Diesmal soll es klappen: Vonovia-CEO Rolf Buch will durch die Fusion mit der Deutschen Wohnen Europas größten Wohnimmobilienkonzern schaffen.



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Macher der Woche: Rolf Buch

Der nächste Anlauf soll sitzen: Nach einigen missglückten Versuchen will Vonovia-Chef Rolf Buch den Konkurrenten Deutsche Wohnen übernehmen. Buch wird eine gewisse Hartnäckigkeit nachgesagt. Er braucht sie – denn der Widerstand gegen den geplanten Deal ist groß.

Es soll die Elefantenhochzeit des Jahres werden, zu der Rolf Buch geladen hat. Der 56jähtige Chef des Wohnungsbaukonzerns Vonovia, der Nummer eins im Markt, will die Nummer zwei übernehmen: die Deutsche Wohnen. Bisher jedoch ist ungewiss, ob Zeremonienmeister Buch die Party überhaupt veranstalten kann und sich die Gäste amüsieren.

Denn in der vorwahlzeitlichen Aufgeregtheit kocht das Thema Wohnen richtig hoch. Wessen Herz links schlägt, zeigt Buch für sein Vorhaben die rote Karte. Vom linken Abgeordneten Fabio de Masi, der einen Hilferuf an die Kartellbehörde sendet, über DIW-Chef Marcel Fratzscher bis zu Mieterverbänden und Enteignungsinitiativen – keiner außer Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller, der einen Deal mit den Unternehmen ausgehandelt hat, goutiert die Versprechen von Buch. Er hat als Teil des Prozesses in der angestrebten Übernahme angekündigt, die Mieten nur sehr maßvoll in den nächsten Jahren zu erhöhen. Außerdem will er der Hauptstadt ein größeres Kuchenstück aus seinem dann stark angeschwollenen Wohnungsbestand in Berlin verkaufen. Genützt hat das noch nicht viel: Öffentlich sehen die Gegner des Vorhabens in ihm vor allem ein in Deutschland beliebtes Feindbild: den Immobilienspekulanten.

Geschliffener Betonkopf

Während allerdings die Politik Buch nur Steine in den Weg legen kann, sind es die Aktionäre, die das Vorhaben von „Deutschlands geschliffensten Betonkopf“, wie ihn das Managermagazin nennt, tatsächlich noch verhindern können. Die Investoren jedenfalls dürfte die selbst verordnete Mietpreisbremse, die Buch verkündet hat, eher abschrecken. Verwöhnt sind sie sowieso nicht. Der Aktienkurs des Dax-Unternehmens steht dort, wo er seit zwei Jahren steht: bei rund 50 Euro. Der Dax hat in der gleichen Zeit um etwa ein Drittel zugelegt. „Die Aktionäre haben Recht“, schreibt ein Investor wie Rainer Zitelmann. „Wohnungen in Berlin zu kaufen, ist keine gute Idee.“ Er habe in den letzten Jahren fast alle Wohnungen in Berlin verkauft. Die Preise seien irrational hoch. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sie stagnieren oder gar sinken ist doch viel höher, als dass sie weiter so steigen wie bisher.“ Und die Berliner Politik werde weiter massiv für Gegenwind sorgen: Private Eigentümer seien dort nicht gewollt. Die Deutsche Wohnen, die Buch nun kaufen will, verfügt aber eben genau darüber: Wohnungen in Berlin.

Dass Rolf Buch angesichts des Widerstands, der sich da zusammenbraut, von seinem Vorhaben ablässt, ist nicht zu erwarten. Ihm selbst wohnt eine gewisse Hartnäckigkeit inne.  Der gelernte Ingenieur und gebürtige Westfale ist ein Beispiel für den Typ Manager, der vor allem eines kann: managen.

Widerstand treibt ihn zur Hochform

Die meiste Zeit seines Berufslebens hat er in einer völlig anderen Branche als der Wohnungsverwaltung verbracht: beim Medienkonzern Bertelsmann. Als Chef des unter dem Namen Arvato firmierenden Druck- und Industriebereichs von Bertelsmann saß er zum Schluss im Vorstand des Medienriesen. 2013 wechselte er zum Immobilienkonzern Deutsche Annington, wo er nach nicht mal 100 Tagen im Amt den Börsengang ausrief. Die Sache ging zunächst angesichts nervöser Finanzmärkte schief, was Buch jedoch zu Hochform auflaufen ließ: Acht Tage nach dem ersten Anlauf, startete er den zweiten und die Deutsche Annigton, aus der dann Vonovia wurde, landete an der Börse und später im Dax. Das „Handelsblatt“ bezeichnete ihn darauf als „Serientäter“: Rolf Buch zog jedenfalls eine Übernahme nach der anderen durch: Gagfah, Südewo, Dewag, Vitus, Conwert, Victoria Park und Hembla. Nur bei der Deutschen Wohnen verhob er sich vor fünf Jahren. Die Aktionäre des Konkurrenten lehnten seine Übernahmeofferte ab. Das Management um Michael Zahn betrachtete sie als „feindlich“ und Buch lernte: Große Dinge klappen im Einvernehmen besser als im Kampf.
Jetzt kommt also der erneute Anlauf. Es ist eine Flucht nach vorn, denn am Ende ist es schierer Größe, die die Aktionäre vielleicht doch noch beeindruckt. Rolf Buch würde mit dem Zukauf zu Europas mächtigsten Vermieter und will Deutsche-Wohnen-Chef Zahn als zweiten Mann an seine Seite holen. Während er damit ein Fest der Versöhnung mit dem Konkurrenten inszeniert, wächst er für die Protagnisten der Enteignungsszene zum überdimensionalen Feindbild. Die neue Freundschaft zwischen Buch und Zahn betiteln sie so: „Miethai frisst Miethai“. Buch wird seine Hochform noch weiter brauchen müssen.        

Oliver Stock

28.05.2021 | 12:02

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