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Ölbohrungen lohnen sich immer weniger

Die Ölpreise sind am Montag wieder gesunken. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 49,33 US-Dollar. Das waren 72 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 58 Cent auf 44,64 Dollar. In den vergangenen Tagen hatten sich die Ölpreise deutlich von ihrer vorhergehenden Talfahrt erholt. 

Experten erklärten dies mit der besseren Börsenstimmung und robusten Konjunkturdaten aus den USA. Die jüngsten Verluste wurden zum einen mit Gewinnmitnahmen erklärt. Zudem zeigen Zahlen des Dienstleisters Baker Hughes, dass die US-Ölförderer trotz des scharfen Preisrückgangs zusätzliche Bohrlöcher geöffnet haben. Der weltweite Unterbietungswettbewerb um Marktanteile im Geschäft mit dem Rohöl geht damit weiter.

Hauptkontrahenten beim Öl-Catchen sind hier die offiziell verbündeten Nationen USA und Saudi-Arabien, doch diese beiden haben derzeit kein Interesse daran, die Negativspirale bei den Rohölpreisen zu beenden – zu viele strategische Nebeneffekte spielen ihnen jeweils in die Karten. Die USA können in ihrem mittelamerikanischen Hinterhof die Konkurrenten kleinhalten; den Saudis kommt zupasse, dass Iran, der wieder in den Markt drängende Konkurrent, kein günstiges Klima vorfindet. Dramatisch sind die niedrigen Rohölpreise für Länder wie Russland und  Malaysia – und das kommt den beiden Hauptkontrahenten gleichermaßen zupasse.

Rohöl, Flüchtlinge, Autoverkäufe

Wie das Ringen um das Rohöl ausgeht, hat fundamentale Bedeutung für eine Vielzahl von Faktoren, die mittelbar wiederum die Börsen beeinflussen. Es ist zum Beispiel ein offenes Geheimnis, dass mit saudischem Geld alle radikal-sunnitischen Bestrebungen weltweit zumindest wohlwollend gestützt werden. Ob Geld an Terrororganisation fließt, so, wie einst Osama Bin Laden mit saudischen Goldbarren versorgt wurde? Das ist eine der wohl heißesten Fragen derzeit, weltweit. 

Die Folgen, die sich hier ergeben, sind überaus bedeutend: angefangen von der Flüchtlingswelle, die derzeit Europa überrollt, bis hin zu den Kennzahlen für die weltweiten Autoverkäufe. Das erbitterte Ringenum den Preis für Rohöl dürfte, auf einen Nenner gebracht, nach dem Ende der China-Turbulenzen zum „next big thing“ an den Weltbörsen werden – vielleicht nicht sofort, aber dafür umso sicherer. 

sig / mit Material von Handelsblatt / dpa

01.09.2015 | 08:26

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