
Melania Trump bei der Amtseinführung 2025: In Marineblau und mit geheimnisvoller Hutkrempe – ein Auftritt voller Symbolik, Distanz und perfekt inszenierter Eleganz. (Foto: © Das Weiße Haus/ Régine Mahaux)
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Melania Trump: Die stille Macht im Weißen Haus
Melania Trump: Der rätselhafte Auftritt zur Amtseinführung 2025
Nur wenige kommen dem US-Präsidenten so nahe wie Melania Trump. Die First Lady ist für diese Amtszeit besser vorbereitet. Und sie verfolgt eine ganz eigene Agenda.
von Andreas Kempf
Marineblauer Mantel und Hut mit breiter Krempe in der gleichen Farbe, unterbrochen von einem cremefarbenen Ripsband: Das betont konservative Outfit von Melania Trump zur Amtseinführung ihres Gatten als US-Präsident hat nicht nur den Boulevard beschäftigt. Gerätselt wird, was denn nun die Rolle der First Lady in den kommenden vier Jahren sein wird und was das für das Land bedeuten könnte. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander. Sie reichen von royalem Auftritt bis Diktatoren-Gattin. Einig ist man sich darüber: Sie ist wohl die geheimnisvollste First Lady der Welt.
Bekanntlich trägt auch der Teufel Prada.
Bei Lady Trumps Auftritt in Marineblau war der Designer allerdings ein Amerikaner: Adam Lippes. Der Hut, der die Gazetten beschäftigt – wie sonst nur die Kopfbedeckungen der Windsors in London – ist eine Handarbeit von Eric Javits, ebenfalls Amerikaner. Der berichtet in den Modeblättern inzwischen detailliert, wie der Hut im Geheimen gefertigt wurde. Man darf davon ausgehen, dass für diesen Auftritt nichts dem Zufall überlassen wurde. So auch der Effekt, dass die breite Krempe Melania Trumps Gesicht zum Teil verbarg und so ihr Bild des geheimnisvollen Unnahbaren verstärkt hat. Niemand sollte in ihre Augen oder gar noch tiefer blicken.
Die 54-Jährige hat kurz danach mit einem offiziellen Foto nachgelegt: Business-Outfit, die Finger beider Hände auf einem Schreibtisch abgestützt, herrischer Blick. Die Botschaft der Schwarzweißaufnahme mit dem Kürzel „flotus“ (eine Abkürzung von First Lady of the United States) unterstreicht unmissverständlich Machtwillen. Die Kraft der Bilder kennt Melania Trump ganz genau. Die Tochter einer Schneiderin und eines Bauunternehmers hat im slowenischen Ljubljana ihr Architekturstudium zugunsten einer Karriere vor der Kamera abgebrochen. Schon als Siebenjährige hat sie für die Kleiderfabrik gemodelt, in der ihre Mutter beschäftigt war.
Die Modelkarriere hat ihr Vater Victor vorangetrieben, der eine frappierende Ähnlichkeit mit dem heutigen US-Präsidenten hat. Die Arbeit vor der Kamera führt die Tochter aus dem kleinen Slowenien dann in die USA. In New York entdeckt der Fotograf Alé de Basseville die damals 26-Jährige. „Echt verrückt. Sie ist wie ein hübsch verpacktes Geschenk“, habe er damals gedacht, erinnert er sich. Schon zu dieser Zeit weiß sie genau, was sie sagen und welche Pose sie einnehmen soll. Sie sei gleichzeitig eine Frau auf der Suche nach jemandem gewesen, an dem sie sich festhalten könne, sagt Basseville.
Mit 28 lernt sie den damals 52-jährigen Immobilienunternehmer Donald Trump im New Yorker „Kit-Kat-Club“ kennen.
Ein Cabaret abseits der üblichen Soho-Lokalitäten in denen sich die Schönen und Reichen der Stadt die Zeit vertreiben. Trump hatte damals bereits zwei Ehen hinter sich, aus denen vier Kinder hervorgegangen sind. Und plötzlich läuft es. Melania schafft es auf die Titelseiten vieler Magazine. Im Gegensatz zu den vielen Eroberungen Trumps gelingt es ihr, als die „perfekte Trophäe“ an seiner Seite zu bleiben. Die beiden heirateten 2005, ein Jahr später kam Sohn Barron auf die Welt. Im selben Jahr erhielt Melania auch die US-Staatsbürgerschaft.
