(Bild: picture alliance/AP Photo | Yalonda M. James)



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Der andere Musk will unser Essen verändern

Elon Musks Bruder Kimbal hat nicht nur zum goldrichtige Zeitpunkt Aktien von Tesla verkauft. Er ist auch sonst ein cleverer Investor. So wie Bruder Elon die Zukunft der Mobilität im Blick hat, hat es Bruder Kimbal auf die Zukunft der Ernährung abgesehen.

Der rasant steigende Aktienkurs von Tesla hat Elon Musk in diesem Jahr zum reichsten Menschen der Welt gemacht - aber er ist nicht das einzige Mitglied der Familie Musk, das Geld verdient. Bruder Kimbal Musk verdient inzwischen fleißig mit und hat auch selbst etwas auf die Beine gestellt – und zwar so erfolgreich, dass auch das US-Wirtschaftsmagazin Forbes, das regelmäßig die Liste der Superreichen dieser Welt auf dem neuesten Stand hält, auf ihn aufmerksam wird. Dass es Kimbal jetzt zur Berühmtheit gebracht hat, liegt allerdings an einem spektakulären Deal: Kimbal Musk verkaufte nur einen Tag, bevor sein Bruder per Twitterumfrage über den Veräußerung eines eigenen Tesla-Aktienpakets abstimmen ließ, selbst im großen Stil Tesla-Anteilsscheine und machte damit binnen kürzester Zeit einen Gewinn von 108,8 Millionen Dollar. Ob Kimbal Musk von den Plänen seines Bruders schon früher wusste und sich somit des Insiderhandels unter Brüdern schuldig machte, ist unklar. Klar ist aber, dass der Zeitpunkt zum Verkauf unschlagbar günstig war.

Elons jüngster Bruder ist einer der ganz frühen Investoren des Elektroautoherstellers, berichtet Forbes. Er sitzt seit 2004 im Aufsichtsrat des Unternehmens, was ein durchaus lukrativer Job ist. Nach vorsichtigen Schätzungen von Forbes verfügt Kimbal Musk über ein Nettovermögen von etwa 700 Millionen Dollar. Das verdankt er vor allem seinem Anteil von 0,04 Prozent an Tesla sowie Optionen auf den Kauf von 172.250 Tesla-Aktien, die derzeit etwa 170 Millionen Dollar wert sind. Außerdem besitzt Kimbal, der eine Ausbildung zum Koch absolviert hat, Aktien im Wert von etwa zwei Millionen Dollar an der US-Fastfood-Kette Chipotle, wo er ebenfalls Aufsichtsratsmitglied war. Schließlich dürfte er an SpaceX beteiligt sein, jedenfalls hat er auch in dem Raumfahrtunternehmen, das Bruder Elon gehört, einen Platz im Kontrollgremium.

Kimbal, der jüngste Sohn von Maye und Errol Musk, wuchs in Südafrika auf und besuchte später zusammen mit Elon die Queen's University im kanadischen Ontario. Nach ihren Abschlüssen an der Universität waren Kimbal und Elon Mitbegründer von Zip2, einem Softwareunternehmen für Online-Stadtführer, das 1999 vom inzwischen untergegangenen Computerhersteller Compaq übernommen wurde. Danach investierte er in X.com, Elons nächstes Startup, das später Teil von Paypal wurde. Im selben Jahr, in dem Elon seine ersten 6,5 Millionen Dollar in Tesla investierte, rückte Kimbal in den Aufsichtsrat von Tesla.

Kimbal hat mit eigenem Geld in Tesla investiert und im Laufe der Jahre auch wertvolle Aktienoptionen als Bezahlung für seine Vorstandstätigkeit erhalten. 2008, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, stürzten Kimbals persönliche Investitionen ab, trotzdem verkaufte er seine verbliebenen Vermögenswerte und investierte sie in Tesla, um das angeschlagene Unternehmen über Wasser zu halten, wie die Journalistin Ashlee Vance in ihrer 2015 erschienenen Biografie „Elon Musk: Tesla, SpaceX, and the Quest for a Fantastic Future" schreibt. „Ich war kurz vor dem Bankrott", beichtete Kimbal . Bruder Elon rechnete ihm die Tat hoch an.

Was als Rettungsaktion begann, entpuppte sich als Deal des Lebens für Kimbal. Seit dem Börsengang des Elektroautoherstellers im Jahr 2010 hat er Tesla-Aktien im Wert von fast 230 Millionen Dollar verkauft. Dazu gehört auch der massiver Aktienverkauf am vergangenen Freitag, kurz bevor der Aktienkurs von Tesla um zwölf sank, nachdem Elons Twitter-Umfrage, ob er zehn Prozent seiner Tesla-Beteiligung verkaufen sollte, die Aktien auf Talfahrt geschickt hatte. Forbes schätzt, dass Kimbals Paket 752 Millionen Dollar wert war, bevor der Aktienkurs fiel.
 
Kimbals Sitz im Aufsichtsrat hat zu Beschwerden über Vetternwirtschaft geführt. Im Jahr 2018 versuchte eine Gruppe von Pensionsfondsmanagern und aktivistischen Aktionären, Kimbal aus dem Gremium zu drängen, was letztlich nicht gelang. Sie argumentierten, dass Kimbals familiäre Bindungen ihn daran hinderten, als unabhängiger Aufsichtsrat zu dienen. Die Gruppe wies auch darauf hin, dass Kimbal „keine berufliche Erfahrung in der Autoindustrie hat“ und sich schon als Vorstandsmitglied bei Chipotle als ineffektiv erwiesen habe. Eine weitere Forderung des Beratungsunternehmens Institutional Shareholder Services vom Oktober dieses Jahres zielte darauf ab, Kimbal und James Murdoch wegen „übermäßigen Vergütung" in Form von Aktienoptionen aus dem Vorstand zu werfen. Es gebe keine Erklärung dafür, warum der Umfang der Optionszuteilungen so viel größer ist als die Vergütung von Aufsichtsratsmitgliedern in vergleichbaren Unternehmen, heißt es im Bericht der Berater.

Außerhalb von Tesla ist Kimbal Gastronom und Investor in der Lebensmittelbranche. Etwa zur gleichen Zeit, als er in den Vorstand von Tesla eintrat, war Kimbal Mitbegründer der The Kitchen Restaurant Gruppe, die landesweit drei sogenannte Farm-to-Table-Restaurantketten betreibt, wo regionale Produkte serviert werden. Er war 2016 Mitbegründer des Landwirtschafts-Startups Square Roots und hat unter anderem in Essensabonnementdienste investiert. Kimbal gründete auch Big Green, eine gemeinnützige Organisation, die Gärten an Schulen anlegt und Schüler in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Lebensmittelkompetenz unterrichten will.

In einer Erklärung ging Kimbal nicht direkt auf sein Vermögen ein, sondern schickte an die Vermögensrechercheure von Forbes ein langes Schreiben über seine Investitionsphilosophie und sein philanthropisches Engagement: „Wir sind inspiriert von der nächsten Generation junger Landwirte, Unternehmer und Innovatoren, die dazu beitragen, den Klimawandel zu bekämpfen, indem sie nahrhaftere lokale Lebensmittel anbauen, Lebensmittelabfälle reduzieren und regeneratives sowie pflanzen- und zellbasiertes Fleisch herstellen“, schrieb er und machte damit klar, dass er dem Bruder nacheifert, allerdings dabei nicht die Zukunft der Mobilität, sondern die Zukunft der Ernährung schaffen will.

Oliver Stock

16.11.2021 | 09:15

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