Dr. Remo Gujer ist Geschäftsführer von Bristol Myers Squibb in Deutschland. (Foto: Bristol Myers Squibb)



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Medizin made in Germany: Warum klinische Studien unser Standort-Vorteil sind

Gastbeitrag

Deutschland kann Medizin – das ist unbestritten. Hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte in den Unikliniken, Forschungsinstitutionen und medizinische Praxen sowie forschende Pharma- und Biotechunternehmen bilden den Humus für einen Premiumstandort der Life-Science-Branche. 

Auch deshalb war Deutschland in Sachen klinische Studien lange Jahre Vize-Weltmeister – nur in den USA wurden noch mehr Studien durchgeführt, um neue Medikamente zu prüfen und zur Zulassung zu entwickeln. In den vergangenen Jahren ist der Glanz etwas verblasst, auch weil andere Länder den Wert einer starken Medikamentenforschung als Standortfaktor erkannt haben. Zur Wahrheit gehört aber auch: Ein Teil der deutschen Probleme ist hausgemacht – und letztlich auf zwei Faktoren zurückzuführen: zu viel Bürokratie, zu wenig Digitalisierung. 

Das kostet Zeit. Zeit ist etwas, was schwer kranke Menschen nicht haben. Auch für sie müssen Prozesse beschleunigt werden, damit sie die Chance haben, bereits heute an den Therapien von morgen teilzuhaben. Zeit bedeutet in diesem Kontext häufig Lebenszeit. 

Mit dem Medizinforschungsgesetz (MFG) von Ende 2024 hat die Politik ­erste Grundlagen geschaffen, damit das Land international wieder aufschließen kann. Das ist eine gute Nachricht: Patientinnen und Patienten erhalten – in einem engmaschig kontrollierten Prozess – Zugang zu neuen Behandlungsoptionen und können oft weit vor Zulassung von innovativen Therapieansätzen profi­tieren. Ärztinnen und Wissenschaftler können frühzeitig an Innovationen forschen, neues Wissen generieren und sich international dazu vernetzen. Und schließlich gewinnt der Wirtschaftsstandort: Mehr Studien bedeuten mehr Investitionen, mehr hoch qualifizierte Arbeitsplätze, mehr Fortschritt. 

Forschung: Die Grenzen der Medizin verschieben  


Die Grenzen der Medizin verschieben und Behandlungsstandards neu definieren – das ist die DNA von forschenden Pharmafirmen wie Bristol Myers Squibb. Allein in den vergangenen drei Jahren hat unser Unternehmen weltweit 28 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung investiert. Deutschland ist für uns ein wichtiger Standort: Hier laufen aktuell rund 200 klinische Studien mit 32 Wirkstoffen in 29 Indikationen. In den vergangenen Jahren haben wir signifikant in Forschungsallianzen mit jungen Biotechunternehmen hierzulande investiert. Auch damit wollen wir auf dem Weg zu einer besseren Medizin wichtige Impulse setzen. 

Um die Innovationsdynamik voranzutreiben, muss das MFG konsequent umgesetzt werden. Denn das Gesetz soll nicht nur ein Verfahrensbeschleuniger sein und die Kooperation zwischen Forschungsinstituten, den Behörden und den Unternehmen stärken. Vor allem will es den Zugang zu digitalisierten Gesundheitsdaten für Forschungszwecke ermöglichen – dazu sind erhebliche Investitionen in sichere Datennetzwerke nötig. Das ist alternativlos: Die digitalisierte Medizin ist einer der Generalschlüssel für die Präzisionsmedizin. Sie eröffnet uns ungeahnte Möglichkeiten, die gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit zu adressieren. 

Deutschland hat das Potenzial, bei klinischer Forschung Schrittmacher und Vorreiter zu sein – wenn wir uns auf unsere Stärken besinnen, Hindernisse abbauen und Verfahren beschleunigen. Mehr klinische Studien bedeutet: mehr Chancen, mehr Innovation, mehr Zukunft. 

Dr. Remo Gujer ist Geschäftsführer von Bristol Myers Squibb in Deutschland. 

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Remo Gujer

06.10.2025 | 14:21

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