Karrierealle Jobs


Macher der Woche: Martin Daum

Der Chef der Truck-Sparte von Daimler soll die Trennung vom Mutterkonzern umsetzen. Was die Anleger freut, ist für den Manager eine Mammutaufgabe. Denn mit Wasserstoff- und Elektroantrieb beginnt auch im Lastwagengeschäft eine neue Epoche. Kann der 61jährige das schaffen?

Wenn die Old Economy nochmal den Sprung aufs Parkett wagt, dann sind es oft auch Oldies, die dafür sorgen sollen, dass es klappt. Martin Daum ist einer von ihnen. Der 61jährige leitet die Lastwagensparte im Daimler-Konzern. Aus der Sparte soll in diesem Jahr eine eigene Firma werden: Daimler Trucks. Der Rest des Konzerns, die Autos also, heißt dann wieder Mercedes Benz. Beide Unternehmen, so will es Konzernchef Ola Källenius, sollen sich als im Dax notierte Konzerne an der Börse bewähren. Das Ganze ist in etwa so, als würde Kanzlerin Merkel Bayern den Auftrag erteilen, selbständig zu werden, und Markus Söder soll es richten.

Wiederauferstanden aus einer anderen Zeit

Vor einem halben Jahr noch galt Daum als Mann aus einer anderen Epoche des Stuttgarter Konzerns. Seine große Zeit ist ein Jahrzehnt her: Damals erreichte der Manager, der in Karlsruhe geboren, später einmal als Bankkaufmann begonnen hatte und bereits seit 1987 im Konzern mit dem Stern arbeitet, dass die US-Nutzfahrzeugtöchter Freightliner und Western Star wieder Fahrt aufnahmen. Freightliner galt bis zum Wechsel von Daum nach Stuttgart sogar als profitabelste Lastwagenmarke der Welt.

Doch dann sank sein Stern. Kraftlos und amtsmüde wirke er, lästerten Kollegen und sorgten dafür, dass die Einschätzung auch in den Zeitungen landete. Bei Auftritten, wie etwa zur Weltpremiere eines neuen Elektro-Trucks gab er auf großer Bühne ein bisschen den pflälzischen Steve Jobs: Das coole Outfit wollte nicht wirklich zur biederen Rede passen. Intern wunderten sich nicht wenige, so stand beispielsweise im „Handelsblatt“, warum der Leiter des wichtigen Truckgeschäfts so viel Zeit an seinem Zweitwohnsitz in Portland verbrachte – während in Europa die Marktanteile scheinbar unaufhaltsam sanken. Der Absatz stagnierte, die Rendite gelangte nicht dahin, wo sie hinsollte.

Das Coronajahr 2020 lief für Daum jedoch überraschend gut. Ein Betriebsgewinn von einer guten halben Milliarde Euro stand am Ende in den Büchern. Nicht berauschend, aber angesichts der Tatsache, dass die zur Sparte gehörenden Reisebusse in der Pandemie kein Tourismusanbieter haben will, ein beachtliches Ergebnis. Dazu kommen interessante Kooperationen: etwa die mit Volvo beim Thema Brensstoffzellen-Antrieb. Oder die mit Google, in der es um den selbstfahrenden Truck geht. Und auch Daum selbst gab Gas, wenn es darum ging sich selbst zu präsentieren: Er startete eine Podcast-Serie, zu der er Gesprächspartner wie den Top-US-Ökonomen Jeremy Rifkin oder die ehemalige US-Außenministerin Madleine Albright gewann. Man plauderte über Wasserstoff oder die Weltökonomie und Daum präsentierte sich als globaler Manager mit ganz praktischem Hang zur Erdenrettung.

Anleger feiern die Entscheidung

Zum Jahreswechsel jedenfalls verlängerte der Aufsichtsrat den Vertrag des Managers, der 2022 ausgelaufen wäre, um weitere drei Jahre. Daum soll also das Rentenalter bei Daimler-Trucks erreichen und darf, wenn es alles gut geht, noch in diesem Jahr die Börsenglocke in Frankfurt läuten. Sie erklingt immer dann, wenn ein neues Unternehmen erfolgreich auf dem Parkett gelandet ist.

Die Investoren geben ihm vorsichtig ein paar Vorschusslorbeeren: Die Aktie von Daimler legte nach Bekanntgabe der Pläne zwischenzeitlich um mehr als acht Prozent zu. Seit Jahren steht der Konzern in der Kritik, weil jeder, der eine Daimler-Aktie erwirbt, Mitbesitzer eines Auto- und eines Lastwagenherstellers wird. Damit dürfte bald Schluss sein. Daum muss allerdings dafür sorgen, dass die Trennung mehr als eine Schönheitsoperation für Anleger sein wird.

oli

05.02.2021 | 15:26

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