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Sparpläne statt Smartwatch schenken

„Altersvorsorge – zu geringer Stellenwert!“ Jeder Zweite unter den 14- bis 29-Jährigen bildet keine Rücklage für das Alter – mit zunehmender Tendenz. Insgesamt sorgen hierzulande nur zwei Drittel der Bevölkerung für das Alter vor. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Interview mit Thomas Pfaff, Vorstandsvorsitzender beim Sparkassen Broker.

WirtschaftsKurier: Herr Pfaff, warum spielt die Altersvorsorge in der deutschen Bevölkerung eine immer geringere Rolle?

Thomas Pfaff: Dafür gibt es verschiedene Gründe: Bei vielen reicht schlicht und ergreifend das Geld nicht aus, um etwas für das Alter zurückzulegen. Andere wenden sich von der Altersvorsorge ab, weil die Zinsen so niedrig sind, und konsumieren lieber. Viele sind, auch ratlos, wie sie ihr Erspartes heute anlegen sollen. Wenn die Deutschen Geld auf die hohe Kante legen, dann eher für Reisen und Anschaffungen. Kurzum: Es wird zu viel konsumiert, zu wenig gespart. Und beim Thema Altersvorsorge ist es mit dem Sparen nicht getan: Intelligent für das Alter vorzusorgen heißt, sein Erspartes sinnvoll und langfristig profitabel anzulegen. Wer das nicht macht, misst dem Thema einen zu geringen Stellenwert bei!

Ist das Problembewusstsein bei jungen Leuten noch nicht angekommen?

Für junge Leute gilt ja noch mehr, dass das Geld kaum für Rücklagen ausreicht. Andererseits kann man gar nicht früh genug anfangen zu sparen. „Sparst du in der Zeit, dann hast du in der Not“ lautet ein altes Sprichwort. Und je früher man mit dem Sparen anfängt, umso größer ist am Ende das Polster für ein Alter ohne Sorgen. Junge Leute lassen sich gern Geld schenken und kaufen sich davon kurzlebige Elektronik. Sie sollten sich lieber Sparpläne schenken lassen. Wer sein Vermögen mit kleinen Beträgen über einen langen Zeitraum aufbaut, staunt, was dabei herauskommt. Wer zum Beispiel seit 25 Jahren jeden Monat 50 Euro in den Dax investiert hat, hätte heute, ohne anfallende Transaktionskosten, immerhin 42 000 Euro – bei insgesamt 15 000 Euro an Einzahlungen.

Nur etwa jeder Zehnte nutzt Aktien zur Altersvorsorge, die Deutschen flüchten sich lieber in vermeintlich sichere Häfen wie Gold oder Immobilien.

Ja, das kann man am aktuellen Vermögensbarometer des DSGV deutlich ablesen. Wenn die Deutschen Geld für das Alter zur Seite legen, machen sie das am liebsten mit Immobilien – jeder Zweite hält das für die sicherste Geldanlage. Knapp ein Viertel der Bevölkerung bevorzugt einen Bausparvertrag, und viele investieren nach wie vor in Edelmetalle. Bei Aktien bleiben die Deutschen vorsichtig.


Vielleicht ist vielen die Anlage in Wertpapieren nicht nur zu riskant, sondern auch zu kompliziert?

Dieses Vorurteil erlebt man in der Tat häufig, dabei ist es heute einfacher denn je, sein Geld anzulegen, auch mit kleinen Beträgen. Zum einen ist der Kauf von Wertpapieren im Internet bei einem Anbieter wie dem Sparkassen Broker extrem unkompliziert. Das ist wie sicheres Online-Banking. Es macht auch einfach Spaß, jederzeit den Stand seines Depots abfragen zu können und gute Gelegenheiten zum Kauf zu nutzen. Wir bieten beispielsweise eine Riesenauswahl an ­Aktien, Anleihen, Fonds und ETFs an. In unserer S Broker-Akademie haben sich vergangenes Jahr über 11 000 Teilnehmer online zeigen lassen, wie einfach der Kauf und Verkauf von Wertpapieren funktioniert und wie sie ihren Tra­ding­erfolg optimieren können. Trader zu sein heißt übrigens nicht, den ganzen Tag am Computer zu sitzen und Sekunden­gewinne mitzunehmen. Unsere Kunden informieren sich und verfolgen eine Anlagestrategie. Ihre Wertpapiere kaufen und verkaufen sie ganz gezielt – und bauen so wie in einem Sparplan langsam ein kleines oder größeres Vermögen auf.

