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Streiks bei Lufthansa: trudelt die Aktie?

Seit Dienstag früh streikt das Kabinenpersonal der Lufthansa-Tochter Eurowings, direkt betroffen sind Düsseldorf und Hamburg. Die Lufthansa-Piloten werden morgen nachziehen. Alle Lang- und Kurzstreckenverbindungen, die aus Deutschland starten sollen, könnten ausfallen, falls keine ersatz-Piloten gefunden werden.

Passagiere der Eurowings müssen sich am Dienstag auf Flugausfälle und Verspätungen gefasst machen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Eurowings-Kabinenbeschäftigten zwischen fünf Uhr morgens uns 20 Uhr in Hamburg und Düsseldorf zum Streik aufgerufen. Trotz mehrmonatiger Verhandlungen habe mit dem Vorstand von Eurowings bislang kein Tarifabschluss erzielt werden können, beklagte Verdi nach angaben des Handelsblattes. In Hamburg trifft diese Ankündigung 19 Abflüge und 19 Ankünfte von Eurowings-Maschinen. Über 4000 Passagiere würden nicht befördert, falls die Flüge komplett ausfallen sollten, hieß es beim Flughafen. In Düsseldorf waren laut Eurowings 44 Starts und 44 Landungen geplant.

Verdi fordert für die rund 460 Beschäftigten in der Kabine bei Eurowings eine Anhebung der Gehälter und Funktionszulagen von sieben Prozent, zusätzlich 500 Euro Zulage für die Kabinenleitung und einige weitere Verbesserungen. Am 11. November war zuletzt ergebnislos verhandelt worden. Zwischen Airline und Gewerkschaft herrscht derzeit Funkstille.

Braucht die Traditions-Airline andere Piloten?

Es sollte für jeden Piloten eine Ehre sein, für eine Fluglinie wie Lufthansa fliegen zu dürfen. Bei deren Honorierung, die ohnehin für Hebammen, Krankenschwestern und Altenpfleger schwindelerregend hoch klingt, geht es um rückwirkende Erhöhungen, und zwar ab 2012. Zwar ist die Höhe von jährlich 3,7 Prozent augenscheinlich nicht abgehoben, aber die Herren Piloten schweben ohnehin schon auf einer sehr ordentlichen Reiseflughöhe. Und wie sie es verantworten wollen, eine europäische Traditionsairline anzugreifen, die gegen mutmaßlich mit Öl-Milliarden gesponserte arabische Airlines um die existenz kämpft, das werden die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) sicher alsbald erklären.

Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die Gehaltsverhandlungen mit der Lufthansa für gescheitert erklärt und droht mit weiteren Streiks. Lufthansas Versuch, einen erneuten Arbeitskampf durch eine Schlichtung abzuwenden, schlug fehl, da die VC dies ablehnte. Auf die Nennung eines genauen Termins für die Streiks verzichtet die VC allerdings bislang. In welchem Umfang die Streiks stattfinden werden ist aktuell ebenso ungewiss wie seine Ziele. Künftig sollen Streiks mit einem Vorlauf von nur 24 Stunden bekanntgegeben werden. Dieser Umstand erschwert es der Lufthansa, entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen zu treffen.

Grund für die Streikankündigung sind die gescheiterten Verhandlungen zu den Gehältern von rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten der Lufthansa-Kerngesellschaft, der Lufthansa Cargo und der „Billigtochter“ Germanwings. VC-Präsident Ilja Schulz klagt an, dass es seit inzwischen fünf Jahren trotz eines Gewinnanstiegs des Kranich-Konzerns in Höhe von fünf Milliarden Euro keine Gehaltserhöhung mehr gegeben habe. Die Gewerkschaft verlangt jährliche Gehaltserhöhungen von insgesamt 22 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren. Lufthansa hingegen ist nach eigenen Angabe lediglich zu einer Lohnerhöhung von 2,5 Prozent bis Ende 2018 bereit. Dieses Angebot wird von der VC wegen der Teuerung als Nullrunde gesehen, die Reallohnverluste nach sich ziehen würde.

Fundamental ist die Lufthansa derzeit für Anleger dennoch interessant. Und es gab in jüngster Vergangenheit auch gute Nachrichten zu vermelden. So wurde die Gewinnprognose nach oben korrigiert - der Konzern geht von einem Betriebsgewinn auf dem Vorjahresniveau von 1,8 Milliarden Euro aus. Hintergrund ist, dass Firmenkunden nach dem Ende der Urlaubssaison im September mehr Flüge buchten als erwartet. Erst drei Monate zuvor war diese Prognose noch gesenkt worden. Zumindest kurzfristig sollten Anleger die Kranich-Aktie, die nach einigen Luftlöchern auf der Kurstafel noch immer nicht in allzu hohen Regionen fliegt, durchaus im Auge behalten. Es sieht nach Aufwind aus. WIM

17.11.2016 | 01:50

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