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Warum Flix mit Streckenstreichung droht

Das 49-Euro-Ticket kommt. Züge und Busse von Flix sind darin aber nicht inbegriffen. Das Unternehmen ist darüber stinksauer. Sogar seinen möglichen Börsengang sieht es in Gefahr.
 
Eigentlich hat Flix das Momentum auf seiner Seite. Erst kürzlich kritisierte der Bundesrechnungshof die Lage des Branchenprimus Deutsche Bahn. Sie werde ein Sanierungsfall, der das ganze System Eisenbahn gefährde. Doch ausgerechnet der Bund, der sein eigenes Mobilitätsangebot seit Jahren nicht in den Griff bekommt, könnte jetzt das munter wachsende Münchner Mobilitätsunternehmen Flix ausbremsen. Der Hebel dazu ist das Deutschlandticket.
 
Anfang April startet der Vorverkauf des 49-Euro-Tickets – es ist der preislich angehobene Nachfolger des 9-Euro-Tickets, mit dem die Deutschen im vergangenen Sommer so eifrig durchs Land fuhren, von München bis nach Sylt. Auch weiterhin können Fernzüge wie etwa ICE, EC und IC der Deutschen Bahn oder anderer Anbieter nicht genutzt werden.
 
Und wie sieht es mit Flixbus und Flixtrain aus? Beide sind – nach aktuellem Stand – nicht inbegriffen. Beim 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 waren die Flix-Angebote ebenso nicht nutzbar. Nach dem Ende des 9-Euro-Tickets gab es laut Flix, Muttergesellschaft von Flixbus und Flixtrain, „viele Gespräche“ mit „positiven Signalen“ mit dem Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Dieser konnte sich aber offenbar nicht dazu durchringen, die quietschgrünen Busse und Züge in das Deutschlandticket zu integrieren.
 
Flix, die vom anstehenden Reiseboom mitprofitieren wollen, schmeckt das gar nicht. Unternehmenschef und Mitgründer André Schwämmlein hat bittere Konsequenzen angedroht, sollte sein Unternehmen nicht doch noch Teil des Deutschlandtickets werden. „Wir müssen voraussichtlich bis zu 20 Prozent des Gesamtangebots in Deutschland streichen“, droht der Gründer in diesen Tagen. Insgesamt würde sich das Fernbusangebot „in 150 deutschen Städten verschlechtern oder es würde ganz wegfallen“. Einzelne Regionen könnten in der Folge komplett vom Fernbus-Netz „abgeschnitten werden“.
 
„Wir wollen nicht nur ein Stück vom Kuchen, wir bringen auch Kuchen mit“, sagt Schwämmlein mit Verweis auf die eigene Marktmacht. Flix-Fernbusse würden das Ticket attraktiver machen und brächten zudem klimapolitischen Mehrwert.
 
Brisant ist das Thema vor allem auch deshalb, weil sich die Hinweise verdichten, dass die Münchner einen Börsengang vorbereiten. Nach Informationen aus dem Unternehmensumfeld und aus Finanzkreisen wollen die Münchner in den nächsten Wochen einen sogenannten IPO-Berater mandatieren. Wer das werden könnte, ist noch unklar. Er oder sie soll potenzielle Banken auswählen, die einen Börsengang begleiten könnten.
 
Dazu äußern möchte sich der Verkehrsanbieter nicht. Auf Anfrage teilt das Unternehmen lediglich mit: „Wir prüfen angesichts der erfolgreichen Umsetzung unserer profitablen Wachstumsstrategie und des Weiteren hohen Wachstumspotenzials von Flix fortlaufend verschiedene Finanzierungsoptionen, dazu gehört auch ein potenzieller Börsengang.“ Das Unternehmen sei gut finanziert, habe starke Investoren und es gäbe keinen Zeitdruck.
 
Gespräche mit Banken und Beratern seien „ein normaler Teil unseres Geschäfts“, meint Flix. Klar ist aber auch: Möchte man schnell weiterwachsen, braucht es irgendwann frisches Geld, und das bekommen Unternehmen einer gewissen Größe nun einmal am besten an der Börse.  
 
Für den Deutsche Bahn-Konkurrenten kommt der Streit um das 49-Euro-Ticket zur Unzeit. Möchte man potenziellen Aktionären eine glaubhafte Wachstumsstory erzählen, sollte das Streckennetz besser wachsen und nicht wie angedroht schrumpfen.

Florian Spichalsky

24.03.2023 | 18:14

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