Will die erste deutsche Kryptobank aufbauen: Marco Bodewein.



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Macher der Woche: Marco Bodewein

Er ist Deutschlands oberster Krypto-Banker. Der Chef der börsennotierte Bitcoin Gruppe hat ein Team Enthusiasten und Profis um sich geschart. Ihr Ziel: der Aufbau der ersten deutschen Kryptobank. Dabei kommen sie vorwärts. Jüngst knackte die Bitcoin Gruppe die Marke von 100 Millionen Euro, die sie im Auftrag ihrer Kunden in Kryptowährungen investiert. Ihr eigener Aktienkurs steigt seit Monaten. Bodewein sagt: „Zum Bezahlen ist der Bitcoin zu wertvoll.“

Die Deutsche Variante des Bitcoin kommt aus Ostwestfalen. Genauer aus Bad Herford. Dort sitzt mit der Bitcoin Gruppe der Betreiber des größten deutschen Handelsplatzes für die Kryptowährung: Bitcoin.de. Der Chef heißt Marco Bodewein. Er und sein rund 30köpfiges Team haben eine Mission: Sie wollen die erste Kryptobank Deutschlands aufbauen.

Die Zeit spielt für sie. Der Handelsplatz gewinne, sagt Bodewein, der auch die dahinterstehende Futurum-Bank leitet, täglich „im mittleren 100stelligen Bereich neue Kunden“. Die eine Millionen Grenze wollen die Bitcoin Händler in diesem Jahr erreichen. Der Eigenbestand des Unternehmens an gehaltenen Kryptowährungen knackte jüngst die 100-Millionen-Euro-Marke. Dabei entfällt der größte Anteil auf Bitcoin, der Rest verteilt sich auf weitere populäre Kryptowährungen. Zum Vergleich: In der Bilanz zum 31. Dezember 2019 wies die Bitcoin Gruppe einen Bestand von 27,5 Millionen Euro aus. Bereits Anfang Dezember 2020 meldete das Unternehmen das Überschreiten des Werts von 60 Millionen Euro. Die massive Wertsteigerung der Digitalwährung hat zum Wachstum beigetragen. Und werde es weiter tun, glaubt Bodewein. Da die Menge der Bitcoin weltweit bei 21 Millionen technisch begrenzt ist, die Währung damit ein limitiertes Gut sei, steige der Preis ähnlich wie bei Gold. Bodewein spricht von einem „verknappten Anlagegut“. „Der Bitcoin ist mehr eine Anlageform als eine Währung zum Bezahlen. Er ist eher digitales Gold als digitale Währung.“

Weckruf für die digitale Währung

Die Fans, von denen sich einige beinahe wie religiös motivierte Jünger verhalten, sehen das nicht ganz so nüchtern. So schreibt der Historiker und Wissenschaftsjournalist Christoph Bergmann in einem Blogbeitrag von einem Weckruf, den Tesla jüngst gestartet habe, als das Unternehmen 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investierte. „Unternehmen, die zuerst kaufen, profitieren ungeheuer davon, wenn andere nach ihnen kaufen.“ Dies könnte, meint Bergmann, zu einer gewaltigen Umschichtung von Marktmacht führen. Er nennt ein simples Beispiel: „Wie viele Batterien kann Tesla seinen Kunden zum halben Preis geben, wenn sich der Bitcoin-Preis verdoppelt? Wie viele Kilowattstunden kostenlosen Strom kann Tesla den Autokäufern schenken?“

Bergmann entwickelt die Geschichte weiter: Falls die deutsche Automobilwirtschaft hinterherziehe und ebenfalls Milliarden investiere, trage das zum Kursgewinn von Tesla bei. Wenn die deutsche Automobilwirtschaft dagegen niemals investiere, werde sie irgendwann auf wertlosen Euro sitzen. „Ab einem gewissen Zeitpunkt“, schließt der Historiker apokalyptisch, „wird es keine Branche mehr geben, die nicht in diesen Sog gerät, und in jeder einzelnen werden die Unternehmen, die als erste investieren, die anderen fressen.“

Soweit denken sie in Bad Herford derzeit nicht. Bodewein, ein gelernter Investmentbanker, der von sich selbst sagt, er sei ein „Frankfurter Bub“, hält es inzwischen mit der ostwestfälischen Mentalität: „Wir trommeln erst, wenn es etwas zu trommeln gibt und nicht schon im Vorfeld.“ Angesichts des rapiden Kunden- und Einlagenwachstums gibt es allerdings im zehnten Jahr des Bestehens der Bitcoin Gruppe durchaus etwas zu trommeln. „Kryptowährungen“, sagt Bodewein, „sind gekommen, um zu bleiben.“ Er verweist auf Prognosen, wie die der Großbank JP Morgan, die einen Bitcoinkurs von mehr als 140 000 Dollar vorhersagt. Das eigene Unternehmen, eigentlich „eine klassische Beteiligungsgesellschaft in den Bereichen Krypto- und Blockchaintechnologie, sowie dazu passender Financial Services“, profitiere davon - und auch die eigene Aktie: Die Bitcoin-Gruppe notiert derzeit bei mehr als 60 Euro, der Kurs hat sich damit in den vergangenen Monaten verdoppelt. Allerdings lag er vor vier Jahren auch schon mal bei 80 Euro und spiegelt damit die Wellen der Euphorie wider, die den Bitcoin selbst mal nach oben und mal nach unten tragen. Dass es in der Tendenz nach oben geht, davon ist Bodewein aber überzeugt: „Es ergibt keinen Sinn, wenn jeder seine eigene Währung hat. Die Erkenntnis hat zum Euro geführt. Und eine immer weiter voranschreitende Globalisierung wird dies weiterführen zu einer dezentralen digitalen Währung.“

Wie Gold? Oder eher der neue Dollar?

Uneinigkeit herrscht unter den Bitcoin-Anhängern über die Zukunft der digitalen Währung als Zahlungsmittel.  Bergmann glaubt daran. Er verweist auf die globale Software-Schmiede Micro Strategy, der schon längst Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiere. Das war ein „nicht winziges, aber im globalen Bild vernachlässigbares Unternehmen mit einem exzentrischen, von Bitcoin besessenen CEO.“ Der Zahlungsdienstleister Square, der ebenfalls Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert, „war schon eine Nummer größer. Aber nun Tesla – Tesla ist eine gewaltige Hausnummer, mit der wir nicht ernsthaft gerechnet haben.“ Die Flucht aus dem von Zentralbanken gesteuerten Geldsystem habe damit begonnen. Die Statistik stützt seine Aussage: Parallel zum Allzeithoch des Preises, hat auch die Anzahl der Zahlungen mit Bitcoin derzeit ein neues Allzeithoch erreicht hat.
Banker Bodewein teilt die Euphorie nicht ganz. Er sieht das entspannt: „Jeder muss entscheiden, ob er Bitcoin als Zahlungsmittel einsetzen und akzeptieren will. Ich würde dies nicht tun. Dazu ist der Bitcoin zu wertvoll“, sagt der 46jährige und fügt hinzu: „Ich zahle ja auch nicht mit Gold.“                 

oli

12.02.2021 | 12:57

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