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Scholz`vergessene Fußnote

Der Minister empfiehlt mit Hilfe von Aktien fürs Alter zu sparen, lässt aber selbst von diesem Modell die Finger. Warum er das nicht tut, erklärt er allerdings nur zur Hälfte.

Es gibt in der Theologie ein berühmtes Dilemma, das geht so: Wenn der liebe Gott allmächtig ist, kann er dann einen Stein erschaffen, der so groß ist, dass er ihn nicht bewegen kann?

In einem ähnlichen Dilemma fand sich SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz wieder, als er in einem Interview gefragt wurde, ob er für aktienbasierte Altersvorsorge sei: „Das sollte man machen“, sagte er, fügte aber hinzu, dass er es nicht mache, um sich nicht dem Verdacht auszusetzen, Entscheidungen aus irgendwelchen persönlichen Interessen zu treffen. Der Kandidat empfiehlt also etwas, von dem er selbst die Finger lässt. Wie glaubwürdig ist Olaf Scholz?

Er steckt tatsächlich in einem Dilemma. Stellen wir uns nur einen Augenblick vor, der Finanzminister hätte vor zwei Jahren als wohlhabender Mann, der er ist, für – sagen wir eine fünfstellige Summe - Lufthansa-Aktie gekauft. Anschließend rauschte die Airline fast in die Corona-Pleite, wenn nicht das von Scholz geführte Ministerium eine Milliarden-Spritze freigegeben hätte. Der Journalist, der in so einem Fall nicht von Korruption und Interessenverquickung gesprochen hätte, muss noch geboren werden. Scholz wäre als oberster Insiderhändler der Republik keinen Tag länger im Amt geblieben. In der von Scholz beaufsichtigten Finanzaufsichtsbehörde BaFin musste eine ganze Führungsriege unter anderem deswegen gehen, weil sie mit Aktien der Unternehmen handelte, die sie beaufsichtigte. Es ist ein Nachteil, den das Amt mit sich bringt, dass der Finanzminister nicht an die Börse gehen darf, um seine Altersvorsorge aufzubessern.

Allerdings wäre Scholz nicht Scholz, wenn er uns nicht doch bei allem Wehklagen über das Dilemma, in dem er da steckt, etwas verschwiegen hätte. Es ist nur eine Fußnote, aber doch: Ein Minister, wie er es ist, braucht das Aktiensparen nicht unbedingt. Denn während der deutsche Durchschnittsrentner nach einem Arbeitsleben lang gezahlten Beiträgen knapp 1500 Euro Rente bekommt, erhält ein Minister bereits nach zwei Jahren Arbeit ohne Beitragszahlung 4500 Euro Rente. Und auch der ehemalige Abgeordnete Scholz musste nicht in die Rentenkasse einzahlen, um noch im Ruhestand die finanziellen Früchte seiner Arbeit zu genießen. Abgeordnete bekommen ihre Rente ohne dafür zu zahlen.

Bitte nicht missverstehen: Scholz sei ein baldiger auskömmliche Ruhestand gegönnt. Nur: Wenn er schon beim Aktiensparen nicht machen kann, was er sagt, so könnte er immerhin in Sachen Altersvorsorge darauf achten, dass wir nicht dauernd Tipps zum Thema von denen bekommen, zu deren Privilegien es gehört, auf ihre Altersvorsorge keinen Gedanken verschwenden zu müssen. Solchen wie Scholz eben.

Oliver Stock

17.08.2021 | 08:28

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