Wünscht sich einen höheren Frauenanteil bei den MINT-Fächern: Professorin Katharina Hölzle (Foto: David Ausserhofer).



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Frauen haben das erste Wort: Professorin Katharina Hölzle

Katharina Hölzle leitet des Fachgebietes IT-Entrepreneurship am Hasso-Plattner-Instituts und ist Mitglied des Hightech-Forums der Bundesregierung. Sie berät Global Player und Start-ups mit großen Plänen. Im Interview mit dem WirtschaftsKurier spricht die Digitalexpertin über den Frauenanteil in ihren Vorlesungen, eine mögliche Frauenquote in Unternehmen und erklärt, warum wir eine Reform der Bildungsinhalte brauchen.

WirtschaftsKurier: Mit welchem Gefühl kommen Sie aus dem Wochenende?

Professorin Katharina Hölzle: Gestärkt durch die Zeit mit der Familie und im Garten. Außerdem bin ich gespannt auf die Themen der Woche.

Auf welchen Termin freuen Sie sich besonders diese Woche?

Von Donnerstag bis Samstag tagt wieder die Expertenkommission Forschung und Innovation. Das erste Mal seit fast einem Jahr wieder in Präsenz, wenn auch in reduzierter Teamstärke. Die Zusammenkunft und Diskussionen machen mir immer besonders viel Spaß, weil wir sechs Experten mit ganz unterschiedlichen Perspektiven auf Forschungs- und Innovationsthemen sind und unsere Empfehlungen zwar nicht immer sofort, aber doch grundsätzlich von der Bundesregierung angenommen und umgesetzt werden. Dieses Mal wollen wir über die Themen für das Gutachten 2023 sprechen, über unsere Datenstrategie nachdenken und für das Gutachten 2022 erste Ergebnisse der Studiennehmer diskutieren.

Sie sind Leiterin des Fachgebietes IT-Entrepreneurship am Hasso-Plattner-Instituts. Wie hoch ist der Frauenanteil in Ihren Vorlesungen?

Das ist unterschiedlich bei Bachelor- und Masterveranstaltungen. Im Bachelor sind es leider nur 15 Prozent, da müssen wir deutlich besser werden und arbeiten mit Hochdruck daran. Im Masterbereich habe ich zwischen 30 und 40 Pronzent Frauenanteil.

Sie würden sich also eine andere Verteilung wünschen?

Selbstverständlich und ich setze mich aktiv dafür ein.

Woran liegt es, dass Fachgebiete wie IT, Digital Engeneering und Technologiemanagement immer noch eine Männerdomäne sind?

So ganz stimmt das ja nicht. Als Männerdomäne sollten diese Bereiche keineswegs verstanden werden, denn es gibt durchaus Unterbereiche, in denen es mehr Frauen als Männer gibt. Aber grundsätzlich wäre eine ausgewogenere Verteilung wünschenswert, da wir aus Forschung und Praxis wissen, dass Forschung und Innovation immer da besonders effektiv und effizient sind, wo viele unterschiedliche Hintergründe und Expertisen zusammenkommen. Gleichzeitig wird es in Zukunft kaum noch Berufsbilder geben, die ohne IT, Technologie oder Digitalisierung auskommen werden. Wir müssen uns also noch viel stärker von Anfang an dafür engagieren, dass alle Geschlechter und alle Bildungshintergründe Lust auf die MINT-Fächer bekommen. Kinder sollten sich in diesen Themen früh ausprobieren dürfen, während ihrer Schulzeit ihren individuellen Vorlieben entsprechend projekt- und themenbasiert umsetzen und so selbstbewusst und zuversichtlich eine Ausbildung anfangen. Anschließend sind die Weiterbildungsinstitutionen gefragt, zielgruppenspezifische Angebote zu machen und die Menschen auf ihrem Weg in die digitale und technologische Zukunft zu begleiten. Dies erfordert eine tiefgreifende Veränderung in den Bildungsinhalten und -wegen sowie in der Begleitung junger und alter Menschen.

Aktuell diskutiert Deutschland eine Frauenquote für Vorstände. Sind Sie dafür?

Ich war viele Jahre dagegen, weil ich geglaubt habe, dass sich die Besten durchsetzen. Leider ist das häufig nicht der Fall, aus vielerlei Gründen. Daher bin ich jetzt eine Befürworterin der Frauenquote, auch weil ich als Innovationsforscherin weiß, dass Regulierung und Beschränkung der Innovation sehr zuträglich sind.

Was möchten Sie den Männern in Führungsetagen mit auf den Weg geben?

Die Herausforderungen, denen wir heute und morgen gegenüberstehen, können wir nur mit einer Vielzahl unterschiedlicher Expertisen, Erfahrungen und Hintergründe bewältigen. Dafür braucht es diverse Teams, die nicht immer einfach zu führen, aber immer erfolgreicher sind.

Das Gespräch führte Florian Spichalsky

28.06.2021 | 08:16

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