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Macher der Woche: Elon Musk

Ganz offiziell hat er jetzt den ersten in Deutschland produzierten Tesla einem Kunden in die Hand gedrückt und damit im Mutterland des Automobils die Messlatte für die heimische Industrie hochgelegt. Doch Elon Musk kann mehr. Etwas weniger beachtet von der deutschen Öffentlichkeit hat der Tesla- und SpaceX-Gründer seine Satelliten so platziert, dass das ukrainische Millitär seine Bomben punktgenau auf russische Ziele lenken kann.

Von Oliver Stock / WirtschaftsKurier

Ein Cowboy? „Mann gegen Mann. Der Einsatz ist die Ukraine.“ So markig wie aus dem Wilden Westen las sich der Spruch in einem Tweet von Tesla-Chef Elon Musk, gerichtet an Wladimir Putin. Aus dem Duell ist bislang nichts geworden. Weil aber Musk alles andere als ein großmäuliger Cowboy ist, hat er abseits des Aufrufs zum Zweikampf eine ganz handfeste Art entwickelt, wie er der Ukraine wirklich helfen kann.

Der Milliardär aus Kalifornien, der zu seinem Firmenimperium auch das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX zählt, hat bereits zu Beginn der russischen Invasion die Ukraine mit einer satellitenbasierten Internetverbindung ausgestattet und war damit der Bitte des ukrainische Digitalministers und Vize-Premiers Mykhailo Fedorov nachgekommen.  Nachdem Musk seinen Satelliten-Internetdienst Starlink für die Ukraine freigeschaltet und die für den Betrieb nötigen Empfangsanlagen containerweise ins Kriegsgebiet geschickt hatte, bedankte sich Fedorov kurz und bündig Ende Februar via Twitter: „Starlink ist hier. Danke Elon Musk.“ Inzwischen sind weitere Lastwagenladungen voll mit Material für den Betrieb von Starlink angekommen.

Das System übernimmt drei Aufgaben: Laut einem Bericht der „Welt“ nutzt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski die Technologie, um seine Video-Auftritte vor internationalen Parlamenten wie kürzlich auch im Deutschen Bundestag über die Bühne zu bringen. Via Starlink gelangt er auch in die Social-Media-Kanäle und wendet sich an die eigene Bevölkerung.

Zweitens nutzt die ukrainische Armee die Musk-Technologie für Drohnen-Einsätze. Am stärksten profitiert laut britischen Zeitungsberichten eine Einheit namens Aerorozvidka (Luftaufklärung), die für die Überwachung und den Angriff auf russische Panzer und Stellungen Drohnen einsetzt. Die Teams, welche für die Koordinierung der Abwehrwaffen vor Ort sind, nutzten Starlink für den Zugriff auf strategische Daten, für den Kontakt zu den Leitstellen und zur Unterstützung der Artillerie. Sobald die Aerorozvidka russische Ziele identifiziert hat, steuern die Soldaten unbemannte Fluggeräte mit Antipanzer-Munition darüber und lassen die Bomben fallen – oder geben die Koordinaten weiter. Gegenüber der London Times bestätigte ein ukrainischer Soldat die Effektivität der Angriffe: „In der Nacht ist es unmöglich, unsere Drohnen zu sehen. Wir suchen gezielt nach dem wertvollsten Lastwagen im Konvoi und treffen ihn dann genau. Wir können das sehr gut und mit sehr geringen Kollateralschäden machen - sogar in den Dörfern ist das möglich." Eine weitere Einsatzoption sei, nachts eine Drohne mit Wärmebildkamera einzusetzen, die sich über Starlink mit dem Artillerieteam verbinde und so die Zielerfassung unterstütze Die hohen Datenraten der Verbindung seien oftmals die einzige Möglichkeit, eine stabile Kommunikation zu gewährleisten, heißt es.

Schließlich bietet die Starlink Technologie offenbar auch vielen Menschen in der Ukraine den letzten freien Zugang zu Informationen. Starlink gehört nach Angaben des britischen Telegraph zu den beliebtesten App-Downloads der Ukraine, rund 100.000 Menschen hielten über Muskas Satellitenkette Kontakt zur Außenwelt.  Starlink ist nach Einschätzung seines Erfinders Elon Musk „das einzige nicht-russische Kommunikationssystem, das in einigen Teilen der Ukraine noch funktioniert.“ Im weiteren Kriegsverlauf könnte die Bedeutung von Starlink noch zunehmen, denn das permanente Bombardement der ukrainischen Infrastruktur schwächt herkömmliche Internetleitungen zusehends, sodass alternative Zugänge zum Internet für Zivilbevölkerung und Militär entscheidend sind. Das Ganze ist allerdings auch höchst heikel: Russische Truppen versuchen inzwischen Empfangsstationen von Satellitenverbindungen zu orten und sie gezielt zu beschießen. Davor warnt auch Musk. Er rät Nutzern in der Ukraine, Starlink nur dann einzuschalten, wenn sie die Verbindung unbedingt brauchen. Die Antennen sollten dann so weit wie möglich von Menschen entfernt sein. Seit Anfang März arbeitet SpaceX nach eigener Darstellung daran, die Sicherheit der Bodenstationen zu erhöhen, sie vor Störsendern zu schützen und den Stromverbrauch zu senken, damit der mobile Einsatz einfacher wird – was wiederum für mehr Sicherheit bei den Nutzern sorgt.

Während das „Mann gegen Mann“-Angebot von russischer Seite unbeantwortet blieb, sorgen die Starlink-Aktivitäten von Musk auf russischer Seite für Hektik. Dmitri Olegowitsch Rogosin, Chef der russischen Weltraumbehörde Roskosmos, beklagte Anfang März, dass Starlink eine Einmischung der westlichen Welt in den Krieg sei. Einem russischen Sender sagte er: „Während Russland seine höchsten nationalen Interessen auf dem Territorium der Ukraine durchsetzt, taucht Elon Musk mit seinem Starlink auf, das zuvor als rein zivil deklariert wurde.  Hier, sehen Sie, er hat die Seite gewählt. Ich nehme es ihm nicht einmal persönlich übel. Das ist der Westen, dem wir niemals vertrauen sollten."
Musk reagierte darauf gewohnt cool: „Das zivile Internet der Ukraine hatte seltsame Ausfälle - vielleicht wegen schlechten Wetters? - deshalb hilft SpaceX bei der Behebung."

25.03.2022 | 12:14

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