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Macher der Woche: Peter Pauli

Der Chef der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft hat in der Krise nicht lange gefackelt: Viele, die Eigenkapital brauchten, um an Hilfskredite zu gelangen, konnte auf die Bayern zählen.

Es sind viele Räder, die in der Krise ineinandergreifen müssen, damit die Maschine nicht gänzlich stillsteht. Eines davon befindet sich hinter der ziemlich prächtigen Fassade eines Hauses in der ziemlich prächtigen Königinstraße in München direkt am Englischen Garten. Der Hausherr hier heißt Peter Pauli und ist Sprecher der Geschäftsführung der Bayrischen Beteiligungsgesellschaft, kurz BayBG. Mehr als 300 Millionen Euro hat die Beteiligungsgesellschaft in hunderte Unternehmen investiert, vom Startup bis zum größeren Mittelständler.  Bis zu zehn Millionen Euro kann die BayBG in ein Unternehmen stecken, wenn ihre Anlageprofis überzeugt sind, dass das Geld gut investiert ist. Damit sind die Bayern die größten unter den Beteiligungsgesellschaften der Länder. Und Pauli ist einer, der denen, für die sich sein Haus entscheidet, wie der „reiche Onkel“ vorkommen muss.

Zweistellige Rendite ist kein Pflichtprogramm

Er ist aber keiner, der seine Gunst nach Neigungen vergibt. Letztlich ist auch eine Beteiligungsgesellschaft wie die bayerische, in der das Land über die LfA Förderbank mit 24 Prozent ein wichtiger Gesellschafter ist, nicht völlig anders aufgestellt als eine Private Equity-Gesellschaft. Nur, dass bei der einen zweistellige Renditen gern gesehen werden, die bei der anderen, der bayerischen, nicht zum Pflichtprogramm gehören. Überhaupt: Pauli hat nichts von einem Onkel. Er ist eher der Typ Marathonläufer, durchhalten bis zum Ziel. Seit mehr als 20 Jahren ist der studierte Ökonom und Vorstand des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften bei den Bayern. Drahtig, im Gespräch vorsichtig abwägend, Skitourengeher und einst aktiver Fußballer ist Pauli einer, mit dem man rechnen kann. „70 Prozent der Firmen aus unserem Portfolio haben durch die Pandemie Probleme“, sagt er. Dazu gehörten Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Autozulieferindustrie. „Diese Unternehmen haben teilweise Hilfskredite in Anspruch genommen. Sofern die Banken im Zusammenhang mit den Hilfskrediten auch einen Eigenkapitalbeitrag notwendig hielten, haben wir diesen Beitrag erstmal geleistet.“

Damit hat sich die Rolle der Beteiligungsgesellschaft leicht verschoben: Vom Förderer im Boom hat sie sich ein bisschen Richtung Retter in der Not entwickelt. Allerdings lässt Pauli keinen Zweifel daran aufkommen, dass alle seine Beteiligungsentscheidungen in die Zukunft gerichtet sind. Etwa in der leidenden Automobilzulieferindustrie: Sie verändere sich. Einige werden aufgrund des Trends zur E-Mobilität keinen Markt mehr haben, meint Pauli. „Wir waren da schon in den letzten Jahren vorsichtig und investieren nur in zukunftsfähige Geschäftsmodelle.“ Also nicht in Zulieferer, die Teile für Verbrennungsmotoren liefern? Pauli ist da nicht ganz so apodiktisch. Eine Kaufprämie für Autos mit benzin- und Dieseltechnik hätte er auch nicht rundweg abgelehnt: „Für einen kurzen Zeitraum geht das, auch diese Technik hat ja noch nicht ausgedient“, sagt er. Aber es sei eine politische Entscheidung. Und: „Aus der Politik halte ich mich raus.“

Niemand soll wegen der Pandemie aus dem Markt

Der Vorsatz ist auf jeden Fall richtig, ob er sich im Tagesgeschäft und keine vier Kilometer Luftlinie von der Staatskanzlei entfernt täglich umsetzen lässt, bleibt Paulis Geheimnis. Es gibt Chefs von Landesbanken, die können andere Geschichten erzählen. Pauli hält sich raus, aber eine Meinung hat er trotzdem. Etwa zur Rolle des Staates in der Coronakrise: „Es ist richtig, wenn der Staat durch weitgehend abgesicherte Kredite hilft, damit sich niemand aufgrund der Covid-Krise aus dem Markt verabschieden muss“, meint Pauli.
Die BayBG hatte als erste Reaktion in der Krise zunächst einmal ihr Beratungsangebot ausgedehnt. Wo finden Unternehmen Unterstützung? Wo gibt es Geld? Paulis Team gab Antworten und arbeitete unverdrossen weiter. Auch neue Investitionen wurden geprüft, darunter Startups, um die ihm nicht bange sei. „Es steht Kapital zur Verfügung und Startups haben schnelle Kursänderungen im Blut. Gute Ideen werden nicht untergehen“, ist sich Pauli sicher. Was nach der Krise an Veränderung bleibt? Pauli mag es nicht, sich auf ungesichertes Terrain zu begeben. Er spricht lieber von den eigenen Erfahrungen. „Der Lockdown war meine erste nachhaltige Home-Office-Erfahrung“, berichtet er und es klingt, als sei diese Arbeitsweise etwas, in das Pauli möglicherweise sogar investieren würde.

oli


02.10.2020 | 09:31

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