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Nach dem Meta-Crash: Dies sind die vier Risiken für reale Anleger in der virtuellen Welt

Der ehemalige Facebook-Konzern hat einen Absturz an der Börse erlebt, wie noch nie in seiner Geschichte. Schuld sind schlechte Zahlen, die vor allem wegen hoher Investitionen in den Aufbau einer virtuellen Welt entstanden sind. Ist der Traum vom Meta-Universum schon geplatzt, bevor er richtig begonnen hat? Mit diesen Risiken müssen sich Anleger auseinandersetzen.

Von Oliver Stock / WirtschaftsKurier

Der Crash kam mit Ansage und seither herrscht Katzenjammer: Mark Zuckerberg hat in dieser Woche die Bilanz des Facebook-Konzerns Meta Platforms vorgestellt und blieb hinter dem zurück, was sich Investoren erträumt hatten. Schuld war unter anderem ein Bereich, der noch im vergangenen Jahr einen Hype ausgelöst und sogar zur Umbenennung von Facebook in Meta geführt hatte. Es geht um das Geschäft mit der virtuellen Realität. Daraus soll die digitale Welt Metaverse entstehen, in der Zuckerberg die Zukunft des Konzerns sieht.

Doch so wie im echten Leben ist es auch mit dem Aufbau der virtuellen Realität: Die Anfangsphase verschlingt Unsummen, so dass zumindest zeitweise der Gewinn außer Sichtweite gerät. Genau das passiert derzeit bei Zuckerbergs Metaverse. Im vergangenen Quartal legte der Umsatz der Sparte „Reality Labs" beim Ex-Facebook-Konzern im Jahresvergleich von 717 auf 837 Millionen Dollar zu. Zugleich weitete sich aber auch der operative Verlust von rund 2,1 auf gigantische 3,3 Milliarden Dollar aus, was am Ende den Konzerngewinn drückte und den Kurscrash befeuerte.

Für Zuckerberg könnte es bald sogar noch schlimmer kommen: Mitarbeiteraktien werden am 15. Februar übertragen, und Managergespräche über Boni und Beförderungen finden im März statt – beides Faktoren, die dazu führen könnten, dass angesichts des Kursturzes Arbeitnehmer jetzt das Weite suchen. Die schlechte Nachricht kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für das Unternehmen, das sich an mehreren Fronten gegen Regulierungsbemühungen wehrt, und als prominentes Medium für Hassreden zur Zielscheibe von Politikern geworden ist, die dem nicht länger zuschauen wollen.

Während Zuckerberg also das Feuer im eigenen Laden löschen muss, reiben sich Investoren die Augen. Ist der Hype ums Metaverse schon vorbei? Der Chefvolkswirt der Deka-Bank Ulrich Kater hat jetzt in einem Beitrag für die Sparkassen dazu eine Einschätzung geliefert. Und die ist ungeachtet absehbarerer Rückschläge positiv: Alle kommerziell erfolgreichen Firmen und Produkte von heute seien aus dem Wunschdenken und den Visionen von wagemutigen Unternehmern entstanden sind, sagt er. „Natürlich gibt es darunter auch viele Ideen, die scheitern.“ Vorläuferversionen vom Metaversum, wie etwa die Internetwelt „second life“ seien am Ende Flops gewesen. „Seitdem hat die Technik aber schon wieder riesige Fortschritte gemacht, und die Idee des Metaversums ist für viele so faszinierend, so dass wir uns wohl auf größere und erfolgreichere Projekte gefasst machen können.“

Auch wenn also der generelle Trend stimmen sollte, gibt es Risiken, die Investoren im Auge haben müssen. Vier Punkte sind es, die Anleger aus dem Tritt bringen können:

