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Macher der Woche: Maximilian Lambsdorff

Es sind die einfachen Lohnsteuerzahler, die viel Geld beim Finanzamt liegen lassen, weil sie ihre Steuererklärung nicht optimal ausfüllen. Ein Sohn aus einer berühmten Politikerfamilie will das jetzt ändern und hat ein System entwickelt, um das Geld zurückzuholen. 1000 Euro pro Nase sind durchschnittlich drin.

Der Opa hat sich dafür stark gemacht, der Onkel will es – und der Jüngste macht es: Maximilian Lambsdorff ist 26 Jahre alt und setzt um, worum sich in seiner weit verzweigten Familie schon der eine oder andere – oft vergeblich – bemüht hat: weniger Steuern zahlen. Es ist ein traditionelles und durchaus berechtigtes Mantra der FDP, dass die Steuern hierzulande zu hoch sind. Und sowohl der ehemalige Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff wie auch der FDP-Außenpolitiker und Europa-Abgeordnete Alexander Graf Lambsdorff wollten und wollen daran etwas ändern. Doch während die lieben Verwandten den Weg dazu in der richtigen Politik sehen, baut der jüngste ein Produkt, das Steuern spart. Express-Steuer hat er es getauft, Ende 2019 ist es auf den Markt gekommen.

Was den BWL-Studenten umtrieb, war die Einsicht, dass im Vier-Jahres-Rhythmus etwa 50 Milliarden Euro zuviel gezahlter Steuern beim Finanzamt liegen bleiben, weil rund zwölf Millionen Menschen in Deutschland sich nicht mit der nötigen Geduld und dem Wissen mit ihrer Steuererklärung beschäftigen. Vor allem Arbeiter und Angestellte, die außer ihrer Lohnsteuer dem Finanzamt nichts zu melden haben, nutzen die Möglichkeiten Steuern zu sparen wenig. Durchschnittlich 1000 Euro lassen sie im Jahr liegen. Für sie hat Lambsdorff Express-Steuer erfunden. Wobei die Idee nicht einfach die ist, anderen eine Steuererklärung auszufüllen, sondern sie ist größer gedacht: Es geht Lambsdorff und dem mittlerweile 140köpfigen Team aus Programmierern und Steuerberatern darum, als kompliziert verschriene Finanzprodukte allen zugänglich zu machen.

Zwölf Millionen Deutsche schludern bei der Steuerklärung


Bei Express-Steuer gibt es zwei Clous: Es gibt kein lästiges Ausfüllen einer Steuerklärung, das übernimmt das Team von Lambsdorff, das dazu nur wenige Grundinformationen braucht. Und: Der Service kostet eine Provision, die 20 Prozent der Erstattung beträgt. Gibt es kein Geld vom Finanzamt zurück, hat auch Lambsdorff nichts verdient. Das passiert jedoch selten. Seit Bestehen hat Express-Steuer nach eigenen Angaben für seine bislang 50 000 Kunden rund 40 Millionen Euro Erstattung herausbekommen.

Lambsdorff hält fest, dass sein Startup so vom ersten Tag an profitabel war. Allerdings braucht Express-Steuer Geld, um zu wachsen. Es geht um die Expansion ins Ausland, und es geht darum, weitere Produkte zu bauen. Aus Express-Steuer soll die Express-Gruppe und damit eine echte Bank werden. Im ersten Schritt könnte die dafür sorgen, dass die Kunden ihre Steuerrückerstattung sofort erhalten und nicht erst, wenn das Finanzamt tatsächlich gezahlt hat. Die Bank würde das Geld vorschießen. Danach ist aber vieles in einem Markt möglich, in dem sich von einer Digitalbank wie N26 bis zu einem Vergleichsportal wie Check24 schon so einige tummeln. Lambsdorffs Idee: Von ihrem Netto-Einkommen verschwenden die Deutschen vier bis fünf Prozent im Jahr, weil sie von der Versicherung bis zum Telekomvertrag keine optimalen Anbieter haben. Auch hier ließe sich sparen, ganz einfach, und auch nur gegen erfolgsabhängige Provision.

Geldgeber finden die Idee nicht schlecht, Express-Steuer hat seit diesem Jahr zwei neue große Risikokapitalgeber an Bord, was durchaus eine Auszeichnung ist, da Investoren gerade bei den sogenannten Fintechs derzeit jeden Euro zweimal umdrehen. Ehemalige Stars der Szene, wie die schwedische Digitalbank Klarna sind in der Bewertung abgestürzt. Lambsdorff und sein Team genießen dagegen offenbar das Vertrauen ihrer Geldgeber.

Investoren setzen auf die Express-Bank

Das der Kunden müssen sie sich verdienen. Denn tatsächlich weiß Express-Steuer und später einmal die Express-Bank so ziemlich alles über diejenigen, die sich in ihrer Kundendatei befinden. Lambsdorff ist auf die Frage nach dem Datenschutz vorbereitet: Natürlich befinden sich die Daten in einer deutschen Cloud und natürlich werde das System ständig auf Sicherheitslücken geprüft. Express-Steuer zahlt Hackern, die das System knacken, sogar eine „Erfolgsprämie“, wenn dadurch Sicherheitslücken entlarvt und geschlossen werden können.

Seine eigene Steuerklärung macht der Gründer inzwischen übrigens selber. „Sie ist etwas komplexer“, sagt er. Die Steuerapp für Unternehmer – vielleicht wäre das ja auch noch eine Ausbaustufe für das Startup aus Hamburg.              

Oliver Stock

08.07.2022 | 11:46

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