Ernst Steuger ist Geschäftsführer der Nürnberger Wach- und Schließgesellschaft mbH (NWS). (Foto: WMG)



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Wenn der Roboter die Nachtschicht übernimmt

Nürnberg: Roboter und KI verändern die Sicherheitswirtschaft grundlegend

Die deutsche Wirtschaft steht vor einem strukturellen Wandel, der weit über Lieferketten, Märkte oder Rohstoffe hinausgeht: Es fehlt an Menschen. Der Arbeitskräftemangel ist längst kein temporäres Phänomen mehr, sondern ein dauerhafter Engpass, der nahezu alle Branchen betrifft – auch die Sicherheitswirtschaft. Dabei ist gerade sie ein zentraler Stabilitätsfaktor für industrielle Prozesse, kritische Infrastrukturen und die öffentliche Hand. 

Als Nürnberger Wach- und Schließgesellschaft (NWS) beschäftigen wir derzeit rund 2500 Mitarbeitende. Dennoch bleiben mehr als 80 Stellen unbesetzt – und wir sehen die Kurve nach unten erst am Anfang. Experten prognostizieren, dass dem deutschen Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren jährlich bis zu 500.000 Arbeitskräfte verloren gehen. Für personalintensive Branchen wie unsere ist das ein Alarmsignal. Und es stellt eine Grundsatzfrage: Wie sichern wir unsere Leistungsfähigkeit, wenn die Arbeitskräfte fehlen? 

Unsere Antwort lautet: Durch den Einsatz von Robotern zur Unterstützung der menschlichen Kollegen. Wir investieren gezielt in Digitalisierung, Robotik und KI – nicht, um Menschen zu ersetzen, sondern um bestehendes Personal zu entlasten, Prozesse effizienter zu gestalten und Leistungen skalierbar zu halten. Damit machen wir weiteres organisches Wachstum möglich. 

So haben wir in annähernd fünf Jahren Forschung mobile Sicherheitsroboter zur Marktreife gebracht, die auf großen Arealen und in Liegenschaften eigenständig Kontrollgänge übernehmen und Auffälligkeiten in Echtzeit an unsere Alarmzentralen melden. Die Systeme arbeiten zuverlässig und eröffnen neue Möglichkeiten, qualifiziertes Personal dort einzusetzen, wo menschliche Präsenz unersetzlich bleibt. 

Parallel dazu haben wir eine digitale Pförtnerlösung entwickelt. Viele Unternehmen beschäftigen Mitarbeitende ausschließlich für Besuchermanagement. Dieser gesamte Prozess – Identitätsprüfung, Ausweiserstellung, Dokumentation – lässt sich heute digital und mobil abbilden. Das schafft Kapazitäten und senkt die Kosten – ein Mehrwert, den industrielle Auftraggeber ebenso wie öffentliche Institutionen zunehmend nachfragen. 

KI als Chance, nicht als Risiko 

Selbstverständlich setzen wir auch intern verstärkt auf Automatisierung: KI-gestützte Systeme für Dokumentenmanagement, digitale Assistenzlösungen und lernende Prozesse reduzieren manuelle Routinen und erhöhen die Reaktionsgeschwindigkeit in unseren operativen Abläufen. Dabei verstehen wir KI als Werkzeug, nicht als Risiko. Sie verbreitet sich zunehmend. Die entscheidende Frage lautet nicht, ob wir sie einsetzen, sondern wie. Für uns steht fest: KI kann die Arbeitswelt menschlicher machen, wenn sie sinnvoll zur Entlastung eingesetzt wird. 

Doch technische Lösungen allein definieren nicht den künftigen Erfolg der Branche. Die Sicherheitswirtschaft muss sich auch strategisch neu positionieren: als integraler Bestandteil unternehmerischer Resilienz. In Zeiten geopolitischer Spannungen, steigender Bedrohungslagen und wachsender Abhängigkeit von digitalen Infrastrukturen wird Sicherheit zum Wettbewerbsfaktor – für Produktionsstandorte, Forschungszentren, Behörden oder Versorger gleichermaßen. 

Wer in einem Hochtechnologieland wie Deutschland investiert, erwartet verlässliche Schutzmechanismen rund um die Uhr. Die Sicherheitswirtschaft steht damit nicht am Rand, sondern im Zentrum vieler Wertschöpfungsketten. Diese veränderte Rolle erfordert neue Kompetenzen, eine stärkere Vernetzung mit anderen Branchen – und ein klares Bewusstsein in Wirtschaft und Politik für den Beitrag, den Sicherheit zur Standortqualität leistet. 

 

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WMG

06.10.2025 | 13:41

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