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Übernahmeschlacht um die Deutsche Börse?

Der amerikanische Börsenriese ICE prüft ein Gegengebot für den Londoner Marktplatz LSE. Damit soll die Fusion der Briten mit der Deutschen Börse torpediert werden. Die Aktie der Deutschen Börse, die auf die Fusionsnachricht noch mit einem Kurssprung und großer Kaufbewegung reagiert hatte, verharrt diesmal auffällig still und ist lediglich gut behauptet.

Die Hochzeitspläne zwischen der Deutscher Börse und der Londoner Börse LSE werden sabotiert: Die amerikanische Börse ICE bereitet ein Gegenangebot für die LSE vor. Der amerikanische Handelsplatzbetreiber bestätigte am Dienstag entsprechende Medienberichte. Und auch die US-Börse Chicago Mercantile Exchange (CME) bringt sich dem Vernehmen nach für ein Gegengebot in Stellung.

Konkreter scheinen die Pläne bei der ICE zu sein. Dort bereitet man ein Gebot für die Londoner Börse. Beraten werde man dabei von der amerikanischen Großbank Morgan Stanley. Noch sei man aber nicht auf die LSE-Chefs zugegangen, und es sei keine Entscheidung gefallen, ob man tatsächlich ein Angebot für die Londoner Börse vorlegen werde, heißt es bei ICE.

Der Börsenkonzern ICE ist einer der größten der Welt. Zu ihm gehört auch die New York Stock Exchange (NYSE). Mit der Gegenofferte können die Amerikaner den Deal mit der LSE für die Deutsche Börse deutlich verteuern: Die LSE-Aktien legten denn auch, ganz anders als die deutschen Papiere, um mehr als sieben Prozent zu. Die Deutsche Börse und LSE planen einen „Zusammenschluss unter Gleichen“. Aktionäre der Deutschen Börse sollen dabei rund 54,4 Prozent eines neuen, gemeinsamen Unternehmens erhalten, LSE-Aktionäre dagegen nur 45,6 Prozent - das unterschiedliche Tauschverhältnis spiegelt den unterschiedlichen Wert der Börsen wider. Sollte die Aktie der LSE weiter haussieren, müßte es heißen: das bisherige Wertverhältnis.

Noch gibt man sich in Frankfurt gelassen

Legen die amerikanischen Konkurrenten ein höheres Gebot für die Aktien der Londoner Börse vor, müssten Deutsche Börse und LSE bei ihrem Angebot womöglich nachbessern. Noch sieht man den potentiellen Angriff aus den USA aber gelassen. In Finanzkreisen heißt es, man werde sich erst damit beschäftigen, wenn ein verbindliches Angebot vorliegt. Man halte weiter an den Plänen für eine „Fusion unter Gleichen" fest und sei überzeugt, dass es sich um die beste Lösung für beide Börsen handele.

Ihre Fusionspläne hatten beide Börsen in der vergangenen Woche publik gemacht. Gelingt der Zusammenschluss, entstünde eine europäische Superbörse, die sich mit den amerikanischen Platzhirschen ICE und CME auf Augenhöhe bewegen würde. Allerdings waren in der Vergangenheit diverse Fusionsversuche der Deutschen Börse gescheitert. Vor vier Jahren war auch ein Deal zwischen Deutscher Börse und NYSE geplatzt: Die europäische Kommission hatte den Deal wegen kartellrechtlicher Bedenken untersagt.

Ende 2012 hatte die ICE dann die NYSE übernommen, und 2016 zeigt sich: die US-Boys haben noch nicht genug. Für die Frankfurter Börsenfusionspläne bedeutet dies eine Art Wintereinbruch, also Warten auf den Frühling, der doch meteorologisch schon dasein sollte. Ob aber auf den Wiesen, die momentan in London und Frankfurt zum Börsenstierkampf genutzt werden, in diesem Frühjahr Fusionsglockenblumen wachsen werden, das scheint nicht sicher. Handelsblatt / Michael Brächer / Katharina Slodczyk / sig

01.03.2016 | 11:48

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