Die Rolle der First Lady in der ersten Amtszeit Trumps zwischen 2017 und 2021 war ihr offenbar unangenehm. Der Umzug ins Weiße Haus sei eine große Umstellung gewesen, gab sie einmal zu. Sie vermisse die Anonymität New Yorks – und das Ganz-normal-Sein – wie immer das in Milliardärskreisen aussieht. Sie ist zudem Projektionsfläche für den narzisstischen Gatten, der erratisch durch die Welt poltert und alle überstrahlen will. In der ersten Amtszeit ist auf der offiziellen Webseite des Weißen Hauses lediglich zu lesen, die First Lady habe sich einen Namen im Modelbusiness gemacht, sei jedoch „zuallererst Mutter und Ehefrau“. Diese Rolle befördert sie allerdings zur Ikone jenes konservativen Amerika, das den Frauen den Platz als Hüterin von Heim und Kindern zuschreibt. Für Trump hat sich so die Trophäe zur Gattin mit Vorbildcharakter entwickelt.
Dann sind da aber die Affären Trumps. Die pikanten Einzelheiten sind inzwischen weltweit bekannt. Ihretwegen ist er der erste US-Präsident, der verurteilt wurde. Immer wieder tauchen auch Gerüchte auf, Melania habe sich von Donald getrennt und wohne in einem Vorort bei ihren Eltern. Genährt wurden die Spekulationen bereits 2017, als Trump in seiner ersten Amtszeit beim Staatsbesuch in Israel nach ihrer Hand greifen wollte und sie ihre betont zackig wegzog. Ein Jahr später sorgte ein grüner Parka für Aufsehen, den sie bei einem Besuch in einem Flüchtlingsheim an der mexikanischen Grenze trug. „Es ist mir wirklich egal, und euch?“ stand in großen Lettern auf dem Rücken. Wen meinte sie? Die Flüchtlinge oder ihren Mann? Bei der Amtseinführung 2025 hat die breite Hutkrempe auch ihren Gatten auf Abstand gehalten, der ihr auf dem Podium fotowirksam einen Kuss geben wollte.
Missstimmungen mit ihrem Gatten widerspricht sie
In ihrer im Oktober erschienenen Biografie „Melania“ versucht Flotus, allen Interpretationen über Missstimmungen zu widersprechen. Ihr zufolge sind das alles falsche Darstellungen der linken Medien. An die sei auch die Botschaft auf dem Parka gerichtet gewesen. Auffällig nur, dass sie selbst jetzt – viele Jahre später – solche „Nichtigkeiten“ wieder aufwärmt und sie aktiv relativiert. Dabei ist selbst Trumps Hofsender Fox News aufgefallen, dass die Gattin im Wahlkampf nur sporadisch in der Öffentlichkeit zu sehen war. Und meldete sie sich mal zu Wort, dann auch um Trumps Ansichten zur Abtreibung zu widersprechen. Er lehnt sie ab.
Die jüngsten Auftritte deuten an, dass Melania Trump diesmal eine aktivere Rolle an der Seite ihres despotisch auftretenden Gatten einnehmen will. Während der ersten Amtszeit musste sie viel Kritik einstecken und weiß nun, was es heißt, ständig im Blick der Öffentlichkeit zu sein. Und wie sie das nutzen kann. Inzwischen ist auf der offiziellen Webseite mehr über all die Taten Melania Trumps zu lesen. Ein Hinweis auf eine Rolle als Hüterin des Heims fehlt diesmal.
Durchaus denkbar, dass sie nun ihren Vorgängerinnen Michelle Obama und vor allem Hillary Clinton nacheifern und selbst zur ersten Präsidentin der US-Geschichte aufsteigen will. Melania Trump hat bereits bewiesen, dass sie mehr als nur Staffage ist. Sie kennt die Tricks ihres Mannes und weiß, was bei den Leuten ankommt. Die 54-Jährige scheut auch nicht davor zurück, Teile einer Rede von Michelle Obama zu übernehmen, wenn sie ihren Zweck erfüllt. Donald Trump ist am Ende seiner Amtszeit 82. Seine machtbewusste Frau wäre dann 58 und im besten Politiker-Alter. Schon in den ersten vier Jahren als Präsident hievte Donald Trump etliche Familienmitglieder in wichtige Positionen. Sohn Barron hat in Dänemark bereits vorgefühlt, für welchen Preis Grönland zu haben wäre. Melania Trump bleibt – noch – weitgehend im Hintergrund. Möglicherweise stellt sie akribisch bereits die Weichen für ihren ganz großen Aufstieg.
25.03.2025 | 21:56