Was raten Sie denn Ihren Kunden?

Wir geben keine Empfehlungen für konkrete Wertpapiere, dafür steht unseren Kunden die Wertpapierberatung der Sparkassen zur Verfügung. Rund 88 % unserer Trader sind gleichzeitig Kunden anderer Institute der Sparkassen-Finanzgruppe. Der Sparkassen Broker ist eine Plattform, die einen komfortablen Online-Wertpapierhandel ermöglicht. Für Anleger, denen der Handel mit einzelnen Aktien oder Anleihen zu kompliziert ist, können ETF-Sparpläne eine geeignete Anlageform sein. ETFs bilden komplette Branchen, Aktienin­dizes wie den Dax oder den Dow Jones, ganze Regionen oder Währungen exakt ab. Sie sind also ideal, um ein gut gemischtes Depot aufzubauen und Risiken zu begrenzen. Außerdem ist es natürlich günstiger, ETFs zu kaufen, als die darin abgebil­deten Wertpapiere einzeln zu erwerben.

Und wie sieht es mit den ­Risiken aus?

In der deutschen Gesellschaft gibt es ein fest verankertes Bedürfnis nach Sicherheit. Doch wer sein Vermögen nur sicher anlegt, muss in Kauf nehmen, dass es nicht wächst und in Zukunft sogar weniger wert ist – das sind schlechte Voraussetzungen für die Altersvorsorge. Dividenden und Kurssteigerungen machen Aktien langfristig nach allen Erfahrungen zu einem wesentlichen Bestandteil jeder Vermögensplanung. In den USA hat jeder bürgerliche Haushalt Aktien. Seit dem Finanzcrash nach der Jahrtausendwende hat sich beispielsweise der Dax vervierfacht. Aber nur eine Minderheit der Deutschen fuhr diese Gewinne auch tatsächlich ein. Was aktuell bedeutet, dass ein Großteil der deutschen Bevölkerung auf Zinsprodukten sitzt, mit denen unter dem Strich Geld verloren wird.

Woran liegt es, dass Aktien in Deutschland ein eher schlechtes Image haben?

Die Deutschen haben generell Angst vor Schwankungen – die im Fachjargon Volatilität heißen. Das Auf und Ab der Börse ist Profis vertraut, aber nicht den Besitzern von Sparbüchern. Der Absturz der Telekom-Aktie im Jahr 2000 hat sich zusätzlich in das Gedächtnis mancher Privatanleger eingebrannt, und nach dem Platzen der New-Economy-Blase war das Vertrauen vieler Anleger schließlich dahin. Übersehen wird aber, dass Aktien trotz aller Börsenkrisen in den vergangenen 30 Jahren durchschnittlich 6 % bis 8 % Rendite brachten. Die seit einiger Zeit wieder steigenden Aktionärszahlen zeigen, dass die Aktie gerade im aktu­ellen Niedrigzinsumfeld eine wichtige Anlagealternative ist. Ich kann nur jedem raten, ein Depot zu eröffnen und lieber heute als morgen mit der Altersvorsorge zu beginnen.

Von wie vielen aktiven Tradern gehen Sie in Deutschland aus?

Wir schätzen, dass es in Deutschland etwa 400 000 aktive Trader gibt, also Anleger, die knapp 20 Trades pro Monat durchführen. Die meisten davon kommen aus der Mitte der Gesellschaft und sind keine „Zocker“, als die sie häufig gesehen werden.

Das Bild des Traders als rücksichtsloser „Zocker“ hat sich seit der Finanzkrise festgesetzt. Müssen wir hier umdenken?

Für die Mehrheit unserer aktiven Kunden ist Trading nicht gleich Zocken – es stehen ganz andere Motive im Mittelpunkt! Im Rahmen einer Kundenbefragung, die wir im Sommer 2014 durchgeführt haben, bezeichneten sich die meisten Teilnehmer als „emanzipierte Anleger“. Nur etwa jeder zehnte Studienteilnehmer sieht sich selbst als „Zocker“. Unsere Umfrage macht deutlich, dass der Großteil der Trader einfach nur selbst über Geld entscheiden will. Und immerhin jeder fünfte Anleger beim Sparkassen Broker handelt mit Aktien, um etwas für seine Altersvorsorge zu tun.

Das Interview führte 

Ralf-Dieter Brunowsky

25.06.2015 | 20:56

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