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Macherin der Woche: Sabine Schmittroth

Schluss nach 38 Jahren: Sabine Schmittroth verlässt den Vorstand der Commerzbank. Für eine andere in dem Gremium bedeutet das praktisch die Unkündbarkeit. Als einzige Frau ist Finanzchefin Bettina Orlopp jetzt eine gesetzte Größe. Und sie hat gute Nachrichten.

Manche steigen ganz hoch, um es dann dort oben, wo die Luft ziemlich dünn ist, nicht lange auszuhalten. Sabine Schmittroth ist das passiert: 38 Jahre war sie bei der Commerzbank, zwei davon saß sie zum Schluss im Vorstand als Arbeitsdirektorin und Zuständige fürs Personal, jetzt geht sie. „Seit Herbst letzten Jahren ist bei mir der Wunsch gereift, in eine neue Lebensphase einzutreten“, sagt sie offiziell. Wie so ein Wunsch nach fast vier Jahrzehnten bei ein und dem gleichen Arbeitgeber zustande kommt – darüber schweigt sie.

Schmittroth ist nicht irgendjemand aus dem Haus. Sie ist sie auch Vorsitzende des AGV Banken, der die Tarifverhandlungen für die Privatbanken auf Arbeitgeberseite führt und sie hätte eine anspruchsvolle Aufgabe vor sich gehabt: Von Arbeitnehmerseite nämlich droht der Commerzbank Ungemach. Die Gewerkschaft Verdi bestreikt immer wieder einzelne Filialen, in dieser Woche waren Essen, Düsseldorf und Köln dran. Es geht ums Geld, 4,5 Prozent mehr will die Gewerkschaft für die Bankangestellten. Verdi wird sich demnächst auf eine neue Verhandlungsführerin von der Arbeitgeberseite einstellen müssen.

Der Schritt von Schmittroth kommt auch sonst ungelegen. Die Bank steckt mitten in einem tiefgreifenden Umbau. 10 000 Stellen sollen bis 2024 wegfallen. Vergnügungssteuerpflichtig ist Schmittroths Aufgabe, für die jetzt ein Nachfolger gesucht wird, nicht. Vielleicht hatte sie im vergangenen Jahr auch ihre Chance gesehen, als Vorstandschef Manfred Knof ihr den Retailbereich überließ. Die Rochade war jedoch nur eine Zwischenlösung, weil in Knofs Vorstand die Köpfe schneller wechseln als die Ausstellungsstücke in manchem Schaufenster. Im Juni musste Schmittroth den Bereich wieder abgeben.

Wenn sie nun geht, bedeutet das für eine andere fast so etwas wie Unkündbarkeit: Bettina Orlopp sitzt seit 2019 als Finanzchefin im Vorstand. Zuvor war sie 2017 selbst als  Personalchefin dorthin aufgerückt und die erste Frau in der rund 150jährigen Geschichte der Bank. Laut gesetzlicher Quotenregelung muss die Bank mindestens eine Frau in dem Gremium haben. Mit Orlopp geht die Quote also noch in Ordnung. Sie ist inzwischen auch Stellvertreterin von Manfred Knof.

Die beiden sehen die Bank bei den Konzernzielen für das laufende Jahr voll auf Kurs. „Wir sind zuversichtlich, unsere Ziele für 2021 zu erreichen oder zu übertreffen", sagte Knof in dieser Woche bei der Vorlage des Zwischenberichts für die Monate Juli bis September. Die Bank war im dritten Quartal in die Gewinnzone zurückgekehrt und stellt nun für das Gesamtjahr einen Nettogewinn in Aussicht. Die Aktie gewann ordentlich, und als Orlopp gefragt wurde, was denn mit einer Dividende sei, betrieb sie Erwartungsmanagement: „Eine Dividende zu zahlen gehöre zu einer normalen Bank", sagte sie. „Aber gegenwärtig sind wir noch in einer Transformationsphase." Das gesamte Geschäftsjahr will die Bank zum ersten Mal seit Jahren wieder mit einem Gewinn abschließen. Es könnte also sein, dass Schmittroth geht, bevor bei dem lange gebeutelten Geldhaus wieder die guten Zeiten anbrechen.

Oliver Stock

18.02.2022 | 15:03

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