Tragischer Tod eines Kölner Urgesteins
Der Unternehmer Karl-Peter Griesemann und drei Familienmitglieder sind durch einen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.
Große Trümmerteile künden vor der lettischen Küste von dem tragischen Ende eines Fluges, der eigentlich vom Südspanischen Jerez de la Frontera nach Köln führen sollte. An Bord des Privatfliegers waren der bekannte Unternehmer Karl-Peter Griesmann, seine Frau, seine Tochter und dessen Lebensgefährte. Ihre Leichen wurden von der lettischen Marine am Dienstag entdeckt.
Nach übereinstimmenden Berichten soll der Unternehmer und Karnevalsfunktionär Griesemann den zweimotorigen Privatjet selbst geflogen haben. Seine Leidenschaft: Kürzlich hatte er eine schwere Krankheit überstanden und freute sich: „Jetzt kann ich wieder fliegen.“ Der 72-jährige Hobbypilot war in Köln nicht nur als erfolgreicher Unternehmer sehr geschätzt. Er zählt als Urgestein der Stadt, der trotz seines wirtschaftlichen Erfolges auf die Menschen zuging und gut zuhören konnte. „Wenn er etwas sagte, zählte das“, wird ein Freund zitiert. Der 72-jährige galt als stiller Förderer im Hintergrund, der wenig über sich und seiner Familie öffentlich erzählte.
Griesemann war trorz seiner persönlichen Zurückhaltung geradezu eine Institution des Kölner Karnevals, wo er zuletzt als Ehrenpräsident der „Blauen Funken“ agierte. Zudem saß er viele Jahre auf dem Chefsessel im Aufsichtsrat des Festkomitees Kölner Karnevals, einer wichtigen Institution in der Domstadt. Das Traditionskorps „Blaue Funken“ führte er zwischen 2014 und 2018 nachdem er bereits dessen Senatsmitglied von 1990 bis 2014 war. Sohn Björn, jetziger Präsident und Kommandant der Blauen Funken, war 2014 Prinz Karneval in Köln. Im Februar 2019 flog Grisemann extra aus Spanien ein, um seinem Sohn auf offener Bühne zum Geburtstag zu gratulieren.
Erfolgreiche Ingenieursgruppe
Die Griesemann-Gruppe mit Sitz in Wesseling südlich von Köln ist seit mehr als 45 Jahren vor allem auf den Feldern Anlagenbau, Engineering, Anlagentechnik und Blitzschutz aktiv. Das Unternehmen hat sich insbesondere auf den Bau von Chemie- und Raffinerieanlagen spezialisiert, und beschäftigt rund 1600 Mitarbeiter. Der für 2020 veröffentlichte Umsatz betrug 119 Millionen Euro wobei ein Ertrag nach Steuern von 2,4 Millionen Euro ausgewiesen wurde. Das Unternehmen wächst weiter. So wurden allein in den vergangenen sechs Monaten mehr als 100 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Mit mehr als 40 Standorten in Deutschland, Österreich und den Niederlanden gehört es zu den größten Ingenieurbüros. Die Gruppe zählt sich zu den Top 10 der Branche und gilt im Bereich Blitzschutz als wichtigster Partner der Industrie. Geführt wird das Unternehmen seit fünf Jahren von Björn Griesemann (46), dem ältesten Sohn der Familie.
Maschine gehörte zur Firmengruppe
„Peter ist gerne und viel geflogen, dabei war er sehr genau fast schon pingelig“, erinnert sich der Kölner Künstler Anton Fuchs, der mit der Familie seit gut zwei Jahrzehnte befreundet ist. Er sei mehrmals nach Südspanien mitgeflogen, wo die Griesemanns ein Anwesen haben. Nach Informationen von Flugdatenbanken soll die abgestürzte Maschine 43 Jahre alt gewesen sein. Die in Österreich registrierte Cessna 551 mit den Zeichen OE-FRG gehörte GG-Rent in Bergisch Gladbach, das zu dem Firmennetzwerk der Unternehmerfamilie Griesemann gehört. Sohn Georg (41) leitet am Köln-Bonner-Flughafen die auf Krankentransporte spezialisierte Chartergesellschaft Quick-Air, die ebenfalls zur Unternehmensgruppe gehört.
An Bord der Unglücksmaschine waren offenbar auch Griesemanns Frau Juliane (68), seine Tochter Lisa (26) und deren Lebensgefährte Paul Vollmer (27). Das junge Paar führt ein großes Pferdegestüt in Wachtberg bei Bonn. Wie die Gemeinde mitteilte, bewirtschaften Lisa Griesemann und Paul Völlmer den „Dreilindenhof" seit gut einem Jahr. Zuvor gehörte das Anwesen Baron de Rothschild, der die Anlage einst als Sponsor einer portugiesischen Olympiareiterin zu Trainingszwecken errichtet hatte.
Nach Angaben von Behörden in verschiedenen europäischen Ländern war die Cessna 551 am Sonntag auf dem Weg vom südspanischen Jerez de la Frontera nach Köln, änderte dann aber aus unbekanntem Grund den Kurs. Laut verschiedenen Medienberichten könnte es in der Kabine einen Druckabfall gegeben haben. Das Flugzeug sei in einer Höhe von etwa 11.000 Metern unterwegs gewesen, wo der Luftdruck niedrig sei. Komme es in solch einer Höhe zu einem Druckabfall, könne man damit rechnen, bewusstlos zu werden, so Luftfahrtexperte Hans Kjäll nach Angaben des schwedischen Rundfunksenders SVT. Die Maschine sei nach vierstündigem Irrflug abgestürzt, als „sie keinen Treibstoff mehr hatte", sagte der Leiter des schwedischen Such- und Rettungseinsatzes, Lars Antonsson, der Nachrichtenagentur AFP.
Andreas Kempf
09.09.2022 | 15:02