Russland will der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Coronavirus so nahe sein, wie vielleicht kein anderes Land. (Foto: Bernard Chantal / Shutterstock)



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Russland will Corona-Impfstoff gefunden haben

Moskauer Forscher sprechen vom „Sputnik-Moment“: Das Land will von August an zunächst Mitarbeiter des Gesundheitssystems impfen.

Russland beabsichtigt in weniger als zwei Wochen als erstes Land der Welt einen Corona-Impfstoff zuzulassen. Dies berichtet der US-Nachrichtensender CNN unter Berufung auf russische Quellen. Danach gebe es zwar Bedenken, was die Sicherheit und Wirksamkeit des Medikaments anbelangt, dennoch soll die breite Anwendung am Menschen bereits ab Anfang August erprobt werden.

Entwickelt hat den Impfstoff das in Moskau ansässigen Gamalei-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie. Mitarbeiter des Gesundheitswesens sollen den Wirkstoff als erstes erhalten. An Soldaten sei der Einsatz bereits erfolgreich erprobt worden. Der Leiter des russischen Staatsfonds, der die Impfstoffforschung finanziert, Kirill Dimitriev, spricht gegenüber CNN von einem „Sputnik-Moment“. Er vergleicht damit den angeblichen Durchbruch in der Impfstoffforschung mit dem Start des weltweit ersten Satelliten durch die damalige Sowjetunion im Jahr 1957. „Die Amerikaner waren überrascht, als sie Sputniks Piepen hörten. Bei diesem Impfstoff ist es genauso. Russland wird zuerst dort angekommen sein", sagte Dimitriev.

Wissenschaftlicher Nachweis fehlt

Die Informationen sind derzeit allerdings kaum überprüfbar. Russland hat noch keine wissenschaftlichen Daten zu seinen Impfstofftests veröffentlicht. CNN verweist darauf, dass der Drang des Landes nach einem Impfstoff auf den politischen Druck des Kremls zurückzuführen sei, der Russland als globale wissenschaftliche Kraft darstellen will.

Weltweit laufen Dutzende von Impfstoffstudien, und eine kleine Anzahl befindet sich in groß angelegten Wirksamkeitsstudien. Unmittelbar vor der Zulassung durch die Gesundheitsbehörden steht allerdings noch keiner der Impfstoffe. Die, die am weitesten sind, werden in der sogenannten dritten Phase getestet: Das sind zentrale Studien zur Bestimmung der Sicherheit und Wirksamkeit bei einer ausreichend großen Anzahl von Patienten. Wenn das hinreichend nachgewiesen sind, werden die klinischen Tests eingestellt, und der Impfstoff rückt in die Phase der Zulassung.

Der oberste Forscher hat es sich selbst injiziert

Der russische Impfstoff dagegen hat noch nicht einmal seine zweite Phase abgeschlossen, bei der nur eine kleine Anzahl von Patienten einbezogen wird. Die Entwickler planen, diese Phase bis zum 3. August abzuschließen und dann die dritte Testphase parallel zur Impfung der medizinischen Mitarbeiter durchzuführen.

Nach Angaben von CNN handelt es sich um eine modifizierte Version eines Impfstoffs, der bereits zur Bekämpfung anderer Krankheiten entwickelt wurde. Dieser Ansatz wird auch von anderen Herstellern verfolgt. Insbesondere Moderna, ein Unternehmen, dessen Impfstoff von der US-Regierung unterstützt und in dieser Woche in Phase-3-Tests überprüft wird, hat seinen Coronavirus-Impfstoff auf Grundlage eines Impfstoffs aufgebaut, den es für ein verwandtes Virus, nämlich MERS, entwickelt hat.

Gegenüber CNN sagte Alexander Ginsburg, Direktor des Projekts bei Gamalei, er habe sich den Impfstoff bereits selbst injiziert. Der Impfstoff werde zweimal verabreicht, nach dem ersten Mal gebe es einen „Auffrischungsschuss“. Wissenschaftlichen Daten über den Impfstoff sollen jetzt zusammengestellt und Anfang August zur veröffentlicht werden.  oli

29.07.2020 | 18:29

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