aus der Reinigung?

Um die Kleidung von der Reinigung nach Hause zu bringen, eignen sich die Drahtbügel sehr gut. Wer aber auf seine Kleidung Acht gibt und auch etwas länger Freude daran haben möchte, sollte eher darauf verzichten, die Drahtbügel langfristig zu verwenden. Sie verbiegen sich schnell unter der Last der Kleidung oder sorgen für Kleiderbeulen. Breite Bügel, beispielsweise aus Holz oder stabilem Metall mit Antirutschbeschichtung, verhindern dagegen unschöne Druckstellen, schonen Stoff und Materialien. Darüber hinaus rate ich übrigens auch zu einheitlichen Kleiderbügeln. So hängen alle Kleidungsstücke ordentlich nebeneinander und keines verschwindet aus dem Blickfeld und damit häufig auch aus dem Gedächtnis.
 
Aktuell diskutiert Deutschland eine Frauenquote für Vorstände. Sind Sie dafür?

Früher war ich tatsächlich kein großer Freund der Frauenquote. Ich war davon überzeugt, dass es jeder durch Leistung in eine Führungsposition schaffen kann. Außerdem denke ich, dass weder Männer noch Frauen nur aufgrund ihres Geschlechts eine Position erhalten möchten. Wir alle wünschen unseren Töchtern, Schwestern, Partnerinnen aber schließlich die gleiche Freiheit und Chancengleichheit. Die Frage ist nur, auf welche Weise sich dies erreichen lässt. Mittlerweile glaube ich deshalb, dass eine Frauenquote nötig ist, um den Wandel in Gang zu bringen. Nach aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamtes lag der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Jahr 2019 noch immer bei nur 30 Prozent. Frauen in Führungspositionen sind also noch immer unterrepräsentiert. Wir sollten uns aber daran gewöhnen, dass es Frauen in Führungspositionen gibt, und dafür können Quotenfrauen als Vorbilder für andere dienen. Ich hatte häufig das Problem, nur männliche Vorbilder zu haben, und musste so über die Jahre meinen eigenen Führungsstil entwickeln. Deshalb denke ich, dass es für Frauen und Männer wertvoll ist, auch weibliche Vorbilder zu haben. Ich denke, dass durch die Frauenquote ein dynamischer Prozess entstehen kann, durch den Frauen in Führungspositionen andere Frauen nachziehen.
 
Gibt es etwas, was Sie beim Thema Gleichberechtigung und Diversität nervt?

Ja, die zunehmende Polarisierung der Diskussion. Ich finde jede Polarisierung schwierig. Vielmehr sollte es doch um einen Bewusstseinsprozess gehen, der in der Gesellschaft stattfindet. Es muss nicht in jedem Bereich ein absolut ausgewogenes Verhältnis geben, aber die Themen Gleichberechtigung und Diversität sollten auch nicht mehr vernachlässigt werden. 

Was möchten Sie den Männern mit auf den Weg geben?

Dass sie Frauen nach ihren Qualifikationen beurteilen und ihnen eine Chance geben sollten. Es geht nicht darum, Frauen nur aufgrund ihres Geschlechts einzustellen, wenn es eigentlich nicht passt. Aber Männer sollten Frauen unvoreingenommen gegenübertreten, ihnen mit Fairness begegnen und eigene Erfahrungen machen – und sich nicht vorab ein Urteil bilden.

Weitere Informationen unter www.mawa.de

Das Gespräch führte Oliver Stock

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09.08.2021 | 09:32

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