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Iglo und Co. wollen los von Putins Angel

Deutschland war nicht nur vom russischen Gas abhängig, sondern noch viel mehr beim Alaska-Seelachs, der in Wahrheit aus Putins Fischründen kommt. Wer den Krieg nicht unterstützen will, muss Alternativen finden. Und die müssen dem Verbraucher gefallen.

Der Fisch stinkt, wie die Redensart sagt, vom Kopf her. Und der Kopf des Problems ist Wladimir Putin. Der Krieg in der Ukraine hat Auswirkungen bis hinein ins Kühlregal und auf unsere Teller. Bis zu Iglo, Frosta und wie die Anbieter alle heißen. Und zwar nicht nur beim Preis der Lebensmittel, sondern auch bei der Frage, woher sie ihren Fisch bekommen, der bei keinem Kinderspeiseplan fehlen darf,  und woraus konkret bald Fischstäbchen oder Schlemmerfilets bestehen.

Rund ein Viertel des Alaska Seelachs‘ ist entweder aus russischen Gewässern oder wird von russischen Trawlern gefischt. Wer Fischstäbchen ißt, könnte indirekt Putins Krieg gegen die Ukraine mitfinanzieren. Kein Wunder, dass Hersteller wie Iglo genauso gerne unabhängig von russische Fisch wären wie zum Beispiel Chemieriese BASF vom russischen Gas.

Doch Ersatz aufzutreiben ist schwierig, erst recht zu einigermaßen bezahlbaren Preisen. Schließlich sind die Kunden im Kühlregal auch nicht bereit, für Produkte wie Fischstäbchen weitere Preissteigerungen in Kauf zu nehmen. Wildfisch ist ein rares Gut und vor allem der, der ordentlich zertifiziert werden soll. Und auf Gütesiegel wie das des Zertifizierers MSC (Marine Stewardship Council) möchten Iglo und Frosta auf keinen Fall verzichten. Ihnen liegt im eigenen Interesse am Herzen, dass die Fanggründe nicht weiter überfischt werden.

Auf der Sanktionsliste, die Europa gegen Russland verhängt hat, stehen diese Fischarten übrigens nicht. Nur Krebstiere und Kaviar dürfen nicht importiert werden. Die deutschen Hersteller haben das Problem nicht exklusiv, praktisch die halbe Welt sucht nach Ersatz für russischen Fisch. Deswegen sparen sich die Fischverarbeiter auch darüber aus, welche Alternativen sie genau im Auge haben. Damit die Konkurrenz Ihnen die Quelle nicht weggeschnappt.

Laut Experten sind die wesentlichen Alternativen Seehecht, Buntbarsch, Tintenfisch oder Pangasius. Die Ökobilanz des tropischen Süßwasserfisches hat nicht den besten Ruf, sein Preis allerdings schon, die Verfügbarkeit spricht derzeit für sich. Aber da die anderen Fischarten nicht annähernd den Bedarf decken können, der durch Russland wegfällt, ist der Pangasius aus der Fischfarm die heißeste Wette derzeit - sozusagen der Hecht im Karpfenteich. Allerdings gilt der Fisch als stark Antibiotika belastet.

Sowohl Hersteller als auch Verbraucher stecken also in einem Dilemma: Die einen wollen aus moralischen Gründen keinen russischen Fisch kaufen und nehmen daher den aus der Fischfarm, den sie sonst eher verschmähen würden. Der Verbraucher muss sich entscheiden, ob er diese Haltungsform auf dem Teller haben will inklusive der potentiellen Gesundheitsrisiken. Wenn nicht muss er erkennen: Das Fischstübchen wird womöglich zum Luxusgut.

Thorsten Giersch

11.10.2022 | 11:42

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