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Jetzt noch bauen? Um Gottes willen!

Die Krise erwischt die letzte noch boomende Branche. Auch sie wird gestärkt aus ihr hervorgehen.

Haben Sie in den vergangenen Monaten versucht, auch nur einen kleinen Umbau zu Hause in Gang zu bringen? Vielleicht das Bad zu sanieren? Vergessen Sie es einfach: Sie finden keine Handwerker. Und wenn Sie welche finden, finden die kein Material. Und wenn die doch welches gefunden haben, wissen sie nicht, was es kostet.

Eine ganze Krise lang hat die Baubranche so tun können, als ginge sie alles nichts an: Die wackeren Leute vom Bau machten unbeeindruckt das, was sie gelernt hatten. Sie bauten und bauten und bauten durch zwei Jahre Corona hindurch. Und wenn es nach meinem und übrigens auch dem Willen der Bundesregierung ginge, würden sie das auch weiter so machen, denn schließlich herrscht Wohnungsmangel und mein Bad ist auch nicht mehr hübsch. Doch jetzt ist Schluss mit dem Boom. Es hat sich für die Branche ein ungesundes Gebräu aus steigenden Zinsen, fehlenden Arbeitskräften, Materialmangel und Inflation zusammengerührt.

Ungesundes Gebräu

Wohnungswirtschaftsverbände haben das, was alle ahnen, in Zahlen zusammengefasst. Ergebnis: 60 Prozent aller Wohnungsbauunternehmen wollen den Start von Neubauprojekten verschieben beziehungsweise sind noch unsicher. Sie haben Angst vor einem Teufelskreis, der so rum geht: Bauherr und Handwerker vereinbaren Festpreise. Wenn die Materialkosten aber so schnell steigen wie derzeit, laufen die Bauunternehmen Gefahr, am Ende Verluste zu machen. Um roten Zahlen vorzubeugen, bewerben sie sich gar nicht erst um Aufträge.

Es fällt schwer, dem etwas Gutes abzugewinnen. Allerdings wird es so sein wie immer in der Krise: Die besten kommen durch. Die, die Innovationen vorantreiben. Die, die ihre Kunden in den Mittelpunkt ihres Denkens stellen. Die, für die Fertigwerden kein Fremdwort ist. Ich werde mit meinem Bad noch warten. Wahrscheinlich wird es später besser, als es je zuvor werden konnte.

Oliver Stock

19.04.2022 | 14:05

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