Erstens: Die Gewinner sind noch nicht ausgemacht

Die Entwicklung des Metaverse ist vergleichsweise jung, wer davon profitiert steht noch nicht fest. Sind es Spieleanbieter oder Filmproduzenten, die die Inhalte liefern? Roblox, Nitendo oder der Disney-Konzern gehörten dann zu den Gewinnern. Oder sind es Hardwareanbieter, die am Ende beispielsweise entsprechende Brillen herstellen, mit denen sich das Metaverse erleben lässt? Apple wäre das zuzutrauen. Oder kommt es eben darauf an, möglichst viele Nutzer auf eine Plattform zu bekommen? Dann hätte Zuckerberg mit seinen knapp zwei Milliarden Nutzern auf den zum Konzern gehörenden Social-Media-Plattformen die Nase vorn. Es könnten auch Hersteller entscheidender Details am meisten profitieren, wie etwa der US-Chip-Gigant Nvidia, der Prozessoren und Grafikchips baut. Für eine komfortable Nutzung des Metaverse mit seinen riesigen 3-D-Welten ist leistungsfähige Hardware zwingend notwendig. Es gibt auch Firmen wie Matterport, die Software anbieten, um dreidimensionale Räume in einen digitalen Zwilling zu verwandeln. Diese können dann beliebig weiterverwendet werden, entweder komplett in einer digitalen Welt, oder beispielsweise nur für einen virtuellen Rundgang beim Häuserkauf. Die Matterport-Aktie war deswegen auch länger ein Liebling an den Börsen, ist inzwischen aber ebenfalls eingebrochen.

Zweitens: Die Schwankungen sind extrem

Mit dem Aufbau virtueller Welten entsteht eine völlig neue Branche, die noch unberechenbar ist. Vergleichbar ist das allenfalls mit dem Aufbau virtueller Währungen. Beides funktioniert nur, wenn sich genügend Menschen darauf einlassen. Jede Währung und jede virtuelle Welt, die nicht genutzt wird, hat keinen Wert und die Konzerne die im Fall eines Metaverse dahinterstehen, haben es auch nicht. Deswegen dürften die Kurse der Anbieter solcher virtueller Welten noch jahrelang erheblich schwanken. Eine dauerhafte Aufwärtsbewegung wird es für die wenigsten geben.

Drittens: Die Technologie steht noch nicht

Um sich im Metaverse zu bewegen sind extreme Datenmengen notwendig. Selbst ein mobiles 5G Netz dürfte dabei an seine Grenzen kommen. Es gibt bisher auch noch keine überzeugende Hardware. Virtual-Reality-Brillen sind trotz des immer wieder ausgerufenen Hypes Nischenprodukte geblieben. Niemand weiß bislang, ob das Hin- und Herpendeln zwischen virtuellen Welten unterschiedlicher Anbieter möglich sein wird. Lassen sich Daten aber nicht von einem auf den anderen Anbieter übertragen, könnte es sein, dass Werte, die sich Nutzer in der einen Welt zulegen, in der anderen nichts taugen.

Viertens: Die Regulierer schauen noch weg

Wer im Metaverse unterwegs ist, wird jede Menge über sich preisgeben müssen: persönliche Daten und Vorlieben. Für die Anbieter der virtuellen Welten wird das ein wichtiger Baustein sein, mit dem sie kalkulieren, um das Geschäft profitabel zu machen. Dass allerdings dürfte Regulierer und Datenschützer auf den Plan rufen, die versuchen werden, Regeln im Metaverse aufzustellen, die manche Geschäftsmodelle unmöglich machen.

Trotz dieser Risiken: Die Digitalwelt steht für Entertainment und eine neue Form des sozialen Zusammenlebens. Investoren sehen darin unverdrossen einen Milliardenmarkt. So soll sich laut einer Studie von Mordor Intelligence der globale Umsatz mit Augmented, Virtual und Mixed Reality bereits 2024 auf 297 Milliarden Dollar belaufen. Analysten von Morgan Stanley prophezeien in zehn Jahren ein jährliches Marktpotenzial von etwa acht Billionen Dollar. Dies wäre mehr als das Doppelte des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus dem Jahr 2020. Zuckerberg will da ganz vorn dabei sein und peilt bis 2030 eine Milliarde Metaverse-User an. Das könnte durchaus realistisch sein, er geht nämlich davon aus, dass künftig viele Massen-Events – wie etwa Konzerte oder Sportveranstaltungen – im Metaverse stattfinden werden. Die Corona-Pandemie hat diesen Zukunftsplänen in die Karten gespielt.

Er versucht deswegen nach dem Crash der eigenen Aktien, seinen Mitarbeitern wieder Mut einzuflößen. Der historische 250-Milliarden-Dollar-Sturz, sagte er ihnen, sei mit Metas schwacher Umsatzprognose für das laufende Quartal und einem „beispiellosen Wettbewerbsniveau“ verbunden. Das soll anspornen, es verrät aber mehr: Auch Zuckerberg hat gemerkt, wie eng ihm bei dem Thema andere auf den Fersen sind.

07.02.2022 | 10:30

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